Aktien Gewinne einfahren mit Übernahmekandidaten

Der Kampf um Rhön-Klinikum und die Offerte von Linde für Lincare beweisen: Bei Übernahmen geht wieder was. Bei wem Aufkäufer demnächst zuschlagen könnten, wo sich die Spekulation auf Abfindungen lohnt.

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Fest im Sattel bleiben - Aktionäre von Derby Cycle dürfen noch auf Zuschläge hoffen Quelle: dapd

Das „Management dürfte auch nach dem Börsengang, wenn der Streubesitz über 90 Prozent liegt, Ankeraktionär sein“. Mathias Seidler, Chef des Fahrradherstellers Derby Cycle, war im Februar 2011 noch guter Hoffnung, eine lange Börsenhistorie schreiben zu können. Keine 18 Monate später ist der Plan Geschichte. Gute Geschäftszahlen animierten zum Leidwesen Seidlers nicht nur freie Aktionäre, sondern auch strategische Investoren zum Einstieg. Der niederländische Konkurrent Accell (bekannteste Marke: Hercules) hatte im vergangenen Sommer 22 Prozent an Derby Cycle eingesammelt. Den unwillkommenen Investor wehrte Seidler mithilfe des Familienunternehmens Pon ab. Das wiederum packte auf den bereits deutlich gestiegenen Derby-Kurs noch einmal 28 Prozent drauf und sammelte so das Accell-Paket und die meisten anderen Aktien ein.

Spekulieren auf Übernahmekandidaten
Leiterplatten Quelle: Pressebild
Screenshot der Gaymers-Hompegae (C&C Group) Quelle: Screenshot
Kräne Quelle: dpa
Kalkhoff-Fahrrad (Derby Cycle) Quelle: dpa
Elexis Automatisierungstechnik Quelle: Pressebild
Itelligence-Zentrale Quelle: Pressebild
PSI-Programm auf Monitoren Quelle: Pressebild

Jetzt hat Pon mehr als 95 Prozent an Derby Cycle und 97,6 Prozent der Stimmrechte – und will die verbliebenen Aktionäre bar abfinden. Zuletzt waren nur noch 2,4 Prozent aller Aktien im Handel – und luden zu einer weiteren Spekulation ein. Die geht so: Ursprünglich zahlte Pon 210 Millionen Euro für das 92-Prozent-Paket. Um die noch verbliebenen freien Aktionäre abzufinden, müsste Pon, gemessen am aktuellen Kurs, noch einmal sechs Millionen Euro in die Hand nehmen. Um ganz sicherzugehen, vielleicht aber auch acht Millionen – damit könnte der Kurs noch mal um ein Drittel steigen. Der Clou: Das alte Angebot zu 28 Euro bietet eine De-facto-Untergrenze für den Kurs. Selbst wenn die Börsen taumeln, kommen Derby-Aktionäre gut durch.

Auch Konkurrent Mifa wird aufgekauft

Interessiert dürften auch Aktionäre des Derby-Konkurrenten Mifa das Gerangel beobachten. Dort ist Carsten Maschmeyer eingestiegen, Gründer des Finanzkonzerns AWD und seit seiner Verbindung mit Veronica Ferres auch „Bunte“-Lesern bekannt. Nur noch gut ein Fünftel der Mifa-Papiere liegt bei Kleinaktionären. Auch bei dem Fahrradbauer aus Sachsen-Anhalt würde langfristig ein Aufkauf und ein Abschied vom Kurszettel kaum überraschen.

Kursverlauf der Derby-Cycle-Aktie seit Erstnotiz

Das Ende der Kursnotiz nach einer Übernahme bedeutet oft nicht das Ende der Jagd nach Rendite: Klage-Profis wie der Würzburger Wirtschaftsprofessor Ekkehard Wenger gehen auch nach Ende der Börsennotiz noch gegen die Unternehmen vor, um eine höhere als die zuletzt gezahlte Abfindung herauszuholen. Allein zwischen 2009 und 2011 wurden 89 solcher Spruchverfahren abgeschlossen, hat Dirk Lorenz, Anwalt bei Taylor Wessing in München, herausgefunden. In 54 Fällen waren Anteilseigner per Zwangsabfindung aus Aktien gedrückt worden (Squeeze-out) – und wurden entschädigt: „Insgesamt lag die durchschnittliche Erhöhung der Barabfindung bei 26 Prozent“, so Lorenz.

