Der so ermittelte Case-Score zeigt dem Arbeitgeber an, wie viel Prozent der Studenten in Deutschland besser als der Kandidat waren. Der Zweier-Kandidat aus Duisburg gehört zwar zu den besten zehn Prozent in VWL an seiner Universität, im deutschlandweiten Vergleich aller VWLler sind aber 62 Prozent der Abschlüsse besser als seiner. Und über alle Studienfächer hinweg zeigt sich: 54 Prozent aller Studierenden in Deutschland sind besser. Sein Konkurrent, der auch eine zwei in VWL hat, jedoch in Tübingen studiert hat, hat fast den gleichen Case-Score bekommen, obwohl er an seiner Universität nur zum Mittelfeld gehört.
15 Unternehmen nutzen den Algorithmus von Bergerhoff und seinen Mitgründern. Sie alle versprechen sich davon, die Auswahl der Kandidaten, die zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen werden, zu optimieren. Einer der Kunden ist die Unternehmensberatung Simon-Kucher & Partners. Das Unternehmen hat lange Zeit nur von bestimmten Universitäten rekrutiert. Auf der Liste des Unternehmens stehen die Universitäten, die auch im Uni-Ranking der WirtschaftsWoche auf den vordersten Plätzen gelandet sind wie beispielsweise die LMU München.
„Unsere Berater haben viel Zeit damit verbracht, Bewerber zu interviewen“, sagt Stephan Butscher. "Die Quote derjenigen, die wieder nach Hause geschickt wurden, war mir immer noch zu hoch. Irgendwie müssen wir doch die passenden Bewerber noch besser vorselektieren können, dachte ich mir“, sagt Stephan Butscher.
Top-Uni hin oder her - das Unternehmen entschied sich, die Entscheidung, wer zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird, dem Unternehmen Candidate Select zu überlassen.
„Um über Fächer hinweg vergleichen zu können müssen wir von den Studieninhalten abstrahieren“, sagt Jan Bergerhoff. Für die Personalabteilung sei wichtig, ob die Absolventen mal gute Arbeitnehmer werden. „Wir bewerten, wie viel Fleiß notwendig ist, um eine Note zu erhalten“, sagt er. Die Persönlichkeitstests, die in den Studienprogrammen durchgeführt werden, machen bei der Bewertung zirka zehn Prozent des CASE-Scores aus. Bei Simon-Kucher & Partners funktioniert es. „Wer einen guten Case-Score hat, hat in der Regel auch ein gutes Interviewergebnis“, erklärt Butscher.
Doch Jan Bergerhoff warnt: „Die Abschlussnote ist ein zuverlässiger und objektiver Indikator, der deutlich mehr Beachtung in der Vorauswahl bekommen sollte. Am Ende aber müssen Menschen sich auch gut verstehen.“ Ein persönliches Gespräch und ein Blick auf Auslandserfahrung und Praktika sei nach wie vor Pflicht, um den passenden Kandidaten zu finden.