Sidepreneurship Die Selbstständigkeit nebenbei ist perfekt zum Ausprobieren

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Wie sag ich's dem Chef?

Eine Grenze darf nach Ansicht beider Experten aber niemals überschritten werden. „Man sollte unbedingt klar zwischen Angestelltenverhältnis und nebenberuflicher Selbstständigkeit trennen“, mahnt Lutsch. „Die Zeit bei meinem Arbeitgeber gehört zu hundert Prozent auch ihm. Hier darf keinesfalls Arbeitskraft abgezogen werden.“ Sein Rat: „Bei der Aufnahme einer nebenberuflichen Selbstständigkeit das Gespräch mit dem eigenen Vorgesetzten zu suchen und sich gegebenenfalls auch die Kenntnisnahme mit Umfang bestätigen zu lassen.“ Auf diese Weise komme es später nicht zu unliebsamen Überraschungen.

„Ich kann erst einmal nachvollziehen, dass jemand vor diesem Gespräch Respekt hat. Das hatte ich auch“, erinnerte sich Rathgeber auf „Sidepreneur.de“ an den „Offenbarungseid“ beim Chef. Denn da schwinge immer die Befürchtung mit „Oh, da ist jemand auf dem Absprung“. Letztlich profitiere aber auch der Arbeitgeber von der Nebentätigkeit. Denn der Angestellte bringe eine „menschliche Gesamtzufriedenheit“ mit zurück in den Betrieb nebst den im Nebenjob erlernten Fähigkeiten. Ein Tabu für alle drei Experten ist es hingegen, wenn der Selbstständige seinem Arbeitgeber direkt Konkurrenz macht.

Ein Abenteuer für Mutige und gut Organisierte

Der bürokratische Aufwand kann bei der Selbstständigkeit in der Freizeit allerdings insbesondere am Anfang überproportional hoch sein. Vor allem dürfte es aber die Angst vor dem Scheitern und eine hierzulande noch wenig ausgeprägte Gründer- und Machermentalität sein, die viele Interessenten davon abhält, das Hobby oder die Leidenschaft zum (Neben-)Job zu machen. Dabei muss der erste Schritt gar nicht immer großartig durchgeplant sein, raten die Experten.

„Ein Plan ist natürlich nie verkehrt“, findet Luck, sagt aber auch „Ja, unbedingt!“ zu einem einfach-mal-machen-Ansatz. Gerade das geringe, beziehungsweise kalkulierbare Risiko sei schließlich der große Vorteil dieses Gründermodells. Ist der Anfang geschafft, könne es flexibel weitergehen: „Vielleicht kann der Teilzeit-Unternehmer bei seiner Festanstellung in Teilzeit gehen und an ein, zwei Tagen pro Woche testweise sein neues Business aufbauen. Wenn das gut anläuft, kann er irgendwann voll darauf setzen – oder es im anderen Fall eben wieder bleiben lassen.“

Lutsch rät bei aller gegebenen Vorsicht ebenfalls meist zu einem beherzten Ruck, um nicht ewig in der Planungsphase festzustecken. „Erst durch die Umsetzung nimmt eine Unternehmung Gestalt an“, findet er. Grundsätzlich sollten jedoch die folgenden Fragen beantwortet werden:

  • Wer ist mein Kunde?
  • Welche Probleme hat er?
  • Was muss mein Produkt/Dienstleistung können, um für den Kunden einen echten Mehrwert zu stiften?
  • Welche Partner brauche ich dafür?
  • Wieviel soll mein Produkt kosten?

Wer also sollte den Sprung in die Nebenselbstständigkeit wagen? „Wer wirklich selbst etwas bewegen will, auch in stressigen Phasen einen kühlen Kopf behält und Probleme als Herausforderungen sieht, der kann in einer unternehmerischen Rollen aufgehen“, meint „Sidepreneur.de“-Geschäftsführer Lutsch. „Vielleicht geht es auch um einen Nebenberuf, der nicht für den Hauptberuf reichen würde, etwa wenn man als freiberuflicher Journalist ab und an Termine für die Lokalzeitung wahrnehmen will“, ergänzt VGSD-Sprecherin Luck. „Dann schnuppert man ab und an in die Medienwelt hinein, während der tatsächliche Brotberuf ein anderer ist.“ Und für wen ist die Doppelbelastung eher doch nichts? Lutsch meint: „Wer sehr auf seine Freizeit, einen 9-to-5-Job bedacht ist und sich schlecht selbst organisieren kann, wird wohl eher mit dem Sidepreneur-Dasein nicht glücklich werden.“

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