Junge Gründer Wie Unis und Start-ups voneinander profitieren

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Wie die Universitäten profitieren

Eine der wichtigsten Voraussetzungen: Gründungswillige müssen eine technische Innovation im Gepäck haben. „An der TU kann man nicht ankommen und einen Blumenladen eröffnen wollen“, sagt Viviane Hülsmeier von coplannery. Das Start-up sitzt in einem der Büros des CfE. Zwei Gründer und zwei Mitarbeiterinnen arbeiten auf circa 18 Quadratmetern an ihrem Traum, das Bauunternehmen 2.0 zu werden. Coplannery möchte in einer App alle Services rund um den Hausbau vereinen. Im März ging die App an den Markt.

Um Studenten auf das Thema Gründung aufmerksam zu machen, muss eine Schnittstelle zwischen Lehre und Gründungszentrum her. „Wir bieten Entrepreneurship-Veranstaltungen an. Da können Studenten aus allen Studiengängen teilnehmen", sagt Volker Hofmann von Humboldt-Innovation – das Pendant zum CfE der TU an der Humboldt Universität. Bei Entrepreneurship-Lehrveranstaltungen sind nicht Professoren, sondern Gründungsberater die Lehrer. Studenten entwickeln gemeinsam eine Idee für ein Unternehmen und gehen die Schritte durch, die bis zum ersten selbstverdienten Euro nötig sind. Anstatt eine Klausur zu schreiben, müssen die Teilnehmer ihre Unternehmensidee pitchen. Dafür gibt es Credit-Punkte.

Diejenigen, die im Anschluss tatsächlich gründen möchten, brauchen dann aber noch Startkapital. Besonders begehrt ist das Exist-Gründerstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Coplannery bekam 130.000 Euro für ein Jahr. Sobald die Förderung endet, sollten sie auf eigenen Beinen stehen können. Die beste Förderbilanz kann das CfE vorweisen: 80 Prozent der Anträge aus dem TU-Gründungsförderzentrum wurden in den vergangenen Jahren bewilligt. Doch die Gründer können über die hohe Summe nicht nach Lust und Laune verfügen. Sie müssen drei Angebote einholen, bevor sie Geld für etwas ausgeben. „Das sind Steuergelder, damit muss man gut umgehen“, sagt Volker Hofmann von Humboldt-Innovation.

Nimmt man all die Verwaltungsarbeit, Mühe, die Steuergelder und die Zeit der Gründungszentren zusammen, so ist es kaum vorstellbar, dass sie in ebenso hohem Maße auch von den Start-ups profitieren können. „Die Abhängigkeit der Gründerszene von uns ist höher“, stimmt Hofmann zu. Dennoch sagt er: „Wir leben voneinander“. Wie passt das zusammen? Die Kontaktpflege der Alumni-Netzwerke ist zentraler Bestandteil der Aufgaben eines Gründungszentrums. Die erfahrenen Gründer kommen zurück, halten Vorträge, geben Coachings. Aber auch finanziell geben die Start-ups ihrer Universität oft etwas zurück, indem sie Forschungskooperationen eingehen. So werden die Start-ups zu Aushängeschildern der Universitäten. „Die Themen Gründung und Innovation haben an Bedeutung gewonnen“, sagt Volker Hofmann von der HU. „Das bekommen die richtigen Leute mit und die Universität profitiert mit einem guten Ruf.“

„Durch Projekte wie uns demonstriert die Universität, dass sie keine angestaubte Forschungseinrichtung ist“, sagt Lutz Kloke von Cellbricks. „Es ist völlig klar, dass wir immer Ansprechpartner für TU-Start-ups bleiben werden“, sagt der Gründer. „Wenn du einmal in diesem TU-Kosmos drin bist, dann bleibst Du ihm verbunden.“

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