DHDL-Kandidat Bikuh „Die Löwen haben unser Geschäftsmodell nicht verstanden“

Bikuh: Angela Gonzalez und Patrick Kolb bei der TV-Gründershow „Die Höhle der Löwen“ Quelle: TVNOW / Bernd-Michael Maurer

Mit ihrer Idee, aus Fahrrädern Werbeflächen zu machen, stießen Angela Gonzalez und Patrick Klug in der Gründershow „Die Höhle der Löwen“ auf Skepsis. Doch wie ging's hinter den Kulissen weiter?

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Strampeln für die gute Sache - das ist die Idee des Start-ups Bikuh. Über eine App entscheiden gibt das Gründerduo Angela Gonzalez und Patrick Klug Radlern die Wahl zwischen verschiedenen Kampagnen, die die Nutzer von einer Partnerwerkstatt zwischen den Speichen anbringen lassen können. Im Gegenzug erhalten sie 20 Cent pro gefahrenen Kilometer. Um den Ausbau des Unternehmens voranzutreiben, waren die beiden Frankfurter bereit, 20 Prozent ihres Start-ups für die Summe von 200.000 Euro abzugeben. Doch die Idee der umweltfreundlichen Werbung kam nicht an. Am Ende verließen Klug und Gonzalez die Höhle ohne Deal. Wie ging es für die beiden nach der Aufzeichnung weiter?

WirtschaftsWoche: Frau Gonzalez, Herr Klug, haben Sie mit so viel Widerspruch gerechnet?
Patrick Klug: Wir hatten uns im Vorfeld natürlich Gedanken über die einzelnen Löwen gemacht und uns überlegt, wer wie reagieren könnte. Es hieß, dass Nico Rosberg am Tag unseres Pitches dabei wäre und da hatten wir uns auf jeden Fall Chancen ausgerechnet, denn er hat ja schon häufiger in nachhaltige Start-ups investiert – gerade aus dem Bereich Mobilität. Dass er dann nicht anwesend war, fanden wir sehr schade und es war auf jeden Fall ein Nachteil.

Die Löwen haben Ihnen vorgeschlagen, Ihr Konzept komplett umzustellen. Statt für das Fahren sollten die Leute einfach für das Anbringen der Werbung an Ihren Rädern, also für jede Stehsekunde bezahlt werden. Die Werbung könnte man, so das Argument, besser sehen, wenn die Fahrräder geparkt sind.
Patrick Klug: Das war ein Punkt, den wir überhaupt nicht nachvollziehen konnten. An dieser Stelle hatten wir den Eindruck: Die Löwen haben unser Geschäftsmodell gar nicht verstanden. Unser Ansatz ist es schließlich nicht die Menschen fürs Parken zu bezahlen, sondern dafür, dass sie ein umweltfreundliches Transportmittel nutzen.

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Carsten Maschmayer riet Ihnen sich komplett auf Geschäft mit Unternehmenskunden zu konzentrieren. Was halten Sie davon?
Patrick Klug: Tatsächlich haben wir diesen Ansatz bereits verfolgt, als die Sendung aufgezeichnet wurde. Wir arbeiten zum Beispiel mit Unternehmen zusammen, die ihre Mitarbeiter dafür entlohnen, wenn diese mit Fahrrädern unterwegs sind, auf denen Werbung der Firma zu sehen ist. Dafür erhalten sie extra Urlaubstage oder Geld, das sie dann für gemeinnützige Zwecke spenden. Diesen Firmen stellen wir unsere App zur Verfügung, damit sie nachvollziehen können, wie viele Kilometer ihre Mitarbeiter bereits gefahren sind, wo sie unterwegs waren oder welche Abteilung am fleißigsten geradelt ist.

Georg Kofler war Ihr härtester Kritiker, nannte Ihr Konzept sinngemäß altmodisch.
Angela Gonzalez: Herr Kofler ließ sich in den zwei Stunden, die die Aufzeichnung gedauert hat, durch kein Argument von seinem Kurs abbringen. Er glaubt an das Konzept der digitalen Werbung, weil das sein Schwerpunkt ist. Wir zweifeln nicht an der Wirksamkeit von Social Media, glauben aber auch, dass Außenwerbung nach wie vor seine Berechtigung hat und sich nicht auf dem absteigenden Ast befindet, wie Herr Kofler meint.

Patrick Klug: Und in diesem Bereich haben wir mit Bikuh eine besondere Nische besetzt: Die Werbung wird von Leuten gefahren, die sich für das Thema oder das Produkt begeistern und oftmals selbst die Zielgruppe sind. Wir schaffen also Markenbotschafter und diese tragen die Werbung überall dorthin, wo sie relevant ist, wo ähnlich tickende Menschen unterwegs sind.

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Hat die geballte Abwehr Sie gekränkt?
Patrick Klug: Wir waren natürlich anfangs ein bisschen geknickt, dass es mit dem Deal nicht geklappt hat, aber da wir ursprünglich eigentlich sowieso ein langsames, organisches Wachstum geplant hatten, ist der Ausgang des Pitches für uns so vollkommen in Ordnung.

Wie lief es denn zuletzt für Bikuh?
Patrick Klug: Die Coronakrise hat sich natürlich bemerkbar gemacht. Einmal sparen Unternehmen aktuell an der Werbung und zum anderen sind viele Leute im Homeoffice, so dass es schwieriger ist, Radler zu gewinnen, die mit den Werbebotschaften herumfahren.

Angela Gonzalez: Glücklicherweise konnten wir im vergangenen Jahr aber trotz der Pandemie unseren Umsatz steigern. Zwar nicht so stark, wie eigentlich geplant, aber immerhin. Ein paar potenzielle Kunden sind uns abgesprungen, dafür haben wir andere gewonnen, wie eine Partei. Auch dieses Jahr sind Parteien interessiert, da sie im Wahlkampf wegen Corona auf traditionelle Stände in der Innenstadt verzichten müssen.

Glauben Sie, dass Ihre Idee auch außerhalb Deutschlands funktioniert?
Angela Gonzalez: Wir können uns definitiv vorstellen auch ins Ausland zu expandieren und sind sicher, dass das Interesse an Umweltschutz und Einsparung von Kohlendioxid in anderen Ländern ebenso groß ist wie hier – wenn nicht sogar noch größer. Um zu expandieren, bräuchten wir natürlich auch das entsprechende Kapital.

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Das heißt, Sie suchen weiterhin einen Investor – trotz der Absage in „Die Höhle der Löwen“?
Patrick Klug: Ja, aber nicht irgendeinen Investor. Ein potenzieller Geldgeber sollte den Kern und Sinn von Bikuh verstehen, nämlich dass wir das Radfahren auf unternehmerische Weise fördern wollen, weil uns Nachhaltigkeit am Herzen liegt. Einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten, ist uns einfach sehr wichtig. Millionen von Euro dafür, dass wir die Radfahrer bezahlen, damit ihre Räder rumstehen, wäre erstens nicht in unserem Sinne und zweitens auch gar nicht erlaubt. Dann würden wir lieber verzichten.

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