BRIC-Boom Mit Aktien richtig in Schwellenländer investieren

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Nachhaltiges Wachstum

Kinder vor einer Werbung von HeidelCement Quelle: dpa

Zumal die Welt in China nun wirklich nicht untergeht: "Wir gehen davon aus, dass sich das chinesische Wachstum weiter abschwächen wird, aber der größte Teil der Verlangsamung sollte hinter uns liegen", sagt Yu Song, Ökonom bei Goldman Sachs. Die Inflationsrate ging im Frühjahr überraschend auf 3,4 Prozent zurück. Eine niedrigere Inflation würde die Konsumneigung der Mittelschicht und einfachen Arbeiter befeuern, die der Gutverdiener ist ohnehin ungebrochen. "Steigende Einkommen der breiten Masse machen Wachstum nachhaltiger; es kann von einer stabilen Basis aus weitergehen. Auch in den USA und Westeuropa der Fünfziger und Sechziger waren die steigenden Realeinkommen der Mittelschicht der Motor", sagt Morgan-Stanley-Volkswirt Manoj Pradhan.

Die gefallenen Inflations- und Wachstumsraten liefern der Zentralbank Argumente, die Geldbremse wieder zu lockern. "Sobald das Wachstum unter den Zielkorridor von sieben bis neun Prozent rutscht, wird die Kreditvergabe erleichtert, und die Zinsen werden gesenkt", meint Rajiv Jain, Schwellenländerfondsmanager für die Bank Vontobel in New York. Die globalen Kapitalflüsse haben neuesten Daten zufolge gedreht: Laut Marktforscher Emerging Markets Portfolio Research flossen in den ersten vier Monaten 2012 netto wieder 25,6 Milliarden Dollar in die Schwellenländer; das ist immerhin die Hälfte dessen, was 2011 abgeflossen war.

Starke Aktien mit Schwellenländer-Plus
Ein Mann sitzt vor einem Laden der Adidas-Marke Reebok in Indien Quelle: dapd
Zwei Hände halten Zigaretten der Marke Gauloises Quelle: dapd
Ein Chinese telefoniert Quelle: REUTERS
Frauen machen in China Werbung für Coca Cola Quelle: AP
Eine Frau vor einem Regal mit Danone-Produkten Quelle: Reuters
Ein Glas voll Guinness Quelle: REUTERS
Eine Hand nimmt eine Flasche Heineken aus dem Regal Quelle: REUTERS

Geringe Verschuldung und konsumfreudige Bevölkerung

Schwellenländeraktien sind zudem nach dem Ausverkauf nicht mehr teuer: Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt bei 10,3. "Industrieländer-Standardwerte sind mit einem KGV von 13,5 teurer, obwohl die Wachstumsperspektiven der meisten Schwellenländeraktien besser sind als die der Etablierten", findet Francis Chung von HSBC in Hongkong. Langfristig sprechen die geringere Verschuldung und die junge, konsumhungrige Bevölkerung für die Aktien. "Woher, wenn nicht aus den Schwellenländern, soll künftiges Wachstum kommen, aus den Schulden abbauenden Industrieländern etwa?", fragt Ehrhardt.

Schwellenländeraktien sind aber auch oft zu Recht billig, die Gründe:

  • Sie schwanken stärker als die der Industrieländer, weil bei schlagartigem Abzug von ausländischem Kapital heftige Kurseinbrüche drohen.
  • In vielen Ländern grassiert die Korruption, dass alle Gewinne bei Aktionären landen, ist unrealistisch.
  • Mit der Transparenz und Bilanzqualität der Aktiengesellschaften aus Asien, Afrika und Südamerika ist es oft nicht weit her. Die Aktie von Sino Forest etwa brach 2011 ein, nachdem dem Unternehmen vorgeworfen wurde, es habe zu große Waldflächen ausgewiesen. Selbst Hedgefonds-Starmanager John Paulson ging Sino Forest auf den Leim. Seither misstrauen Investoren chinesischen Bilanzen.
  • Die Unternehmen folgen kaum der westlichen Maxime der Gewinnmaximierung. Gerade in Russland und China bestimmt die politische Führung, nicht der Aktionär. "Für chinesische Unternehmen ist Gewinn immer nur ein Ziel, wichtigere sind die Versorgung der Bevölkerung mit Gütern und Arbeitsplätzen", sagt Vorndran.
  • Der Börsenhandel an vielen Schwellenländerbörsen, etwa in Indien, ist Privatanlegern wegen komplizierter Regularien und hoher Kosten versperrt. Oft bleibt nur eine kleine Auswahl asiatischer und lateinamerikanischer Konzerne, deren Aktien im Ausland gehandelt werden.
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