1. Xing ist nicht Facebook
Wer auf Xing, Linkedin und Co kommuniziert, sollte auf seine Sprache achten. Ralph Dannhäuser empfiehlt, sich folgende Frage zu stellen, um den richtigen Ton zu treffen: „Kann ich mit meinen Postings ruhig schlafen, wenn diesen Beitrag mein künftiger Chef, meine Kollegen oder Kunden sehen würden?“ Dannhäuser ist Experte für Social-Media-Recruiting und warnt auch vor privaten Fotos in Karrierenetzwerken: „Konkrete No-Gos sind Profilfotos vom letzten Urlaub oder ein Bild im Hochzeitskleid – außer Sie designen oder vertreiben Brautkleider.“
2. Vorsicht vor Kontaktaufnahme mit fremden Personen
Trifft man online auf den Chef des Wunschunternehmens, ist es nicht unbedingt klug, diesem direkt eine Kontaktanfrage zu senden. „Ich finde es eigenartig, wenn Personen Kontaktanfragen ohne jeden Bezug an Unbekannte versenden“, sagt Sönke Mohr. Er ist der Gründer der Personalberatung mposition. „Für eine Kontaktanfrage sollte man zumindest schon einmal telefoniert haben“, fügt er hinzu. „Sonst wirkt es schräg und aufdringlich.“ Eine Nachricht mit seinem Anliegen zu schreiben, kann er jedoch empfehlen – auch an Unbekannte.
Auch Karriere-Coach Bernd Slaghuis empfiehlt, immer eine Nachricht mitzusenden. „Ich finde, das gehört einfach zum guten Ton“, sagt er. Karriereberaterin Gabriele Euchner findet es hingegen unproblematisch, fremde Menschen kommentarlos als Kontakt hinzuzufügen. Euchner ist Expertin für Trennungsmanagement und Karriereberaterin bei der Unternehmensberatung Kienbaum. „Sie müssen auch keine Nachricht schreiben“, meint sie. Wer auf einem Karriereportal eine Kontaktanfrage verschickt, möchte sich vernetzen und vielleicht mal von dem Kontakt profitieren. „Das ist so offensichtlich, das muss man nicht aufschreiben.“ Anders sei es, wenn man sich irgendwoher bereits kenne. Dann könne man in einer kurzen Nachricht darauf hinweisen.
3. Nachrichten mit konkreten Anliegen
Ein „Hallo, ich bin Herr Müller und ich möchte mich gerne mit Ihnen vernetzen“, kommt selten gut an. Da sind Mohr und Euchner sich einig. Mohr rät, sich die Kontaktaufnahme gut zu überlegen. „Schreiben Sie Mitarbeiter im Unternehmen nur an, wenn Sie eine konkrete Frage haben, die auf der Karriereseite der Firma nicht beantwortet wird.“
Karrierecoach Bernd Slaghuis rät, dem Kontaktierten einen direkten Mehrwert für sein Unternehmen zu bieten. Ein Nachhaltigkeitsmanager könnte dem Abteilungsleiter schreiben, was er mitbringt und wieso das Unternehmen so jemanden brauchen könnte.
4. Funktionen der Netzwerke nutzen
Kontakte aus der eigenen Branche lassen sich bei Xing, Linkedin und Co. am besten in Gruppen finden. „Treten Sie Gruppen bei, die Sie interessieren und tauschen Sie sich über Themen aus“, rät Mohr. So lerne man spannende Kontakte kennen und könne auch direkt die eigene Expertise unter Beweis stellen. „Das kommt besser an als die Kontaktanfrage aus dem Nichts“, sagt Mohr.
Gabriele Euchner hat noch einen anderen Tipp: „Suchen Sie bei Linkedin nach Ihrem eigenen Jobtitel und schauen Sie, wer ähnliche Jobs macht und bei welchen Unternehmen“, rät sie. So kann man sich mit der Konkurrenz vergleichen und lernt zugleich noch spannende, weniger bekannte Unternehmen kennen.
Duzen oder Siezen in Sozialen Netzwerken?
5. Die richtige Person kontaktieren
Ist jemand an einer konkreten Stellenausschreibung interessiert, rät Mohr, sich zunächst nur mit einer Nachricht direkt an den Recruiter des Unternehmens zu wenden. In der Stellenanzeige steht in der Regel ein Ansprechpartner. Von der direkten Kontaktaufnahme mit dem Abteilungsleiter rät er ab. „Recruiter mögen es nämlich gar nicht, wenn jede Abteilung mit irgendwelchen Xing-Kontakten ins Büro stürmt“, sagt er. „Sie können ihn auf eine Ausschreibung, die Sie interessiert, ansprechen und eine Frage stellen“, rät Mohr.
Bernd Slaghuis warnt vor allgemeinen Anfragen an die Personaler. „Die nehmen sich nur für konkrete Fragen Zeit“, sagt Slaghuis. Bei Fragen zu einer Stellenausschreibung sei es sinnvoll, die Kontaktdaten in der Stellenanzeige zu nutzen und nicht den Umweg über Xing oder Linkedin zu gehen.
6. Sie vor dem Du
Gabriele Euchner bringt die Regeln für einen Austausch über Xing in einem Satz auf den Punkt: respektvoll, wertschätzend und mit Sie und nicht mit Du. Besonders das Thema Duzen wird heiß diskutiert. „Sie sollten sich gut über das Unternehmen und dessen Umgangston informieren“, sagt Mohr. Prinzipiell fahre man mit einem Sie besser, aber „wenn es ein junges Start-up ist, dessen Mitarbeiter sich im Internet auch nur mit Vornamen präsentieren, wirkt ein Sie schnell unpassend“, erklärt Mohr.
Bernd Slaghuis rät, die Person so anzuschreiben, wie man sie im persönlichen Gespräch auch ansprechen würde. „Würden Sie ihn im echten Leben Siezen? Dann tun Sie das online auch.“ Auch im Englischen sollte man die Feinheiten der richtigen Ansprache beherrschen. „You ist nicht automatisch Du“, warnt Gabriele Euchner. „Man muss die Unterschiede kennen, um die angemessene Ansprache zu finden.“
7. Nicht das künftige Team vorab kontaktieren
Slaghuis rät, Xing, Linkedin und Co zu nutzen, um sich die Profile der potenziellen Kollegen einmal anzusehen. So erfährt man, welchen Hintergrund die Kollegen haben und wie groß die Teams sind. Doch hier gilt: nur gucken, nicht anschreiben. „Sie sollten aber nicht den potenziellen Kollegen nach der Stimmung im Team fragen“, sagt er.