Der Zuschlag allein sagt noch wenig über die Jahresrendite aus, da die Anleger im Schnitt der 89 untersuchten Spruchverfahren „sechs Jahre und elf Monate auf die endgültige Entscheidung warten mussten“, so Lorenz. Je länger sich die Verfahren hinziehen, desto weniger rechnet sich, aufs Jahr gerechnet, eine Erhöhung der Barabfindung. 21 Jahre mussten sich Aktionäre von AEG gedulden, bis das Spruchverfahren gegen die ehemalige Mutter Daimler abgeschlossen war.

Fresenius lässt nicht locker

Schön vorsichtig - Aufkäufer Terex garantiert Aktionären des Kranbauers Demag eine attraktive Dividende, ist aber hoch verschuldet Quelle: dpa

Aktionäre, denen droht, aus einem Unternehmen herausgequetscht zu werden, sollten also genau kalkulieren, ob sie dabeibleiben oder aussteigen. Als im April der Dax-Konzern Fresenius, Eigner der Helios-Kliniken, den Aktionären von Rhön-Klinikum ein Übernahmeangebot über 22,50 Euro vorlegte, erschien es wegen der unsicheren Erfolgsaussichten eher ratsam, Gewinne zu realisieren. Fresenius wollte die Übernahme nur durchziehen, wenn das Unternehmen 90 Prozent der Aktien bekäme, was scheiterte. Wer sich das 50-prozentige Plus in die Tasche steckte, ist bis dato froh.

Jetzt, auf tieferem Niveau, bietet die Aktie wieder Chancen. „Wir sind weiterhin von den Vorteilen eines Zusammenschlusses überzeugt und werden unsere Handlungsmöglichkeiten eingehend prüfen“, sagt Fresenius-Chef Ulf Schneider.

Mehr Erfolg auf eine spätere Nachbesserung haben Aktionäre von Unternehmen, bei denen Großaktionäre bereits die Mehrzahl der Aktien besitzen und ein Komplettaufkauf deshalb jederzeit anstehen könnte. So bei Itelligence, Generali Deutschland und Elexis.

Fonds für Übernahmespekulationen

Bei der Stange zu bleiben kann sich lohnen. So etwa bei der Kölner Interseroh. Der Berliner Großaktionär Alba hat mit dem Recyclingunternehmen einen sogenannten Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag abgeschlossen. Die noch freien Aktionäre erhalten demnach für jedes volle Geschäftsjahr eine Ausgleichszahlung von 3,94 Euro je Interseroh-Aktie. Gemessen am aktuellen Kurs von 57 Euro, sind das üppige sieben Prozent Rendite. Noch besser: Interseroh-Inhaber sind vor einem Kursabsturz geschützt. Denn der Vertrag sieht auch vor, dass Alba verpflichtet ist, auf Verlangen der außenstehenden Interseroh-Aktionäre deren Aktien gegen eine Barabfindung in Höhe von 46,38 Euro zu erwerben. Mehr als knapp 20 Prozent können die Papiere, die seit vergangenen Donnerstag neu unter Alba SE an der Börse notieren, also nicht fallen.

Rating im Ramschbereich

Ähnlich ist die Lage beim Kranbauer Demag. Dessen US-Wettbewerber Terex hält bereits knapp 82 Prozent der Aktien, will aber mehr, um einen Beherrschungsvertrag abschließen zu können. Terex bietet bis August noch knapp 46 Euro pro Aktie, die an der Börse aber mittlerweile auf gut 51 Euro gestiegen ist. Wer sie nicht für 46 Euro abgibt, bekommt während der Laufzeit des Beherrschungsvertrags jährliche 3,33 Euro je Stückaktie Garantiedividende, macht rund 6,5 Prozent Rendite. Der Demag-Kurs dürfte in absehbarer Zeit kaum unter die von Terex gebotenen 46 Euro fallen, der Aufkäufer dürfte so viel Aktien einsammeln wie möglich. Einziges Manko: Terex hat bei einem Börsenwert von 1,8 Milliarden Dollar rund 2,6 Milliarden Dollar Nettoschulden und ein Rating im Ramschbereich (B2/BB-).

