Beruf Wie man mit Niederlagen umgeht

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Das selbe Ziel anpeilen? Kommt auf die Analyse an

Was ist also wichtig: Ziele neu anzupeilen oder umzuformulieren?

Das hängt von der Analyse ab. Der Bundestrainer Jogi Löw hat  Mario Gomez immer wieder aufgestellt, obwohl er über Hunderte von Spielminuten als Stürmer kein einziges Tor geschossen hat;  und der hat schließlich die geforderte Leistung abrufen können. Löws Beharren auf seiner Einschätzung war also korrekt. Nach einer Fehleranalyse kann es  durchaus der Fall sein, dass man die vorherigen Ziele wieder anpeilt und bei seiner Strategie bleibt. Es kann aber auch sein, dass man nach der Analyse, sagt: Wir haben die Dinge falsch eingeschätzt. Nun müssen wir die Konsequenzen ziehen und Dinge ändern. Leute, die unreife Verarbeitungsmuster haben, ihren Anteil nicht sehen wollen oder die Schuld bei anderen suchen, sind dazu verdammt, immer wieder die gleichen Fehler zu machen. Solche Personen brauchen Hilfe von Außen.

Wer kann da helfen?

Es müssen nicht unbedingt Profis sein, aber es müssen auf jeden Fall Leute sein, die kein eigenes Interesse haben. Sie müssen den Sachverhalt verstehen und keine Vorwürfe formulieren. Sätze wie: „Habe ich Dir doch gesagt, dass das nichts bringt“, helfen nicht weiter. Bei einem Manager, der für das Schicksal von Mitarbeitern verantwortlich ist oder über zig Millionen Euro bestimmen muss, kommt das Problem hinzu, dass sie von im eigenen Unternehmen von Konkurrenten umstellt sind. Dann müssen sie sich fragen: Mit wem kann ich offen reden? Ein Coach ist in solchen Fällen hilfreich.

Wie überträgt man dann die Konsequenzen aus der Analyse auf das Team?

Erst wenn man als Manager die Sache emotional einigermaßen verarbeitet hat, , kann man auch mit dem Team die Ist-Situation und die nötigen Konsequenzen besprechen. In einem Unternehmen kann es aber auch sinnvoll sein, , dass man die Fehleranalyse und Entwicklung von Konsequenzen mit seinen engen Mitarbeitern  gemeinsam erarbeitet.

Wie viel Risiko sollte man bei Entscheidungen eingehen, ohne tollkühn zu sein?

Im unternehmerischen Bereich gibt es so viele Einfluss-Faktoren, dass eine Entscheidung per se nie hundertprozentig sicher sein kann. Selbst ein Unternehmer, der sagt: Ich lasse alles wie es ist, weil ich kein ein Risiko eingehen möchte, geht damit ein Risiko ein, weil die  Rahmenbedingungen sich ändern und  seine Entscheidung, nichts zu ändern, sich in einer dynamischen Umwelt als Fehler herausstellen kann.  Es gibt in diesem Bereich einfach keine Entscheidung, die risikofrei wäre. Wichtig ist, dass man Entscheidungen bewusst trifft und Alleingänge vermeidet. Man sollte einen Kreis an kritischen Vertrauten haben, mit denen  man gezielt verschiedene Szenarien durchdenken. Dann kann man sich auch im Zweifel gegen die Meinung eines Experten entscheiden. Der Manager muss aber für sich wissen, wieso, weshalb und warum er eine Entscheidung trifft. Er trägt die Verantwortung. Dann kann er eine Niederlage, im Falle einer Fehlentscheidung, aufrechten Hauptes tragen. Als Trainer kann man während des Spiels ja einiges korrigieren – als Unternehmen geht das nicht immer so schnell.

 

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