Christoph Bamberger „Manager sind gesünder als der Durchschnitt“

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„Am meisten unter Druck stehen die mittelständischen Gründer und Unternehmer“

Das heißt, Sie kennen die Körper deutscher Manager so gut wie kaum jemand sonst. Gibt es etwas, alle gemeinsam haben?
Deutsche Manager sind heute gesünder als der Durchschnitt der Bevölkerung. Sie sind oft sportlich aktiv, ernähren sich gesund. Das Klischee vom dicken Manager mit Zigarre in der Hand ist Geschichte.

Deutsche Führungskräfte sind so wie fit nie?
Sie haben durchaus Probleme, aber die fangen dort an, wo sie über chronischen Stress klagen oder über zunehmende Abgeschlagenheit bis hin zum Burnout. Das ist zum Teil auch firmenspezifisch und strukturell bedingt. In manchen Unternehmen sehen wir häufiger gestresste Leute als in anderen.

Nimmt diese mentale Belastung mit wachsender Hierarchie zu?
Die oberste Führungsschicht ist meistens etwas weniger gestresst als die Leute in den Sandwich-Positionen im mittleren Management. Dort wird man von oben und von unten unter Druck gesetzt und hat wenig Raum, darauf zu reagieren. In den oberen Schichten hat man wenigstens noch genug Autonomie, um seine Situation selbst zu verbessern. Am meisten unter Druck stehen aber die mittelständischen Gründer und Unternehmer. Anders als bei angestellten Managern hängt ihre gesamte Existenz vom Wohl ihres Unternehmens ab.

Was sind die Motivationen, mit denen Menschen zu Ihnen kommen?
Die meisten kommen aus eigenem Antrieb, aber es braucht dafür schon einen besonderen Anlass. Ganz selten sind die Leute bei bester Gesundheit, wenn sie hier hinkommen. Es kann zum Beispiel sein, dass man in einer bestimmten Situation das Gefühl hat, nicht mehr so fit zu sein wie früher oder dass man eine anstrengende Woche im Büro nicht mehr ganz so gut wegsteckt. Eine weitere Motivation ist es, wenn im näheren Umfeld bei Kollegen oder Freunden eine schwere Krankheit festgestellt wird.

Ist das auch eine Frage des Alters?
Teilweise. Mit 30 haben viele noch das Gefühl, unsterblich zu sein. Das ändert sich ab 40 allmählich. Grundsätzlich muss man aber sagen, dass das gefühlte Alter der meisten Menschen heute jünger ist als früher. Immanuel Kant wurde im Alter von 50 Jahren als ehrwürdiger Greis empfangen, heute sieht man sich mit 50 nicht mehr als alt. Das ist nicht nur rein körperlich bedingt, sondern hat viel mit Mentalität zu tun. Die Leute gehen selbstverständlich auch in dem Alter mit Jeans und T-Shirt ins Büro und machen in ihrer Freizeit Aktivurlaube. Das ist kein Jugendwahn, sondern zu begrüßen. Es wird erst kritisch, wenn man anfängt, äußerliche Zeichen des Alterns an sich nicht zu akzeptieren.

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