Frauenpolitik Quote opfert Gleichberechtigung

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"Qualifikation statt Quote"

Die mächtigsten Frauen im Business
Nancy McKinstry Quelle: Presse
Platz 14: Ho Ching Quelle: REUTERS
Platz 13: Sandra Peterson Quelle: Bayer CropScience AG
Platz 12: Ornella Barra Quelle: Presse
Platz 11: Maria Ramos Quelle: World Economic Forum
Marjorie Scardino Quelle: REUTERS
Annika Falkengren Quelle: REUTERS

  

Dass es weniger Frauen als Männer in den Führungsetagen gibt, ist eine Tatsache. Doch dies muss nicht unbedingt an diskriminierenden Hindernissen und Männer-Seilschaften liegen, die es zu beseitigen gilt. Es dürfte vielmehr an einer ganzen Reihe von Faktoren liegen, unter denen das offenbar geringere Interesse der Frauen an bestimmten Karrierewegen und ihre Bildungs- und Ausbildungsvorlieben sicherlich eine große Rolle spielen. Allen „Girls’ Days“ zum Trotz wird nur eine kleine Minderheit der jungen Frauen Ingenieurin. Auch viele begabte Frauen, das zeigen sozialwissenschaftliche Untersuchungen, entscheiden sich für andere Wege als begabte Männer – nach freiem Willen. Vermutlich träumen weniger junge Frauen als junge Männer von einem Leben als Konzernvorstand. Darin, wie es die Bundeskanzlerin auf dem Frauengipfel am Dienstag formulierte, „eine Vergeudung von menschlichen Möglichkeiten“ zu sehen, zeugt von dem bevormundenden und zutiefst freiheitsfeindlichen Antrieb der aktuellen Gleichstellungspolitik. Wer ist denn die Kanzlerin, dass sie sich ein Urteil über die „menschlichen Möglichkeiten“ ihrer Mitbürgerinnen anmaßen könnte?

Auch wenn die staatliche Quote erst 2018 kommen sollte und zunächst auf Aufsichtsräte beschränkt sein sollte, das Prinzip Quote hat die Diskurshoheit schon jetzt erobert: Unkritische Aufmunterungsveranstaltungen wie der Frauengipfel der Kanzlerin und die unermüdliche Lobby-Arbeit von Organisationen wie FidAr und dem „Netzwerk Frauenforschung NRW“ haben es geschafft, dass die geringere Zahl von Frauen auf  bestimmten Führungspositionen als Indiz für Diskriminierung akzeptiert wird. Und dass nun Gleichheit durch eine rechtlich fixierte Ungleichbehandlung herbeigeführt werden soll. Dieses Ziel der Gleichstellung wird allgemein als so herausragend akzeptiert, dass offene Einwände gegen das Mittel Quote als unschicklich erscheinen. Immer mehr Unternehmen haben das Prinzip auch ohne gesetzlichen Zwang übernommen: Die Telekom, Allianz, BMW und die meisten anderen Konzerne haben sich feste Frauenquoten für Führungspositionen auferlegt.

Die frauenfreundlichsten Unternehmen
Fresenius Homburg Quelle: dapd
Ben Lipps Quelle: dpa
Gabriele Sons Quelle: Pressebild
K+S AG Quelle: dpa
Daimler Dieter Zetsche Quelle: REUTERS
Elizabeth Corley Allianz Quelle: Pressebild
Karl-Ludwig Kley Quelle: dapd

Ernsthafte und grundsätzliche Kritik am Weg in den Quotenstaat formiert sich daher fast nur außerhalb der Parteien und Unternehmen. Mit der „Frankfurter Erklärung“, einer Initiative des BWL-Professors Günter Buchholz, fordern einige Hundert Männer und Frauen, darunter viele Professoren, unter dem Motto „Qualifikation statt Quote“ das Ende der Gleichstellungspolitik. Es ist kein Zufall, dass die Kritik oft aus dem Wissenschaftsbetrieb kommt. Einem Sektor, der wie der gesamte öffentliche Dienst besonders stark von der staatlichen Gleichstellungspolitik betroffen ist. Eine hohe Frauenquote wird bei Evaluierungen von Instituten und Hochschulen als Qualitätskriterium angenommen – unabhängig davon, was die Frauen in Forschung oder Lehre tatsächlich leisten.

Buchholz und die 578 Unterzeichner treffen mit ihrer Kritik genau den wunden Punkt der Quotenpolitik: Gleichstellung ist nicht Gleichberechtigung, wie oft unterstellt, sondern bedeutet geradezu das Gegenteil davon. Das Grundgesetz fordert Gleichberechtigung – und eben nicht Gleichstellung. „Gleichberechtigung bedeutet die Gewähr gleicher Chancen bei erstens völliger Wahlfreiheit und zweitens Ergebnisoffenheit. Gleichstellung hingegen bedeutet Ergebnisgleichheit, unter Ignoranz oder gar Missachtung gleicher Chancen“, heißt es in der Erklärung. Und weiter:  „Gleichstellungspolitik ist ungerecht. Sie nimmt erstens die verfassungswidrige Diskriminierung von Männern nicht nur billigend hin, sondern sie betreibt sie vorsätzlich, während sie gleichzeitig eben dies verleugnet. Und sie diskriminiert zweitens auch Frauen, nämlich solche, die ihre Positionen allein durch ihre eigene Qualifikation und Leistung erreicht haben, und die jetzt erleben müssen, dass andere Frauen durch Gleichstellungspolitik ohne Ansehen ihrer Leistung beruflich aufsteigen können und an ihnen vorbeiziehen.“

 

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