Börsengang Curevac macht den Bund um 800 Millionen Euro reicher

Der Bund war erst vor zwei Monaten über die Staatsbank KfW mit 300 Millionen Euro bei Curevac eingestiegen. Quelle: dpa

Der Tübinger Impfstoffhersteller Curevac ist am letzten Handelstag der Woche in den USA an der Börse gestartet. Dabei ist der Kurs zur Erstnotiz um 175 Prozent nach oben gesprungen. Das rechnet sich für den Staat.

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Der deutsche Staat verdient am erfolgreichen Börsengang des Tübinger Impfstoffherstelles Curevac kräftig mit. Nachdem am gestrigen Donnerstag die Aktien zum Initial Public Offering an der US-Börse Nasdaq zu 16 Dollar schon am oberen Ende der Zeichnungsspanne zugeteilt worden waren, gab es drei Stunden nach Start der US-Börsen die ersten offiziellen Kurse des Covid-19-Hoffnungsträgers.

Mit 44 Dollar je Aktie oder einem Plus von 175 Prozent gegenüber dem Ausgabepreis ging es steil nach oben. Der Börsenwert stellte sich damit auf 7,7 Milliarden Dollar ein. Das freut neben Großaktionär Dietmar Hopp (Anteil 49 Prozent) und dem britischen Pharmakonzern GlaxoSmithKline (8 Prozent) auch den Bund, der 17 Prozent hält. Dem 44 Dollar je Aktie entsprechen gut 1,3 Milliarden Dollar oder 1,1 Milliarden Euro.

Auch Tierärzte verdienen mit

Der Bund war erst vor zwei Monaten über die Staatsbank KfW mit 300 Millionen Euro bei Curevac eingestiegen und ist nun 800 Millionen Euro reicher. Dazu hatten sich etwa der Staatsfonds Katar, die Melinda & Bill Gates Stiftung oder auch die Baden-Württembergische Versorgungsanstalt für Ärzte, Zahnärzte und Tierärzte am Tübinger Unternehmen beteiligt. Nach der Mainzer Biontech ist Curevac der zweite äußerst erfolgreiche Börsengang eines deutschen Biotechunternehmens an der Nasdaq in diesem Jahr.

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Curevac will mit dem Geld vor allem die Entwicklung seines Corona-Impfstoffkandidaten bis zum Abschluss der entscheidenden klinischen Phase-3-Studie und die Erweiterung seiner Produktionskapazitäten finanzieren. Curevac habe bereits „einen signifikanten zweistelligen Millionenbetrag“ in die Entwicklung des Corona-Impfstoffs gesteckt, sagte Vorstandschef Franz-Werner Haas der „Süddeutschen Zeitung“. „Und wir bauen unsere Produktion aus“. Wenn die Marktzulassung gelinge, brauche Curevac um die 400 Millionen Euro. „Es wird weitere Finanzierungsrunden geben.“

Curevac hatte im Juni mit der klinischen Erprobung seines Covid-19-Impfstoffkandidaten begonnen. Die Tübinger setzen – wie die Mainzer BioNTech und der US-Konzern Moderna – auf Impfstoffe auf Basis der sogenannten Boten-RNA (mRNA). Sie soll menschlichen Zellen die Information zur Produktion von Eiweißstoffen und damit zur Bekämpfung der Krankheitserreger vermitteln. Andere Impfstoffentwickler haben Partnerschaften mit Pharmariesen wie Pfizer oder AstraZeneca verkündet, um den Impfstoff zu produzieren und zu vermarkten. Auch Curevac sie in Gesprächen, sagte Haas. „Alleine werden wir das nicht schaffen.“

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Bis Curevac selbst in die Massenherstellung einsteigen kann, wird noch Zeit vergehen. „Wir bauen gerade die Produktion in unserem bestehenden Werk auf. Die Großanlage soll dann 2022 in Betrieb gehen, dann können wir Milliarden Dosen liefern.“ Bestellungen für den Corona-Impfstoff haben die Tübinger noch keine. „Aber wir reden mit verschiedenen Regierungen.“

Wegen der teuren Entwicklung schreibt Curevac wie viele junge Biotech-Unternehmen rote Zahlen. Ohne ein marktreifes Produkt fließen die Einnahmen nur spärlich fließen. Für 2019 wies Curevac bei einem Umsatz von 17,4 Millionen Euro einen Verlust von 99,9 Millionen aus.

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Mit Material von Reuters

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