Kreditversicherungen signalisieren ein Pleiterisiko ungefähr dreimal so hoch wie das von Italien. Auf ewig sollten Anleger also nicht mit Dividende und Aktien-Nachkäufen rechnen. Dafür, die Demag-Aktie zu halten, spricht allerdings, dass sich ein mächtiger Spieler mit mittlerweile zehn Prozent eingekauft hat: der Hedgefonds Elliott. Dessen Chef Paul Singer hat bei Übernahmeschlachten auch in Deutschland häufig noch eine Prämie herausgeholt. Wer sich bei den Übernahmen von Wella, Techem oder der Zeitarbeitsfirma DIS an die Fersen Singers heftete, konnte gut verdienen.

Übernahmeversuche ausspähen

Auch das soziale Netzwerk Xing gilt als Übernahmekandidat - Der Verleger Hubert Burda hält zur Zeit über 29 Prozent der Aktien Quelle: dpa

Jetzt ist Elliott beim Aldi-Computerverkäufer Medion engagiert, für den die chinesische Lenovo vor einem Jahr 13 Euro je Aktie geboten hatte, aktuell steht das Papier bei 16 Euro. Auch beim Pressenhersteller Schuler, dessen Aktie knapp über den vom österreichischen Anlagenbauer Andritz gebotenen 20 Euro notiert, hat Elliott im Juni auf zehn Prozent aufgestockt.

Aktien, die in einem schon weit fortgeschrittenen Übernahmeprozess stecken, sind die sichere Variante, um das Übernahmethema an der Börse zu spielen. Den größten Gewinn aber machen Anleger, die noch in Ferne liegende Übernahmeziele ausspähen. Denn die ersten großen Sprünge erleben die Kurse regelmäßig bei einem ersten Übernahmeversuch.

Werte mit Übernahmefantasie

Spekulationen ranken sich sowohl um attraktive Unternehmen mit hohem Streubesitz, die kein Großaktionär vor einem Aufkäufer schützt, als auch um Firmen, bei denen strategische Investoren aus der Branche schon Pflöcke eingeschlagen haben. Zur ersten Gruppe gehört Adva Optical, ein Anbieter von Datenübertragungstechnik. Der US-Konzern Juniper wurde mehrfach an der Börse als Interessent gehandelt. Die Adva-Technologie verkauft sich gut, über 80 Prozent der Aktien sind im Streubesitz.

Mitspekulieren erlaubt
Aktien für Anleger, die auf recht sichere Übernahmeangebote oder Nachbesserungen setzen – oder eine Wette auf potenzielle Übernahmekandidaten wagen wolle

Unternehmen/

Branche/Land

Kurs

(1)

Börsenwert

(2)

Streubesitz

(3)

Kommentar

Adva Optical/

Netzwerktechnik/D

4,5721881,8Profitabel, gute Technologie. Spekulationen an der Börse über US-Aufkäufer (Juniper).

Agnico-Eagle Mines/

Goldminen/CA

33,80580099,5Wachstumsstarkes Minenportfolio könnte einen größeren Minenkonzern reizen.

ARM/

Chips für Mobile

Computer/GB

6,408.56568,2Großer und wachsender Pool an Patenten könnte größere Wettbewerber anlocken.

C&C Group/

Bier, Cider/IRL

3,421.16395,8Letzter unabhängiger Cider-Hersteller. Würde top zu großem Brauereikonzern passen.

CF Industries/

Düngemittel/USA

160,0710553100Unterbewerter US-Düngemittelkonzern könnte ins Visier eines Rohstoffriesen geraten.

Demag Cranes/

Krane/D

50,9910808,0Terex (82 %) garantiert Dividende, ist aber verschuldet. Hedgefonds Elliott ist drin.

Derby Cycle/

Fahrräder/D

32,802462,4Großaktionär Pon (mehr als 95 %, Stimmrechte 97,6 %) will restliche Anteile kaufen.

Elexis/

Automatisierungs-

technik/D

22,5620811,1SMS GmbH ist Großaktionär mit 88,9 % Anteil. Weitere Käufe wahrscheinlich.

