EntscheidungsMacher – Teil 3 „Wir müssen jetzt zielgerichteter und mutiger handeln“

Angela Titzrath Quelle: PR

Bei ihrem Antritt als HHLA-Chefin wurde Angela Titzrath als „teuerste Azubine Hamburgs“ verspottet, weil sie keinerlei Erfahrung in der Schifffahrtsbranche vorweisen konnte. Mittlerweile sind die Kritiker verstummt.

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Es gibt viele Faktoren, die gegen Angela Titzrath arbeiten: Etwa die immer stärker werdende Konkurrenz der anderen Nordseehäfen zum Hamburger Hafen. Oder die immer größeren Schiffe, für die die Elbe zu schmal ist. Nun kommt auch noch die Coronakrise dazu, in der die Reeder viele Fahrten zwischen Europa und Asien gestrichen haben. Titzraths Job als Vorstandschefin der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) und damit wichtigste Managerin im Hafen macht all das nicht einfacher.

Es gibt vor allem einen Faktor, der für Angela Titzrath arbeitet: ihre Durchsetzungskraft. Auf der digitalen Hauptversammlung sagte die 54-Jährige kürzlich: „Wir werden nicht der größte Hafen sein können. Wir sollten der beste Hafen sein, bei Innovation und Technologie.“ Das zeichnet Titzrath aus: Sie weiß sich zu fokussieren. Sie setzt Prioritäten für die HHLA.

In den vergangenen Jahren hat sie das Unternehmen unabhängiger von Hamburg gemacht, zum Beispiel durch die Übernahme des Terminals im estnischen Tallinn. 2019 erwirtschaftete das Unternehmen operativ 200 Millionen Euro Gewinn, bei 1,35 Milliarden Euro Umsatz. Auch in der Coronakrise schreibt die HHLA noch Gewinn.

Dabei wurde Titzrath bei ihrem Amtsantritt von einer Fachzeitschrift als „teuerste Azubine Hamburgs“ verspottet. Sie hatte wenig Erfahrung mit der Schifffahrt: Titzrath machte ihre Karriere bei Daimler, war Personalvorständin bei der Deutschen Post. Ihr Vorgänger in Hamburg hatte dem Hafen noch schier endloses Wachstum prognostiziert. Als das nicht kam, schlingerte die HHLA auf ungewissem Kurs.

Titzrath musste nicht nur neue Ziele setzen, sondern sich auch gegen Kritiker durchsetzen. Das ist ihr gelungen: Gerade ist sie in den Aufsichtsrat der Lufthansa gewählt worden. Wohl auch, weil sie mit Staatsbeteiligungen ihre Erfahrungen hat: Die Stadt Hamburg ist Mehrheitsgesellschafter der HHLA. In der Coronakrise hat die Stadt ihre Anteile aufgestockt, statt eine Dividende zu beziehen. So schnell wird das Unternehmen die Kontrolle der Stadt also nicht los. Allerdings braucht die HHLA ohnehin den Rückhalt der Politik, beim Neubau der Köhlbrandbrücke. Und Titzrath hat sich so in der Krise Liquidität gesichert.

Nun sucht sie sich neue Verbündete: Titzrath setzt sich für eine Kooperation der deutschen Häfen ein. Die HHLA prüft eine Fusion mit der Firma Eurogate, die in Bremerhaven, Wilhelmshaven die Häfen steuert und auch ein Terminal in Hamburg betreibt. Ein Zusammenschluss könnte mehr Durchsetzungskraft gegenüber den mächtigen Reederei-Allianzen bringen.

Dafür opfert sie in der Krise andere Projekte wie den Hyperloop. Eigentlich wollte Titzrath bis zum nächsten Jahr eine Anlage bauen, mit der Container vom Schiff direkt in das Röhrensystem verladen werden können. Nun wird es nur ein Eins-zu-eins-Modell, das die Übergabe von Containern in den Hyperloop demonstriert.

Entscheidungsmacher
Welche Manager handeln richtungsweisend? Dieser Frage widmen sich die WirtschaftsWoche und die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in der Serie EntscheidungsMacher. Die Redaktion nominiert Kandidaten, eine Jury wählt den Gewinner. Bei der ersten Auflage 2017 wurde Osram-Chef Olaf Berlien ausgezeichnet, 2018 siegte TUI-CEO Friedrich Joussen, 2019 Ralph Dommermuth von United Internet.

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