




Deutschland ist analog: Beim Breitbandausbau hapert es, die Computerkompetenzen der Jugendlichen sind eher mies und vor Datanalayse - elektronischer Statistik - haben die meisten Angst. Entsprechend hinken auch die Firmen bei Data Analytics hinterher. Zwar nutzt fast die Hälfte der Finanzabteilungen Data Analytics als Entscheidungsgrundlage, doch schon in der IT, Marketing und Einkauf sind es nur noch 30 Prozent. In der Personalabteilung nutzen nur noch zehn Prozent Datenanalysen . Hauptentscheidungsgrundlage ist dort das Bauchgefühl.
Das Bauchgefühl kann täuschen
"Das Gefühl kann oft täuschen. So haben wir vielleicht das Gefühl, dass es in letzter Zeit mehr Flugzeugabstürze gegeben hat, weil viel über die letzten Fälle berichtet wurde", sagt Henrik Jorgensen, verantwortlich für den deutschsprachigen Raum bei Tableau Software, einem Analyse- und Datenvisualisierungstool. Er ist überzeugt, dass es Unternehmen viel Geld kosten kann, sich nur auf ihren Bauch zu verlassen. "Das heißt nicht, dass das Bauchgefühl keine Rolle spielt, aber bei großen Entscheidungen sollte man vorher die Zahlen kennen", so Jorgensen.
Diese Tech-Jobs werden im Jahr 2020 gesucht
Der Business Analyst baut Brücken zwischen den Fachbereichen eines Unternehmens und dessen IT. Dazu untersucht er Geschäftsprozesse und Anforderungen der Fachbereiche und kommuniziert sie der IT-Abteilung, um die Umsetzung so reibungslos wie möglich zu gestalten. Dabei muss der Business Analyst über sehr gute kommunikative Fähigkeiten verfügen, da er sowohl die Perspektive des Unternehmens als auch die der Kunden verstehen und einbeziehen muss.
Cloud-Computing wird für IT-Unternehmen immer wichtiger. Daher steigt auch der Bedarf an Fachkräften die eine effektive Integration der Cloud fördern. Cloud-Architekten sind in der Lage sowohl die Unternehmensseite zu berücksichtigen, als auch die technischen Herausforderungen zu meistern.
Das Berufsfeld der Datenarchitekten gehört der IT-Architektur an. Der Data Architect identifiziert und beschreibt in Geschäftsprozessen zugehörige Daten und ihre Beziehungen. Zu den alltäglichen Aufgaben gehören Datenanalysen, Datenmodellierung, Datenintegration oder die Optimierung von Datenbanken. Der Bedarf an Datenarchitekten nimmt stetig zu.
Data Artists sind die Künstler in der Tech-Welt. Sie gestalten visuelle Hilfsmittel wie Graphen, Charts und Infografiken um komplexe Daten und Auswertungen für die anderen Unternehmensbereiche und Kunden verständlich zu machen. Erfolgreiche Data Artists vereinen Kenntnisse aus der Wissenschaft, Mathematik und Datenverarbeitung mit kreativen Fähigkeiten und Kompetenzen im Umgang mit Gestaltungsprogrammen.
Mit den wachsenden Mengen an Daten steigt auch der Bedarf diese zu strukturieren. Damit befasst sich das Berufsfeld der Data Scientists, in Deutschland bekannt als Datenanalytsen. Mit Hilfe von Algorithmen extrahieren sie die für das Unternehmen nützlichen und verwertbaren Informationen aus den Datenmassen. In den USA ist die Ausbildung zum Data Scientist bereits sehr beliebt, in Deutschland steht sie noch relativ am Anfang. Datenanaylsten fühlen sich in der Mathematik und Statistik wohl. Sie arbeiten mit Datenbanken, Netzwerktechniken und Programmierungen.
Der Datenbankadministrator befassen sich mit den Datenbanksystemen eines Unternehmens. Dabei gilt es zum einem die Informationssysteme zu installieren, konfigurieren, betreiben, überwachen und pflegen. Zum anderen betreibt der Datenbankadministrator das sogenannte Changemanagement.