Elli Mae/Software/

USA

18,6031871,3Auf Übernahmespekulationen spezialisierte Hedgefonds stiegen ein.

Equinix/Datencenter/

USA

140,49658196,6Interessante Kundenbasis und Technologie für Zukunftstechnik Cloud Computing. 

Generali Deutschland/

Versicherung/D

54,4529203,9Italienische Mutter könnte Reste einsammeln und Börsennotierung beenden. 

Imagination/

Grafiksoftware/GB

6,23165174,5Technologieführer für Grafikchipsoftware; Chipriesen wie Intel könnten zuschlagen.

Alba (Interseroh)/

Entsorgung/D

57,3656414,7Gewinnabführungsvertrag bringt Absicherung und hohe Rendite. Alba Großaktionär.

Itelligence/

Software/D

6,631998,5NTT als Hauptanteilseigner dürfte mittelfristig weiter aufstocken.
Mifa/Fahrräder/D7,946423,3Familien Maschmeyer und Wicht sowie UBS und AFM Holding als Großaktionäre.

Potash Corp of Sask./

Düngemittel/CA

36,583122499,2Nach geplatzter Übernahme 2010 könnte BHP Billiton einen neuen Angriff starten.

PSI/Software für

Stromnetz-Managem./D

16,2325457,3Nach Übernahme des Konkurrenten Telvent letztes lohnendes Ziel im Markt

Rhön-Klinikum/

Krankenhäuser/D

16,90234067,3 Übernahmekampf möglich, Fresenius weiter interessiert. Bei Rückschlag kaufen. 

Schuler/Umformtechnik,

Pressen/D

20,3160326,4Angebot von Andritz, Hedgefonds Elliott eingestiegen, Kurs nahe Angebotspreis.

Xing/Soziales

Netzwerk/D

46,43 25465,3 Burda hält 29,51 Prozent und hat Optionen auf weitere 9,58 Prozent.
(1): in Euro; (2): in Millionen Euro; (3): in Prozent der Aktien; (4): in Dollar; Quelle: Unternehmensangaben, Bloomberg; Stand: 5. Juli 2012

Übernahmefantasie bewegt auch immer mal wieder die Aktie des Generikaherstellers Stada. An Stada könnten etwa US-Pharmariese Pfizer oder der israelische Generikahersteller Teva interessiert sein. „Die Generikabranche steht unter Konsolidierungsdruck, Hersteller suchen Größenvorteile“, sagt ein Frankfurter Analyst. So will der US-Generikahersteller Watson die Schweizer Actavis schlucken und Novartis das US-Unternehmen Fougera.

Novartis wird auch als Interessent für den süddeutschen Antikörperspezialisten Morphosys genannt. Die Schweizer halten rund sieben Prozent der Aktien und finanzieren Morphosys bis 2017 über Forschungsgelder. Das Unternehmen gleich zu kaufen könnte sich für Novartis lohnen.

Ein Übernahmekandidat ist auch das soziale Netzwerk Xing. Verleger Hubert Burda hat sich 29,7 Prozent der Aktien gesichert, meldete aber unlängst, er habe über Optionen Zugriff auf weitere 9,58 Prozent. Ab einer Schwelle direkt gehaltener Anteile von 30 Prozent wäre Burda gezwungen, allen Xing-Aktionären ein Übernahmeangebot zu machen.

Stromnetze im Visier

Deutschlands Übernahme-Kandidaten
K+S
Infineon
Qiagen
Puma
Celesio
Symrise
Stada

Auch die deutsche PSI, Spezialistin für Software zum Steuern komplexer Netze, etwa des Stromnetzes, könnte zum Übernahmeziel werden. Nachdem der französische Elektronikriese Schneider Electric den PSI-Rivalen Telvent gekauft hat, ist PSI der letzte größere, unabhängige Spezialist auf dem Markt. Mögliche Käufer wären Siemens, ABB oder General Electric. RWE besitzt derzeit knapp 18 Prozent der PSI-Anteile. Der Essener Konzern sprang PSI 2009 zur Seite, als der Firmen-Raider Kajo Neukirchen versuchte, PSI feindlich zu übernehmen. Bei einem erneuten (freundlichen) Übernahmeversuch könnte RWE aber bereit sein, dieses Paket wieder zu verkaufen.

