Doch wieso kommen gut aussehende Menschen beim Publikum besser an? Warum werden attraktive Kollegen für sozial kompetenter gehalten? Eine Antwort darauf fand die kanadische Psychologin Karen Dion von der Universität von Toronto schon 1972. Damals legte sie 60 Studenten Fotos von Männern und Frauen vor. Körperlich attraktive Menschen bekamen auch höhere Punktzahlen, wenn es um Charakterwerte ging. Dion nannte die Beobachtung das "Was schön ist, ist gut"-Stereotyp. Vereinfacht gesagt: Wer äußerlich attraktiv ist, muss es auch innerlich sein.
Andere Wissenschaftler begründen diese Sichtweise mit dem Halo-Effekt, vom englischen Wort für Heiligenschein. Demnach lassen sich Menschen von einem Aspekt so stark blenden, dass er einen überstrahlenden Gesamteindruck erzeugt. Bisweilen auch mit negativen Folgen.
Ein Problem, das Chris Christie gut kennt. Der Gouverneur von New Jersey ist wegen seiner bodenständigen Art in der Bevölkerung beliebt. Auch Demokraten schätzen den republikanischen Politiker. Viele trauen ihm zu, bei der nächsten Präsidentschaftswahl anzutreten. Trotzdem wird in den USA derzeit diskutiert, ob er wirklich ein geeigneter Kandidat ist. Dabei werden nicht seine intellektuellen Fähigkeiten hinterfragt, es wird seine charakterliche Eignung bezweifelt, die sich vermeintlich aus seiner Statur ergibt. Christie ist stark übergewichtig. Vor einigen Monaten ließ er sich den Magen verkleinern. Wegen der Gesundheit, sagt der Politiker. Wegen der Karriere, sagen andere.
Meist ist es schlicht die Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen, die Männer Hilfe suchen lässt beim Schönheitschirurgen. Der Düsseldorfer Arzt Rolf Stockhausen, in dessen Praxis zu 30 Prozent Männer kommen, auch etliche 16- und 17-Jährige, stellt mit dem Trend zu mehr Fitness eine zunehmende Eitelkeit bei Managern fest: "Sie wollen ihr Image verbessern durch ein sportliches Aussehen, wollen männlicher erscheinen" - und lassen sich Fett absaugen oder die Augenlider machen.
Natürliches Privileg
Marian Mackowski von Medical One unterscheidet zwischen Unternehmern und Managern. Während der Inhaber-Unternehmer mitunter immer noch sein Mittelstandsbäuchlein kultiviert, achtet der angestellte Manager auf eine schlanke Silhouette: "Der Manager repräsentiert ein Unternehmen durch Meinung und Erscheinung und ist daher auch bemüht, durch seine physische Präsenz Vorbild zu sein", sagt Mackowski.
Dabei können ein paar Falten gar nicht schaden. "Es müssen eben die richtigen Falten sein, die der Mann belässt", sagt Ada Borkenhagen, Diplom-Psychologin am Universitätsklinikum Leipzig, die sich mit den psychischen Folgen von Schönheits-OPs beschäftigt. Die nivellierende Verjüngung, die alle Falten beseitige, sei gar nicht gewünscht. "Fallende Gesichtszüge sind nicht sexy, Falten um die Augen schon."