Digitalisierung auf der Baustelle Per Klick zum Kran

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Fundgrube für Tüftler

An der Digitalisierung auf dem Bau arbeiten auch junge Firmen aus anderen Branchen: Den Einkauf und Transport von Sand, Schotter und Kies beispielsweise hat sich Schüttflix aus Gütersloh vorgenommen. Die Dokumentation von Mängeln auf der Baustelle und die Aufgabenplanung wollen Start-ups wie das Wiener Proptech Planradar vereinfachen. Mit seiner Software kommt die 2014 gegründete Firma auch bei Instandhaltungsarbeiten zum Einsatz: neuerdings etwa in den 22 Schnellrestaurants der amerikanischen Kette Five Guys in Deutschland. Und nicht zuletzt sind Sensorik-Experten und Datenanalysten auf Baustellen unterwegs, um Gebäude- oder Maschinendaten auszuwerten.

So rüstet PowerX Wohnungen mit Sensoren aus, um den Strom-, Wasser- und Gasverbrauch auszuwerten und letztlich mit Hilfe einer Software zu reduzieren. Und das Münchener Start-up Konux etwa spezialisiert sich auf Daten aus Industriemaschinen, um deren Wartung intelligent vorauszuplanen.

Mittels Datenanalysen will sich auch das Konzerngewächs Klickrent bei der Maschinenmiete zukunftsfähig aufstellen. Das Berliner Start-up arbeitet deshalb an seiner Datenbank und den nötigen IT-Schnittstellen, um Informationen zu den gelisteten Baugeräten künftig automatisiert nachzuhalten: Wo steht die Maschine, ist sie gerade frei oder möglicherweise in der Reparatur? Den Boden bereiten soll ein zweites internes Innovationsprojekt namens Klickcheck, das derzeit laut Zelic bei 80 Partnervermietungen im Einsatz ist. Mittels Software will Klickcheck zunächst die Übergabe der Baugeräte vereinfachen: Schäden mit den zugehörigen Fotos beispielsweise werden direkt digital registriert.

Vom gewonnenen Know-how soll der gesamte Zeppelin-Konzern mit weltweit knapp 10.200 Mitarbeitern profitieren. Das Stiftungsunternehmen erwirtschaftet mit dem Vertrieb von Baumaschinen etwa des US-Herstellers Caterpillar sowie Baustellenlogistik und -management einen Jahresumsatz von zuletzt 3,3 Milliarden Euro. Der Konzern ist gleichzeitig ein Rivale für Klickrent: Denn die Geschäftseinheit Rental wirbt um dieselben Mietaufträge wie das eigene Start-up. Von einem „kollegialen Konkurrenzverhältnis“ spricht Klickrent-Geschäftsführer Zelic. Sein Team hat die Aufgabe, neue Geschäftsmodelle zu erproben und vor allem Standardprozesse zu digitalisieren.

Neugier auf neue Lösungen

Unabhängige Testläufe sind die Idee: Auch deshalb wachsen die Zöglinge Klickrent und Klickcheck nun aus dem internen Inkubator heraus. Noch in diesem Jahr sollen sie eine eigenständige 100-prozentige Tochter des Konzerns werden und weiterhin von Berlin aus tüfteln, wie Zelic ankündigt. Mit einiger Distanz zur Zentrale in Garching bei München will das Team aus derzeit 20 Mitarbeitern dann in weitere europäische Länder expandieren.

Was dabei helfen dürfte: Die Pandemie weckt neue Hoffnungen auf die Digitalisierung in der Baubranche, wie etwa eine Umfrage des Beratungsunternehmens PwC zeigt: Um von Telefonaten, unübersichtlichen Mailverläufen und Zettelwirtschaft wegzukommen, wollen in den kommenden fünf Jahren fast drei Viertel der Bauunternehmen und mehr als die Hälfte der Planer und Projektsteuerer investieren, geht aus einer im Dezember veröffentlichten Befragung unter 100 Unternehmen in Deutschland hervor. „Die vergangenen Monate haben viel verändert. Unsere Kunden sind für digitale Lösungen deutlich offener geworden“, sagt auch der Geschäftsführer von Klickrent.

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So hat die App womöglich doch noch eine Chance. Immerhin die Kundentermine per Videokonferenz haben sich seit Ausbruch der Pandemie etabliert. Auf die Baustelle müssten seine Mitarbeiter nur noch selten rausfahren, sagt Zelic. Denn die meisten Fragen ließen sich einfach am Computer oder über das Smartphone klären. Vor Corona stieß die Idee trotzdem auf wenig Gegenliebe, sagt der Geschäftsführer und lacht: „Da hatten wir sogar einmal Prämien für Außendienstmitarbeiter gezahlt, die unsere Kunden für digitale Meetings begeistern sollten.“

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