Aktivitäten nehmen zu

Noch knausern Banken bei der Finanzierung der Deals, Beteiligungsgesellschaften und Hedgefonds halten sich zurück. „Doch die Talsohle dürfte durchschritten sein; in den vergangenen Monaten hat die Aktivität in vielen Branchen wieder zugenommen“, sagt Lionel Melka, Partner bei Bernheim, Dreyfus & Co. in Paris, der einen auf Übernahmen spezialisierten Hedgefonds managt. In der Tat: Anfang der Woche kündigte Linde die 4,6 Milliarden Dollar schwere Übernahme von Lincare an, einem US-Hersteller medizinischer Gase, dessen Kurs stieg um 60 Prozent. Zuletzt machte vor allem die IT-Branche mit Megadeals Schlagzeilen. SAP kaufte für 3,4 Milliarden Dollar den Softwareanbieter SuccessFactors und will jetzt auch noch die US-Softwarefirma Ariba für 4,3 Milliarden Dollar. Konkurrent Oracle schlug für 1,5 Milliarden Dollar bei RightNow Technologies zu.

Finanzielle Potenz der Käufer

Dass hier viel passiert, liegt zum einen an der finanziellen Potenz der Käufer: Die Großen der Branche haben immense Mengen Cash angesammelt: Intel hat 7,1 Milliarden Dollar Barmittel auf der Bilanz, Cisco 32 Milliarden, Google 45 Milliarden, Microsoft 48 Milliarden und Apple gar 110 Milliarden Dollar. Dazu kommt der stetige technologische Wandel in der schnelllebigen Branche: „Viele der Platzhirsche drohten Trends wie Mobile und Cloud Computing zu verschlafen und versuchen, sich die Technik zu kaufen“, sagt Melka.

Peter Dreide, Chef der Fondsgesellschaft TBF, meint: „Vor allem Hersteller von Software für Cloud Computing stehen auf den Kauflisten der Großen.“ Der Begriff Cloud („Wolke“) steht für den Trend, Software nicht mehr für jeden Rechner neu zu kaufen, sondern zu mieten. Die Programme liegen in einem Rechenzentrum, Kunden können über das mobile Internet zugreifen. Die ins Visier von SAP geratene Ariba und der vom Computerbauer Dell gekaufte Datenbankspezialist Quest sind typische Cloud-Aktien.

Fondsmanager Dreide geht davon aus, dass weitere Übernahmen im Cloud-Markt folgen werden. „Diese Unternehmen haben bereits marktreife Produkte und verdienen Geld“, sagt Dreide. So treiben Übernahmegerüchte seit Wochen den Kurs von Elli Mae: Das US-Unternehmen hat eine Software zum Auswerten von Hypothekenanträgen entwickelt; vor allem kleine, regionale US-Banken nutzen sie. Und beim Datencenterbetreiber Equinix – auch eine Schlüsselbranche für die Cloud – sollen gleich mehrere Hedgefonds mit Übernahmestrategien eingestiegen sein.

Geht Intel auf Einkaufstour?

