4. Stühlchen wechsle dich
Dass Konferenzen frustrierend und nervtötend sein können, liegt auch daran, dass die Gespräche eintönig sind. „Häufig sind Meetings Plattformen für Selbstdarsteller“, sagt Annegret Bolte vom Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung. „Sie sind eine Arena, in der Konkurrenzkämpfe ausgefochten werden.“ Anstatt gemeinsam an neuen Strategien zu feilen, arten die Besprechungen in persönlichen Auseinandersetzungen oder Profilierungsgehabe aus.
Eine Rolle spielt dabei auch der Sitzplatz am Besprechungstisch, wie die US-Psychologin Sharon Livingston vor einigen Jahren herausfand. Sie befragte mehr als 40.000 Manager und Angestellte. Dabei stellte sie fest, dass Besprechungsteilnehmer versuchen, durch den Sitzplatz am Tisch den eigenen Rang und die eigene Rolle zu markieren.
Um alles im Blick zu haben und Macht zu demonstrieren, nimmt der Chef häufig am Kopfende Platz. Rechts von ihm sitzt demnach meist derjenige, der eifrig nickt und damit um die Gunst des Vorgesetzten buhlt. Auch links zählt die Nähe zum Ranghöchsten, doch die Person möchte tendenziell lieber unabhängig und kritisch bleiben. Meist handelt es sich hier um den Kronprinz.
Die zehn Stärken introvertierter Personen
Behutsam vorgehen, Risiko und Abenteuer meiden, aufmerksam beobachten, Respekt zeigen, vor dem Reden denken, unaufdringlich sein. Im Gespräch kann die Vorsicht eines introvertierten Menschen für ein druckfreies Gesprächsklima sorgen, in dem sich das Gegenüber ernst genommen fühlt.
Aus der eigenen Erfahrung schöpfen, Wesentliches betonen, Inhalte mit Bedeutung und Qualität vermitteln, inhaltsreiche Gespräche führen. Introvertierte sind fortlaufend damit beschäftigt, das was sie sehen, denken und erfahren zu verarbeiten und diese Hintergrundaktivität gibt den leisen Menschen Tiefgang – dafür brauchen sie aber Zeit!
Fokussieren können, Energie gezielt auf eine Aktivität richten, intensiv und beständig bei einer Sache bleiben. Konzentrierte Menschen strahlen Intensität aus, weil sie sich ihrer aktuellen Tätigkeit mit ganzer Kraft und Aufmerksamkeit widmen – das kann ihnen auch eine starke Präsenz verleihen.
Aus den Äußerungen des Gegenübers Informationen, Positionen und Bedürfnisse herausfiltern, einen Dialog schaffen: das ist eine der wichtigsten, aber auch meist unterschätzten Fähigkeiten. Zuhören wirkt Wunder, vom Beziehungsaufbau bis zur Konfliktlösung.
Innere Ruhe als Basis für Konzentration, Entspanntheit, Klarheit und Substanz. Auch die Fähigkeit, für äußere Ruhe im Sinne einer reizarmen Umgebung zu sorgen, kann als Stärke gesehen werden und kann für Extrovertierte wertvoll sein, weil leise Menschen sie ermutigen, auf sich und ihre Bedürfnisse zu achten und vor dem Handeln nachzudenken.
Planen und strukturieren, komplexe Zusammenhänge unterteilen und daraus systematisch Informationen, Positionen, Lösungen und Maßnahmen herleiten. Diese Stärke hilft auch dabei, Struktur in unübersichtliche Zusammenhänge zu bringen.
Allein sein können, selbstständig sein, innerlich losgelöst von der Meinung anderer nach eigenen Prinzipien leben, von sich selbst absehen können: Introvertierte Menschen sind weniger auf die Rückmeldungen ihrer Mitmenschen und auf Umwelteindrücke angewiesen.
Geduldig und mit langem Atem einer Sache nachgehen, um ein Ziel zu erreichen. Eine gründliche Vorgehensweise und die Bereitschaft, sich auch durch „dicke Bretter“ zu bohren, gehört zu dieser Eigenschaft.
Lieber und leichter schriftlich als mündlich kommunizieren. In manchen Situationen kann eine schriftliche Mitteilung nützlicher sein als eine mündliche. Auch eine schriftliche Vorbereitung kann unterstützend wirken – etwa vor Arbeitsgruppentreffen oder Diskussionen.
Sich in die Lage der Kommunikationspartner versetzen können, mit wenigen Konflikten leben, Gemeinsamkeiten und gemeinsame Interessen in den Vordergrund stellen, kompromissbereit sein, diplomatisch vermitteln. Ein leiser Mensch, der über Einfühlungsvermögen verfügt, wird leichter das Vertrauen seiner Mitmenschen gewinnen.
Der Platz in der Mitte des Tisches ist beliebt bei eher extrovertierten Kollegen, hier erhalten sie die maximale Aufmerksamkeit. Am Tischende gegenüber des Chefs sitzen häufig die Kritiker und Nörgler. Meist gehen die eher introvertierten Kollegen am Schauplatz Konferenztisch unter. Sie verstecken sich an den Tischecken, sagen wenig, durchdenken aber dafür das Gesagte.
Sind die Gespräche in den Besprechungen nicht ergiebig, kann es daher helfen, die Teilnehmer umzusetzen. Das könne sich durchaus positiv auf die Diskussion auswirken, sagt Sozialpsychologe Rolf van Dick: „Einen Versuch ist es wert.“
5. Die Lauten leiser drehen
Small Talk vor Beginn kann die Stimmung auflockern, vor allem bei introvertierten Teilnehmern: Organisationspsychologen um Joseph Allen von der Universität Nebraska Omaha fanden heraus, dass das Geplänkel nicht nur angenehmer Zeitvertreib ist, sondern die Teilnehmer das Meeting hinterher positiver einschätzten. Tipp: Ermuntern Sie Ihre Mitarbeiter dazu, vorab locker zu plaudern – oder verwickeln Sie sie in ein kurzes Gespräch.
Führungsstarke Vorgesetzte kennen zudem Stärken und Schwächen ihrer Mitarbeiter und versuchen diese moderierend auszugleichen. Stefan Rief vom Fraunhofer-Institut rät, dass die Person, die das Meeting anberaumt hat, zumindest darauf achten sollte, dass Redezeiten eingehalten und alle miteinbezogen werden.
Mit einem Trick kriegt man übrigens auch redefreudige Teilnehmer in den Griff: Dazu braucht es nur eine Stoppuhr, die nach Ablauf laut piepst – das bringt selbst den größten Schwätzer zum Schweigen.
6. Raus aus der Denkfalle
Die Psychologen Daniel Kahneman und Amos Tversky fanden in ihren Experimenten heraus, dass sich Versuchspersonen bei ihren Entscheidungen an einem gedanklichen Anker orientieren. Um die Qualität einer Aussage bemessen zu können, sucht unser Gehirn nach vergleichbaren Werten. Fehlt dieser Wert, wählen wir unbewusst irgendeine verfügbare Zahl als Bezugspunkt – und lassen uns davon beeinflussen. Übertragen auf Besprechungen, bedeutet das: Die Einschätzung eines Kollegen wird gerne mal als Anker für die eigene Meinung benutzt.