Wer die Vorteile des Privatjets nutzen möchte, ohne gleich auf einen Schlag mehrere Millionen Euro investieren zu müssen, kann sich an Anbieter wie Netjets wenden. Allein in Europa besitzt das Unternehmen mehr als 130 Flugzeuge, wartet diese, stellt Piloten und Bordpersonal. Etwas mehr als drei Prozent Anteil muss ein Kunde mindestens an so einem Flugzeug erwerben. Das kostet umgerechnet etwa 96.000 Euro und umfasst jährlich 25 Flugstunden. Treibstoff und Crew müssen zusätzlich bezahlt werden. Bei deutschen Unternehmen seien vor allem mittelgroße Flugzeuge wie die Cessna Citation XLS besonders beliebt, heißt es bei Netjets.
Spezialchemiekonzern Lanxess setzt auf eine dritte Variante: Zwar fliegen die Vorstände des Unternehmens grundsätzlich Linie. Doch in „besonderen Situationen“ werden Flugzeuge gechartert – etwa wenn ein wichtiger Termin mit den regulären Fluggesellschaften nicht erreicht werden kann.
Dass sich trotz aller nachvollziehbarer Argumente eine öffentliche Debatte über Sinn und Unsinn solcher Regelungen nicht immer verhindern lässt, musste unlängst Dieter Zetsche feststellen. Der Daimler-Chef gehört zu den Top-Managern, die auf Jets zurückgreifen, wenn sie dienstlich oder privat unterwegs sind. Und geriet deswegen vor Kurzem in die öffentliche Diskussion. Die drehte sich um die Frage, ob sich Vorstandsvorsitzende in Zeiten von Sparprogrammen wirklich solche Annehmlichkeiten leisten sollten. Doch geht es hier wirklich nur um Bequemlichkeit, um schieren Luxus? Seit die Sicherheitsbehörden des Bundes und des Landes Baden-Württemberg Zetsche vor mehreren Jahren in die höchste Gefährdungsstufe eingruppiert haben, nutzt der Vorstandsvorsitzende von Daimler auf Empfehlung der Sicherheitsbehörden keine Linienflüge mehr. Weshalb der Daimler-Aufsichtsrat seinem obersten Angestellten auch bei privaten Reisen einen Flug im Jet grundsätzlich genehmigt. Selbst zahlen muss Zetsche dann nur das Erste-Klasse-Ticket. Den Rest übernimmt der Stuttgarter Konzern.
Während Zetsche sich also nichts hat zuschulden kommen lassen, ist die Lage beim Stahlkonzern ThyssenKrupp noch längst nicht geklärt. Der ehemalige Thyssen-Aufsichtsratschefs Gerhard Cromme hatte Konzern-Grandseigneur Berthold Beitz den Flieger für Flüge nach Sylt und Österreich überlassen. Die Staatsanwaltschaft Essen wurde hellhörig und ermittelt wegen Steuerhinterziehung.
Wie man solche juristisch delikaten Auseinandersetzungen elegant umgehen kann, macht etwa RWE vor: Beim Essener Energiekonzern wird maximal Businessclass geflogen. Und auch beim Autozulieferer Continental reisen die Vorstände sparsam. Innerhalb Deutschlands steigt auch der CEO auf Dienstwagen oder Bahn um. Von Hannover nach Frankfurt heißt das zwar zweieinhalb Stunden auf der Schiene oder dreieinhalb Stunden auf der Autobahn. Dafür aber keine Sekunde Debatte über Kosten und Nutzung der weißen Luftflitzer.