Gründer-Mütter „Er hat viel Mist fabriziert“

Daniel Krauss, Ingrid Krauss Quelle: Patrick Junker für WirtschaftsWoche

Daniel Krauss, 36 Jahre, ist einer von drei Gründern des Fernbusanbieters FlixBus. Ein Gespräch mit ihm und seiner Mutter Ingrid, 67 Jahre, über Freiheiten in der Kindheit, Grenzen in der Erziehung – und das Popsofa.

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Die Nürnberger Dependance des Fernbusanbieters FlixBus ist noch ganz neu, als die WirtschaftsWoche sich mit Daniel Krauss und seiner Mutter Ingrid zum Generationen-Talk über den Einfluss von Müttern auf Gründer treffen. Der 36-jährige Krauss, der zusammen mit zwei Freunden Deutschlands erfolgreichstes Mobilitäts-Start-up gegründet hat, fährt das erste Mal mit dem Lastenaufzug auf die erste Etage. Eine Mitarbeiterin muss ihm bei der Suche nach dem Schlüssel helfen. In den neuen Räumen sollen nun Softwareentwickler Apps und IT-Systeme programmieren. Es ist kein Zufall, das FlixMobility, wie die Mutterfirma nun heißt, ausgerechnet in der Frankenmetropole eine Zweigstelle errichtet hat. Daniel Krauss ist in der Region aufgewachsen und sogar wieder in sein altes Dorf aus Kindheitstagen zurück gezogen. Seine Mutter Ingrid blickt auf ein bewegtes Leben zurück: Die heute 67-Jährige arbeitete einst als Flugbegleiterin für die Lufthansa, später auf Messen und für die Baufirma ihres Ex-Mannes. Ingrid Krauss hat drei beruflich erfolgreiche Kinder.

WirtschaftsWoche: Frau Krauss, Ihr Sohn Daniel hat 2011 zusammen mit zwei Freunden den Fernbusanbieter FlixBus gegründet. Die grünen Busse fahren inzwischen durch ganz Europa und auch die USA. War Ihnen als junge Mutter bewusst, dass aus Ihrem Sohn mal ein erfolgreicher Unternehmer werden würde?
Ingrid Krauss: Daniel war schon als Kind risikofreudig. Fröhlich, freundlich, offen und wahnsinnig neugierig, schon mit zwei oder drei Jahren. Er war ein Sonnenschein – und sehr aktiv.

Wie war Daniel denn als Kind: der Lego-, Playmobil- oder Matchbox-Sohn?
Ingrid Krauss: Matchbox-Autos waren nicht sein Ding. Daniel hat viel mit Lego gespielt. Mit seiner sechs Jahre jüngeren Schwester dann auch später mit Playmobil.
Daniel Krauss: Ich habe auch eine Playmobil-Eisenbahn gehabt, die ich als Jugendlicher dann später mit meinem Schlagzeug verscherbelt habe, um Grafikkarten und Computerspiele zu kaufen. Das ärgert mich noch heute. Diese Playmobil-Eisenbahn wäre heute unbezahlbar.
Ingrid Krauss: Ja, mit 17 und 18 Jahren wolltest Du das Geld haben.

Das richtige Spielzeug ist für viele Eltern eine Frage der Erziehungsphilosophie. Haben Sie seine Begeisterung für Lego bewusst gefördert?
Ingrid Krauss: Ja, sehr sogar.
Daniel Krauss: Ich habe über Jahre hinweg zu Weihnachten und zum Geburtsgag immer Lego bekommen: und zwar die großen Raumschiffe. Es gab damals sehr viele Modelle, die die Fantasie gefördert haben. Heute werden fertige Welten marketingmäßig ausgeschlachtet wie der Sternezerstörer von Star Wars.

Bei welchen Hobbys haben Sie Ihren Sohn sonst noch bestärkt?
Ingrid Krauss: Das Schlagzeug war ihm sehr wichtig. Ich war früher Flugbegleiterin bei der Lufthansa. Von einer Reise nach Kenia habe ich ihm eine kleine Trommel mitgebracht. Daniel hatte ein unglaubliches Taktgefühl. Mit acht Jahren hat er dann ein richtiges Schlagzeug bekommen. Ich habe ihn dann regelmäßig zum Unterricht gefahren.
Daniel Krauss: Ich habe mir gerade wieder ein neues Schlagzeug gekauft – in den Farben grün und orange. Das war sogar reduziert.

Ihr Sohn Daniel ist der IT-Experte bei Flixbus, von Anfang hat er die Verantwortung für die Softwarethemen des Start-ups übernommen. Wie haben Sie seine Leidenschaft für IT geweckt?
Ingrid Krauss: Mit neun Jahren ging es los, dass er sich für IT interessiert hat. Er bekam ausgemusterte Geräte meines damaligen Mannes, ein Bauunternehmer. Diese Geräte hat er dann mit einem Schulfreund zerlegt. Sein Interesse an Computern war groß. Ich habe das nicht gefördert. Mir wäre Lesen und Malen und draußen spielen lieber gewesen.
Daniel Krauss: Das erste Gerät hieß ‚Alpha‘ mit monochromen Bildschirm und grün blinkendem Cursor. Keine Festplatte, dafür große Floppy-Disketten.
Ingrid Krauss: Mein Bruder, der auch Unternehmer ist, hat früh erkannt, was in Daniel steckt. Von ihm hat er dann mit elf Jahren seinen ersten neuen Rechner bekommen.
Daniel Krauss: Das war ein schwarzer Escom-PC. Der war mega-geil. Und absurd teuer. Der hat 3500 Mark gekostet. Ich habe später auch angefangen, an dem Gerät zu schrauben. Der PC lief auf Windows 95, die Hardware war nicht so schnell. Nach einem halben Jahr haben die Spiele nicht mehr funktioniert. Dann haben wir angefangen, neue Grafikkarten zu kaufen, rumzulöten und rumzuschrauben. Dafür sind wir zu einem Elektronikmarkt nach Fürth gefahren.

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