Auch der Information Broker, zu Deutsch Informationsvermittler befasst sich mit den entstehenden Datenmassen im Netz. Sein Berufsfeld ist aus der Verfügbarkeit von Online-Datenbanken entstanden. Für den Information Broker gibt es zwei mögliche Einsatzgebiete: zum einen kann er gegen ein Honorar die Recherche von Informationen übernehmen um Datenbanken zu "füttern", zum anderen kann er als Inhouse-Experte in einem Unternehmen tätig sein und die betrieblichen Datenbestände aufstocken. Ein professioneller Information Broker benötigt fundiertes fachliches und methodisches Wissen.
Hinter dem IT-Architekten verbirgt sich ein Informatiker mit speziellem Wissen. Er erarbeitet Planungs- und Orientierungsrahmen, anhand derer sich IT-Projekte erfolgreich realisieren lassen. Besonders wichtig ist der ständige Abgleich zwischen der Ist- und der Soll-Architektur eines Unternehmens.
Der IT-Auditor analysiert und bewertet IT-gestützte Geschäftsprozesse hinsichtlich ihrer Effizienz und Qualität, möglicher Risiken sowie der Einhaltung interner und externer Vorgaben. Er nutzt in seiner Arbeit Reports, um sicherzustellen, dass die Prüfungsziele effizient erreicht werden. Gleichzeitig beurteilt er die Risiken und Kontrollen des internen Kontrollsystems.
Das Berufsfeld des IT-Beraters ist weit gestreut. Im Allgemeinen beratet er Unternehmen im Bereich der Informationstechnik. Dies ist in der IT-Branche, in unterschiedlichen Wirtschaftsunternehmen oder in der öffentlichen Verwaltung, sowie bei Verbänden und Organisation möglich. Der IT-Berater benötigt Kenntnisse aus den Bereichen Informatik, Softwaretechnik und Betriebswirtschaft.
Größere Betriebe verfügen über Computeranlagen, mit denen Daten innerhalb des Unternehmens ausgetauscht werden können. Für deren Funktionsfähigkeit ist der Netzwerkadministrator zuständig. Er konfiguriert, betreibt, überwacht und pflegt Datennetze für Computer sowie integrierte Telekommunikationsnetze für Telefonie, Videokonferenzen oder Funknetze.
Der Requirements Engineer bewegt sich ähnlich wie der Business Analyst im Anforderungsmanagement. Sein Ziel ist es ein gemeinsames Verständnis zwischen Auftragnehmer und Auftraggeber hinsichtlich des zu entwickelnden Systems zu erreichen.
Der SAP-Berater ermittelt die Anforderungen von Unternehmen an die betriebswirtschaftliche Software SAP und führt diese in Unternehmen ein. In einem weiteren Schritt bildet er die Angestellten in der Nutzung der Software aus. Dazu ist der Berater nicht bei SAP angestellt. Er arbeitet direkt beim Anwenderunternehmen, bei einem IT-Dienstleister, bei Unternehmen für Softwareentwicklung oder auf selbstständiger Basis.
Der Sicherheitsspezialist versucht Datenlecks zu vermeiden und eine Strategie zur IT-Sicherheit zu entwickeln. Security-Spezialisten werden in jedem Unternehmen benötigt, welches eine komplexe IT-Infrastruktur hat.
das Service-Level-Management, zu Deutsch Dienstgütemanagement befasst sich mit der Definition, Überwachung und Optimierung von Dienstleistungen in der IT-Branche. Der Service Level Manager ist verantwortlich die Leistungen der IT in Einklang mit den geschäftlichen Erwartungen zu bringen.
Der Software Engineering Specialist beschäftigen sich mit dem Design, der Entwicklung, der Instandhaltung und Evaluation von Software-Systemen.
Systemanalytiker, die im IT-Bereich arbeiten, modellieren Geschäftsprozesse und erstellen auf der Basis von Analysen die Anforderungen an IT-Systeme, die sie in Form von Anforderungsmodellen darstellen. Die Unterstützung eines Systemanalytikers ist vor allem dann von großer Bedeutung, wenn Prozessabläufe komplizierter werden. Die Hauptaufgaben eines Systemanalytikers bestehen darin, die Umsetzung und Installation von IT-Systemen fachlich zu begleiten sowie bereits bestehende anzupassen. Zudem müssen sie auch kommunikative Fähigkeiten bei Verhandlungen und Beratungen mit Kunden unter Beweis stellen.
