Ralph Wollburg Der Anwalt der Wirtschaftsbosse

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Schwarzer Tee als Begleiter

Arbeiter an einem E.On-Logo Quelle: dapd

So verzichtet er auf elektronische Kommunikation, liest keine E-Mails, nutzt keinen Blackberry, nicht einmal einen Computer. Wichtige Botschaften druckt sein Sekretariat aus. Der Chef, der vier, fünf Großprojekte parallel betreut, soll sich ohne Ablenkung auf das Wesentliche konzentrieren.

Das führt leicht zur Papierüberflutung. Deshalb wandert Wollburg in die eigentlich als Besprechungsraum vorgesehene, holzgetäfelte Bibliothek der Kanzlei aus. In den Regalen stehen staubige juristische Kommentare, auf dem Tisch liegen die E-Mail-Ausdrucke und, das immerhin doch, ein Mobiltelefon. Eine Kanne schwarzer Tee ist sein ständiger Begleiter.

Regeln und Konventionen, das weiß der Rechtsberater, sind Auslegungssache. Ohne zu zögern, steckt er sich in den eigentlich nikotinfreien Kanzleiräumen eine Marlboro an. Wenig später die nächste. Andere Privilegien lässt er sich schriftlich geben, als er 2007 von Freshfields zu Linklaters wechselt. Die Großkanzlei ist bis dahin vor allem auf das Geschäft mit Banken fokussiert, nun geht es darum, einen Fuß in die Tür der Großindustrie zu bekommen.

Wollburg besteht darauf, in Düsseldorf zu bleiben. Die Kanzlei zieht von Köln aus um, ein Teil spaltet sich als Oppenhoff und Partner ab. Für den Neuzugang reformiert sie zudem das interne Entlohnungssystem für die Partner. Das basiert auf einem Punktesystem.

Anwalt im besten Berateralter

Je nach Rang erhöht sich der Multiplikator für das Gehalt. Anders als ihre Kollegen in Großbritannien können deutsche Partner nur auf 20 statt 25 Punkte kommen. Bis Wollburg kommt.

Der Anwalt zelebriert den Starkult, so heißt es in der Kanzlei, dass er im Flugzeug immer vorne rechts sitzen muss. Andere erzählen, dass einmal sein Parkplatz in der Tiefgarage besetzt war, er darauf mitten in der Zufahrt stehen blieb und am Empfang den Schlüssel auf den Tisch knallte mit der Aufforderung, das Problem zu lösen.

Mitunter heißt es, dass Wollburgs große Zeit zu Ende gehe. Er selbst hat noch viel vor, sieht sich im besten Berateralter und verweist auf Kollegen, die deutlich älter sind. Selbst Konkurrenten räumen ein, dass Linklaters mit ihm einen Sprung nach vorn gemacht hat. Er selbst würde sich sicher eine gute Transaktion nennen.

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