Coronavirus Notenbanken wollen Finanzmärkte beruhigen

Die Märkte schwächeln weiterhin unter der Corona-Krise. Notenbanken wie die Bank of Japan versuche, die Märkte mit geldpolitischen Maßnahmen zu stützen.

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Die japanische Zentralbank versorgt das nationale Finanzsystem mit Liquidität. Quelle: dpa

Die großen Notenbanken versuchen, der nervösen Stimmung an den internationalen Finanzmärkten etwas entgegenzusetzen. Nachdem die US-Notenbank Fed am Freitag ihre geldpolitische Handlungsbereitschaft signalisiert hatte, zogen am Montag die Zentralbanken Großbritanniens und Japans nach. Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte nach den Worten ihres Vizepräsidenten Luis de Guindos die Wirtschaft wegen des Ausbruchs des Coronavirus mit geldpolitischen Mitteln stützen.

„In jedem Fall steht der EZB-Rat bereit, alle seine Instrumente anzupassen, wenn erforderlich“, sagte de Guindos am Montag auf einer Veranstaltung in London laut Redetext. An vorderster Front sollte aber die Fiskalpolitik stehen. „Wir bleiben wachsam und werden alle hereinkommenden Daten sorgfältig beobachten.“ Die Reaktion der EZB sollte ruhig und umsichtig sein.

Der Ausbruch der Viruserkrankung sorgt de Guindos zufolge für neue Unsicherheit hinsichtlich der Wachstumsaussichten für die Euro-Zone. „Der Ausbruch hat das Potenzial, die Wirtschaft der Euro-Zone sowohl auf der Nachfrage- als auch auf der Angebotsseite zu treffen,“ warnte der Stellvertreter von EZB-Präsidentin Christie Lagarde.

Die Quarantäne-Maßnahmen in China und die damit verknüpften Produktionsausfälle könnten die Auslandsnachfrage dämpfen. Das werde sich möglicherweise auf die Exporte aus der Euro-Zone auswirken. Im Dienstleistungssektor könnten sich Reisebeschränkungen bemerkbar machen. „Sollte sich der Virus weiter ausbreiten, könnten heimische Firmen direkter getroffen werden, beispielsweise durch Verzögerungen in den Lieferketten.“

Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau sagte, man sei wachsam und vorbereitet, dürfte aber nicht die Ruhe verlieren. An den Börsen sorgte der verbale Balsam der Währungshüter nur kurz für Beruhigung.

Am Freitag hatte die US-Notenbank eine kurze Erklärung von Fed-Chef Jerome Powell veröffentlicht. Darin heißt es, die US-Wirtschaft sei zwar weiter in einer starken Verfassung. Allerdings stelle das Coronavirus ein Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung dar.

Die Fed beobachte die Entwicklungen genau: „Wir werden unsere Instrumente einsetzen und angemessen handeln, um die Wirtschaft zu unterstützen.“

Die japanische Zentralbank handelte: Über den übergangsweisen Ankauf von Staatsanleihen versorgte sie das nationale Finanzsystem mit Liquidität. Den Banken wurde der Erwerb von Staatsanleihen im Wert von 500 Milliarden Yen (etwa 4,2 Milliarden Euro) angeboten.

Auch die Bank of England gab am Montag eine kurze Erklärung ab. Ein Sprecher sagte, die Zentralbank arbeite mit dem Finanzministerium und den internationalen Partnern zusammen, um sicherzustellen, dass alle erforderlichen Schritte unternommen würden, um die finanzielle und geldpolitische Stabilität zu erhalten.

Ob und wie die Notenbanken tatsächlich reagieren werden, ist offen. An den Finanzmärkten wird die deutlichste Reaktion noch der US-Notenbank Fed zugetraut. Denn sie verfügt unter den großen Notenbanken noch über den größten Zinssenkungsspielraum. In der Eurozone und Japan, aber auch in Großbritannien liegen die Leitzinsen wesentlich tiefer, teils sogar unter der Nulllinie.

Ungeachtet dessen gilt es als fraglich, wie weit geldpolitische Unterstützung in der Corona-Krise überhaupt helfen kann. Denn das Hauptproblem liegt nicht im Finanzsystem, sondern in der Realwirtschaft: Weil in China große Teile der Wirtschaft stillstehen und sich das Virus auf weitere Länder ausbreitet, sind die internationalen Produktions- und Lieferketten gestört.

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