Die liebsten Zockerpapiere der Deutschen
Platz 20Die Aktionäre von Deutschlands zweitgrößter Bank haben es nicht leicht. Der Frustfaktor der Aktie ist hoch, von Erholung kaum eine Spur - nur wer nahe des Tiefs bei knapp über einem Euro eingestiegen ist, hat wirklich Spaß an der Aktie. Zertifikate-Anleger suchten scheinbar den Extra-Kick und setzten auf ein gehebeltes Papier. Der Commerzbank Faktor 4x Long DAXF Index war in der Gunst der Anleger recht hoch. Papiere für 9,5 Millionen Euro wurden im April an der Stuttgarter Börse gehandelt. Übrigens nicht die einzige Platzierung der Commerzbank....Quelle: Börse Stuttgart Quelle: dpa
19. PlatzBei Thyssen-Krupp hat sich die Lage zuletzt zwar spürbar gebessert. Der Umsatz stieg deutlich – alle Bereiche liegen operativ im Plus. Allerdings belasten die neuen Werke in den USA und Brasilien sowie der steigende Schuldenstand. Zertifikate-Anleger störte das nicht, sie handelten Papiere mit Basiswert Thyssen-Krupp im Wert von 10,4 Millionen Euro. Vor allem Discount-Zertifikate waren beliebt. Quelle: dpa
Platz 18Ob die Commerzbank-Aktie sich jemals erholt oder weiter abschmiert, beschäftigt nicht nur die Anteilseigner der Bank. Auch die Zertifikate-Anleger spekulieren fröhlich auf steigende und fallende Kurse bei der gelben Bank. Mit einem Volumen von 10,5 Millionen Euro schafft es der Commerzbank Faktor 4x Short DAXF Index auf Platz 18 der beliebtesten Basiswerte. Quelle: dpa
Platz 17Der milde Winter hat deutliche Spuren in der Bilanz des Kasseler Düngemittelspezialisten K+S hinterlassen. Wegen des schwachen Auftausalzgeschäfts ging der Umsatz von Januar bis Ende März deutlich zurück. Kein Wunder, dass der Aktienkurs zuletzt unter Druck geriet. Zertifikate-Anleger griffen trotzdem zu. Sie zockten mit Papieren auf K+S im Wert von 11,1 Millionen Euro - immerhin 6,4 Millionen Euro entfielen auf Discount-Zertifikate. Quelle: dpa
Platz 16Der Gewinn sinkt, aber immerhin bestätigt RWE die Prognose. Im ersten Quartal lähmte den Energieriesen weiter das schwache Gasgeschäft und die Kosten des Atomausstiegs. Bei Zertifikate-Anlegern ist die Aktie als Basiswert trotzdem beliebt, sie kauften und verkauften RWE-Zertifikate im Wert von 12,5 Millionen Euro. Wenig überraschend: Mit 8,5 Millionen Euro entfällt ein Großteil auf die beliebten Discounter. Quelle: dpa
Platz 15Auch bei Eon ist das Thema Nummer eins der Atomausstieg. Für fast 13,5 Millionen Euro handelten Zertifkate-Anleger Eon-Papiere. Neben den Discountern (6,5 Millionen Euro) waren vor allem Aktienanleihen beliebt, die für gut vier Millionen Euro gehandelt wurden. Quelle: dpa
Handelssaal der Börse Stuttgart Quelle: dpa

Auch Computergrafikspezialisten wie Imagination oder ARM könnten zum Ziel werden – namentlich für den Chipgiganten Intel. „Intel hat den Trend zum Mobile Computing, wie iPad oder Smart Phones, leider komplett verschlafen und muss jemanden kaufen“, sagt Dreide.

Anders als in vielen traditionellen Branchen sollten Anleger im Technologiesektor das erste Angebot annehmen oder bei Bekanntwerden der Übernahme verkaufen. „Abwarten wird bei den Tech-Werten meist nicht belohnt“, sagt Dreide, „zuletzt haben wir bei keiner Aktie Nachbesserungen gegenüber dem ersten Angebot gesehen.“

Düngemittel gefragt

Wer es bodenständiger mag, spekuliert auf Übernahmen im Rohstoffsektor. Vor allem Düngemittelproduzenten werden interessant für die großen Rohstoffgiganten. So wollte bereits vor zwei Jahren der Bergbauriese BHP Billiton den weltgrößten Düngemittelkonzern, die kanadische Potash Corporation of Saskatchewan, für 43 Milliarden Dollar übernehmen, scheiterte aber am politischen Widerstand in Kanada. Vermutlich spiegelte der von BHP gebotene Preis aber auch noch nicht das Wertsteigerungspotenzial von Potash wider; weitere Versuche zu dann höheren Preisen könnten also folgen. Potash deckt ein Fünftel des weltweiten Kaliumdüngerbedarfs ab.

Die Vorkommen reichten auf Basis der aktuellen Jahresproduktion bis weit ins 24. Jahrhundert; und Potash hat die besten Margen im Düngemittelsektor. Mit weniger Widerstand wäre bei einem Angriff auf den Düngemittelhersteller CF Industries aus Illinois zu rechnen. Das an der Börse mit zwölf Milliarden Dollar bewertete Unternehmen übernahm selbst im April 2010 für 4,7 Milliarden Dollar den Konkurrenten Terra und ist frei von Nettoschulden.

