Überstunden Wer länger arbeitet, macht schneller Karriere

Überstunden: Längere Arbeitszeiten sind gut für die Karriere Quelle: Getty Images

Laut einer neuen Studie ist die Arbeitszeit immer noch ein wichtiger Karrierefaktor – zumindest bei internen Beförderungen.

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Neulich sprach ich mit einem Manager über seine Karriere. Mit Anfang 50 führt er einen kleinen Mittelständler und ist verantwortlich für knapp 100 Mitarbeiter. Kein Weltkonzern, aber immerhin.

Ich wollte wissen, was denn das Geheimnis seines beruflichen Erfolgs sei. „Ich habe immer viel und gerne gearbeitet“, sagte er, „während andere im Schwimmbad lagen, saß ich im Büro.“ Ob das alles sei, fragte ich. „Und ich hatte Glück“, antwortete er. „Fleiß und Glück – so einfach ist es.“

Ich hielt dieses scheinbar banale Erfolgsrezept für überholt. Erzählen nicht alle Karriereberater immer, wie wichtig das persönliche Netzwerk für das berufliche Fortkommen ist? Muss heute nicht jeder coden können und twittern, Fremdsprachen beherrschen und obendrein jederzeit das richtige Outfit wählen?

Einfach viel, hart und lange arbeiten – kann es wirklich so einfach sein?

Ja, kann es – zumindest, wenn man einer Studie folgt, die das Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit kürzlich veröffentlicht hat. Demnach gibt es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen dem Pensum im Büro und der Position auf der Karriereleiter. Wer länger arbeitet, macht schneller Karriere.

So lautet auch das Fazit von Takao Kato, Ökonomieprofessor an der amerikanischen Colgate-Universität. Er analysierte zusammen mit seinem Kollegen Anders Frederiksen von der Aarhus-Universität repräsentative Daten des dänischen Statistikamtes. Die Regierungsbehörde verfolgt seit 1994 in zwei Langzeitstudien – der „Integrated Database for Labor Market Research“ und der „Danish Labor Force Survey“ – den Werdegang von knapp 170.000 zufällig ausgewählten Dänen.

Die Männer und Frauen werden darin regelmäßig befragt, wie viele Stunden sie pro Woche arbeiten und auf welcher Hierarchieebene sie sich aktuell befinden. Arbeiten sie als Vorstand oder Abteilungsleiter, als einfacher Angestellter oder Arbeiter ohne akademischen Hintergrund?

Wenig überraschend: Nur 2,7 Prozent aller Studienteilnehmer arbeiteten auf der obersten Vorstandsebene – und jedes Jahr schafften es gerade mal 1,6 Prozent aller Abteilungsleiter dorthin. Was die gemeinsam hatten? Genau: ihren Arbeitseifer. Wer es zwischen zwei Umfragen vom Abteilungsleiter zum Vorstand geschafft hatte, arbeitete im Schnitt 42,1 Stunden pro Woche. Wer nicht ins Topmanagement befördert worden war, arbeitete durchschnittlich nur 36,5 Stunden pro Woche. Immerhin ein Unterschied von 15 Prozent.

Nun ist die Arbeitszeit alleine kaum der einzige Karrierefaktor. Außerdem stellten die Forscher fest: Die Verbindung zwischen Pensum und Beförderung bestand nur bei internen Beförderungen. Anders formuliert: Nur weil jemand bei seinem jetzigen Arbeitgeber viel rackert, heißt das noch lange nicht, dass andere Unternehmen ebenfalls auf ihn aufmerksam werden. Doch zumindest bei der Karriere im eigenen Haus sind lange Arbeitszeiten anscheinend förderlich.

von Jan Guldner, Lin Freitag, Bert Losse, Kristin Rau, Claudia Tödtmann

Aber wieso?

Kato vermutet: Wer viel Zeit im Job verbringt, sammelt dadurch mehr Wissen und Kompetenz, signalisiert außerdem Ehrgeiz und Einsatz – und wird umso eher befördert. Zumindest dann, wenn er in Relation zur übrigen Belegschaft mehr Zeit investiert. Denn auch das macht Kato in seiner Studie deutlich: Entscheidend ist es nicht zwingend, einfach nur viel zu arbeiten – sondern vor allem mehr als die Kollegen.

Bevor Sie jetzt aber alle schönen Sommerabende im Büro verbringen, hier noch eine kleine Warnung: Überstunden an Werktagen wirkten sich zwar durchaus positiv auf die Laufbahn aus. Zur Arbeit am Wochenende fanden die Wissenschaftler keinen positiven Zusammenhang.

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