Karriereleiter

Überzeugen: So setzen Profis Sympathie als Werkzeug ein

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Was uns sympathisch macht

A: Ähnlichkeiten in Lebensstil und Weltanschauung. Wer ist wie wir, ist uns näher. Das Beispiel mit der Modell-Eisenbahn hat es gezeigt. Dass ein Jurist am Tisch saß, hat den Mann verunsichert. Die gemeinsame Leidenschaft hat das Eis gebrochen.

Das gilt auch für die politische Meinung, den Migrationshintergrund („Welcher Landsmann bist du?“), Vorlieben im Alltag, beim Reisen, bei der Ernährung, beim Sport. Erkennen Sie den Duft des Parfums beim anderen? Sagen Sie es ihm. Selbst eine Allergie kann zusammenschweißen: „Echt, Sie merken auch schon die Birke?“ Solche Gemeinsamkeiten machen sympathisch.

B: Komplimente. „VIVA liebt dich“, „BVG. Weil wir dich lieben“, „Guildo hat euch lieb“. Ist das nicht nett? Selbst bei Zuneigungsbekundungen von Leuten, Institutionen oder Marken, die einen noch nicht einmal persönlich kennen, können wir uns kaum davon frei machen.

Dass uns solche Botschaften nicht kalt lassen, zeigt auch die Gegenprobe: „Viva hasst dich.“ Das fühlt sich unsympathisch an, obwohl jedem klar ist: Weder die Liebe noch der Hass sind echt.

Sympathie ist derartig überzeugend, dass sie mitunter als zielführender für die Kundenbindung eingeschätzt wird, als ein handfestes Produktversprechen (so was wie „BVG: Mit uns kommen Sie sicher und zügig ans Ziel“).

Wir finden den gut, der uns gut findet. Weil es für unser Wohlbefinden widersinnig wäre, Energie dafür aufzubringen, sich klar zu machen, dass die charmanten Komplimente nicht echt sein können, lassen wir sie gerne unter unsere Haut.

C: Das Aussehen. Menschen, die wir optisch anziehend finden, finden wir sympathischer. Das klingt selbstverständlich. Aber es hätte ja auch anders sein können: Menschen, die wir als besser aussehend empfinden als uns selbst, führen uns auf schmerzliche Weise unsere Unterschiede vor Augen. Der Neid hätte eine regelrechte Schneise der Unsympathie auftun können.

Laut Studien aber verdienen diejenigen mehr, die dem Schönheitsideal entsprechen. Gut aussehende Politiker haben bessere Chancen gewählt zu werden. „Kleider machen Leute“ zielt nur auf den sozialen Rang. Aber wer auf sein Äußeres achtet (und sich bei Kleidungsstil, Frisur und Kosmetik bei Bedarf beraten lässt), macht sich das Leben im Umgang mit anderen tatsächlich leichter.

Die Macht der sympathischen Sympathie

Im Fall mit dem bescheuerten weißen Anzug habe ich mich auch deshalb dazu hinreißen lassen, Geld für etwas hinzuknallen, was ich nicht brauchte, weil ich Gastgeber Stefan sympathisch fand. Wir hatten zuvor gut zusammengearbeitet, zusammen gelacht, die gleiche Busfahr-Routine. Die Wellenlängen passten zusammen. Und so saß das Geld locker. Er hat sich ja nicht verstellt. Nichts vorgetäuscht. Es war meine Entscheidung. Ich habe mich gerne freiwillig von der Methode dieser privaten Verkaufs-Party übermannen lassen. Aus Sympathie. Kein Vorwurf an Stefan.

Unsympathisch wird die Hascherei nach Sympathie dann, wenn Gemeinsamkeiten wie Hobbys oder kultureller Hintergrund vorgelogen werden, das Erscheinungsbild des anderen unauthentisch kopiert wird, Ausdrucksweisen imitiert werden.

Das ist nicht nur affig, sondern kann auch gefährlich werden. Wenn gerade bei längeren Geschäftsbeziehungen das Angebiedere auffliegt, dann gute Nacht.

Bleiben wir also lieber bei der sympathischen Sympathie. Jetzt sind wir uns ihrer Kraft ja bewusst.

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