Im Getränkesektor kursierten zuletzt Meldungen, zwei der weltgrößten Brauereikonzerne, SAB Miller und Carlsberg, hätten ein Auge geworfen auf den irischen Cider- und Bierproduzenten C&C Group. Angeblich prüften die beiden Großbrauereien schon seit Anfang des Jahres den Kauf der Nummer eins für alkoholhaltige Apfelgetränke in Irland. Verkehrt wäre das nicht. Auf dem Heimatmarkt kommt C&C bei Apfelwein auf einen Marktanteil von 90 Prozent. Auf dem Getränkemarkt gehören regionale Spezialitäten zur einzigen Kategorie, die in gesättigten Märkten ansehnliches Wachstum versprechen. Zudem ist C&C der einzige noch unabhängige Cider-Hersteller. Die Iren, an der Börse mit 1,1 Milliarden Euro bewertet, würden das Portfolio einer großen Brauerei gut ergänzen. Es locken eine schuldenfreie Bilanz, gut 60 Millionen Euro Nettocashreserven und eine moderate Bewertung.

Begehrtes Gold

Starke Aktien mit Schwellenländer-Plus
Ein Mann sitzt vor einem Laden der Adidas-Marke Reebok in Indien Quelle: dapd
Zwei Hände halten Zigaretten der Marke Gauloises Quelle: dapd
Ein Chinese telefoniert Quelle: REUTERS
Frauen machen in China Werbung für Coca Cola Quelle: AP
Eine Frau vor einem Regal mit Danone-Produkten Quelle: Reuters
Ein Glas voll Guinness Quelle: REUTERS
Eine Hand nimmt eine Flasche Heineken aus dem Regal Quelle: REUTERS

„Die Übernahmewelle rollt jetzt an im Minensektor“, meint Martin Siegel, Geschäftsführer der Investmentboutique Stabilitas, die sich auf die Beratung von Minenfonds spezialisiert hat. Nachdem zuletzt die Goldproduzenten Yamana und St. Barbara Kaufofferten für kleinere Minen abgegeben haben, halte der Markt nun Ausschau nach weiteren Übernahmekandidaten.

Goldminen sind, gemessen am Goldpreis, historisch tief bewertet. Ihre Kosten sind in den vergangenen Jahren nicht schneller gestiegen als der Goldpreis selbst. Entsprechend stetig verbessert hat sich die Ertragslage. Zusätzlich erhöht hat sich der Substanzwert durch die höhere Bewertung der Goldreserven.

Mutige werden belohnt

Als Privatanleger auf einzelne kleine Minen zu setzen ist sehr riskant. Selbst eine brillante geologische Expertise schützt nicht vor Verlusten. Dafür winken Mutigen extreme Kurschancen. Ausgelöst werden könnte eine Übernahmewelle von einem Milliardendeal, der das Zeug hat, die insgesamt wenig konzentrierte Goldbranche durchzurütteln – also wenn ein Branchenriese einen anderen bedeutenden Produzenten ins Visier nehmen sollte.

Ein denkbares Übernahmeziel wäre Agnico-Eagle, dessen Notierung seit Oktober 2011 in der Spitze um mehr als 50 Prozent abstürzte. Ausgelöst hatte die Talfahrt die Entscheidung des Managements, die Produktion in der kanadischen Goldex-Mine nach einem Wassereinbruch einzustellen und das Investment abzuschreiben.

Agnico-Eagle betreibt aber noch drei weitere Minen und arbeitet an der Entwicklung weiterer Minenprojekte. Der auf gut sieben Milliarden Dollar geschrumpfte Unternehmenswert macht Agnico-Eagle zu einem verdaulichen Übernahmekandidaten für einen Branchenriesen.

Über einen Zusammenschluss von Weltmarktführer Barrick und der Nummer zwei Newmont wird seit Jahren spekuliert. Nur, sollte dieser tatsächlich einmal kommen, läutete das wohl das Ende der Goldhausse ein. Megafusionen beenden oft einen Trend – in jeder Branche.

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