Ein Testmanager prüft IT-Systeme, die sich noch in der Vorbereitungsphase befinden. Er ist für die Konzeption, Planung, Steuerung und Prüfung des Prozesses zuständig. Außerdem dirigiert er den Testprozess, indem er sowohl Vorgesetzte als auch Kunden stetig auf den neuesten Stand bringt, was Qualität und Fortschritte des Systems betrifft.
Webdesigner arbeiten in der Regel für Software- und Datenbankanbieter oder Multimediaagenturen. Ihre Aufgabe besteht darin, Internet-Auftritte zu betreuen. Während Webdesigner in kleineren Agenturen üblicherweise für Gestaltung, Aufbau und die Verwirklichung des Corporate Designs zuständig sind, übernehmen sie in größeren Betrieben oftmals vorwiegend die Pflege für Layout und Design der Webseiten. Bei weiterführenden Aufgaben stehen ihm dann weitere Sachkundige zur Verfügung.
Um zu erkennen, ob es auf einem bestimmten Markt, mit einem Kunden oder in einer Region Absatzschwierigkeiten in einer Produktgruppe gibt, brauche man Datenanalyse, da helfe Intuition nicht weiter. "Der richtige Einsatz von Big Data ist ein milliardenschwerer Zukunftsmarkt. Wer die passenden Mitarbeiter, Strukturen und Technologien hat, schafft sich einen Wettbewerbsvorteil", sagt auch Alexander Börsch, Leiter Research bei Deloitte Deutschland.
Deutsche Unternehmen hinken hinterher
In den letzten Jahren haben deshalb auch immer mehr Unternehmen die technischen Voraussetzungen fürs Analysieren von Daten geschaffen und die Mehrheit ist überzeugt, beim Thema ganz vorne mitzuspielen. Das dem nicht so ist, zeigt die Deloitte-Studie „Datenland Deutschland: Talent meets Technology – Data Analytics und der menschliche Faktor“. Zwar haben rund 60 Prozent der Betriebe in Software und IT-Infrastruktur investiert. Doch das reicht nicht, wie Börsch sagt. "Oft fehlen die qualifizierten Experten."
Denn die Unternehmen haben zwar Mitarbeiter zu Datenanalysten weitergebildet und ein Drittel hat auch Spezialisten eingestellt. Doch die entsprechen oft den Anforderungen nicht: Bei 60 Prozent sind die Datenspezialisten nämlich klassisch ausgebildete Wirtschaftswissenschaftler: Volkswirte und Betriebswirte mit Bachelor oder Masterabschluss. Viele Unternehmen wollen laut der Studie Berufseinsteiger, die über statistisches Knowhow verfügen. Und mehr als ein Viertel weiß gar nicht, welche Ausbildungsprofile sie für Data Analytics suchen sollen.
Deshalb verlassen sie sich auf traditionelle, quantitative Kompetenzen und setzen auf die Wirtschaftswissenschaftler. Erforderlich wären jedoch Fähigkeiten von Data Scientists wie sie promovierte Naturwissenschaftler haben, nach denen aber weniger als zehn Prozent der Unternehmen suchen.
Denn auch wenn die Wirtschaftswissenschaftler Statistik-Vorlesungen besucht haben: Wer Datenanalyse macht, sollte auch dafür ausgebildet sein oder zumindest die richtigen Fragen stellen, relevante Zusammenhänge finden und aus einem Algorithmus eine Handlungsempfehlung ableiten. "Wenn Unternehmen sich echte Wettbewerbsvorteile erarbeiten wollen, brauchen sie auch echte Experten, die Muster in den Datenbergen erkennen und interpretieren können", bestätigt Nicolai Andersen, Partner und Leiter Innovation bei Deloitte.
Dass die Unternehmen diese Experten nicht einstellen, liegt aber nicht nur an ihnen selbst. Die Hochschulen bieten derzeit kaum entsprechende Studiengänge an, weil sich der Sektor schneller entwickelt, als sich Lehrpläne und Curricula erstellen lassen. "Wenn diese Lücke in der Ausbildung nicht bald geschlossen wird, können sich erhebliche Nachteile für den Standort Deutschland ergeben", so Andersen.