Dax-Ausblick Bringt die Zahlenflut neue Kursrekorde an der Börse?

Die Bilanzsaison könnte in der neuen Woche für neuen Schub an den Märkten sorgen. Experten bleiben vorsichtig optimistisch.

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Eine Reihe von Quartalszahlen wird Anleger in der neuen Börsenwoche beschäftigen. Quelle: dpa

Düsseldorf Alles neu macht der Mai? Vielleicht. Die vergangenen Wochen und Monate waren für Aktionäre alles andere als erfreulich. Auf Rekorde zu Jahresbeginn folgte ein empfindlicher Rücksetzer. Im ersten Quartal verlor der deutsche Leitindex 2,7 Prozent. Das war der schwächste Jahresauftakt seit 2011. Seither schleppten sich die Indizes mehr oder weniger dahin.

Doch nun könnten neue Kursrekorde wieder in Reichweite rücken. Das glauben zumindest die Analysten der Berenberg Bank. „Ein Blick in die Statistik zeigt, dass gerade ein negativer Jahresstart tendenziell dazu geführt hat, dass sich der Dax in den Sommermonaten besser als nach einem positiven Jahresstart entwickelt hat“, schreiben sie in ihrem Marktkommentar. Zudem schwinde die Furcht vor einem Handelskrieg zwischen den USA und China.

So optimistisch ist Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck Privatbankiers, nicht. Während die Aktienmärkte weiter am oberen Ende ihrer jüngsten Seitwärtstrends kratzten, scheint „der entscheidende Funke für einen klaren Ausbruch etwa des Dax nach oben zu fehlen“.

Greil sieht auch keinen Durchbruch in Sachen Zollverhandlungen mit den USA, und auch darüber hinaus keine Auslöser für neue Kursgewinne. „Die gute US-Quartalszahlensaison hat den Aktienmärkten bisher nicht den entscheidenden Schub nach oben verliehen“, sagt er.

Martin Lück hingegen, Chef-Anlagestratege beim weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock, sieht sehr wohl positive Impulse von den Firmenbilanzen. „In der inzwischen auf Hochtouren laufenden US-Berichtssaison haben bisher über 80 Prozent der Firmen die Analystenerwartungen übertroffen“, sagt er. „Zwar dürfte sich das Wachstum in Europa vom jetzigen Niveau kaum noch nennenswert beschleunigen, aber auch für den Fall, dass sich die Zuwachsraten in der aktuellen Größenordnung halten, spricht alles für ein Gewinnplus europäischer Unternehmen im knapp zweistelligen Bereich für 2018.“

Die Vorzeichen sind jedenfalls positiv. Am Freitag kletterte der Dax um 0,6 Prozent nach oben. Die Analysten der Helaba kann diese Entwicklung nicht begeistern. Für sie herrscht an den Märkten „per saldo Stillstand“. Der Aktienmarkt sei in der vergangenen Woche nicht recht vom Fleck gekommen.

Dennoch: Das könnte sich in der neuen Woche ändern. Denn es legen mehrere Dax-Konzerne ihre Bilanzen vor. Am Donnerstag öffnet Pharmahersteller Bayer seine Bücher, am Freitag folgen der Chemiekonzern BASF und der Autobauer BMW. Im Ausland legen unter anderem am Dienstag der Elektronik-Anbieter Apple seine Geschäftszahlen vor und am Freitag der Lufthansa-Rivale IAG, zu dem die Fluggesellschaft British Airways gehört.

Manfred Bucher warnt aus einem anderen Grund vor überzogenem Optimismus. Der jüngste Anstieg der US-Anleiherenditen könnte sich zum Stolperstein für die Aktienmärkte entwickeln, befürchtet der BayernLB-Anlagestratege. Die Rendite der zehnjährigen Treasury Bonds übersprang in den vergangenen Tagen erstmals seit Anfang 2014 die psychologisch wichtige Marke von drei Prozent.

„Was den aktuellen Zinsanstieg problematisch macht ist die Tatsache, dass gleichzeitig die globale Konjunkturdynamik an ihrem Zenit angekommen scheint und an Dynamik verliert“, sagt Bucher. Vor diesem Hintergrund warten Investoren gespannt auf die Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed am Mittwoch.

Weitere Rückschlüsse auf die Geldpolitik erhoffen sich Anleger von den US-Arbeitsmarktdaten am Freitag. Einen Vorgeschmack darauf liefern die Zahlen der privaten Arbeitsagentur ADP am Mittwoch. Darüber hinaus stehen am Montag Daten zu den Konsumausgaben auf dem Programm. Die Käufe der US-Verbraucher gelten als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft. Die Analysten der Helaba hoffen auf Hinweise darauf, „wie groß die Überhitzungsrisiken für die US-Wirtschaft sind“.

Handlungsbedarf für die anstehende Sitzung der US-Notenbank werde sich daraus kaum ableiten lassen. „Die Frage nach den transatlantischen Zinsdifferenzen beantwortet sich in der kommenden Woche vielmehr über die europäischen Daten“, schreiben die Experten in ihrem Ausblick. „Hier könnten ein nachlassender europäischer Inflationsdruck im April sowie ein schwächeres Wirtschaftswachstum im ersten Quartal die Zinsfantasie dämpfen.“

Mit Spannung erwarten Börsianer am Montag die deutschen und am Mittwoch die europäischen Inflationsdaten. Eine geringe Teuerungsrate könnte Spekulationen auf eine Verlängerung der Anleihekäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB) neue Nahrung geben.

Die Erwartungen der Helaba-Analysten: Die Wirtschaft im Euro-Raum sollte im ersten Quartal nur mit 0,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal expandiert sein. Insbesondere Produktion sowie Außenhandel seien schwach verlaufen und die mit 0,3 Prozent bereits gemeldete Quartalsrate für Frankreich ist kein guter Vorbote. „Dies sollte an den Finanzmärkten für weitere Verunsicherungen sorgen und den US-Dollar nochmals beflügeln“, so die Helaba-Experten.

Auch Commerzbank-Analyst Christoph Weil sagt für das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal eine Verlangsamung des Wachstums auf 0,4 Prozent voraus. „Neben Sondereffekten wie der ungewöhnlich kalten Witterung dürfte vor allem die spürbare Aufwertung des Euro gebremst haben.“ Zwischen Anfang Januar und Ende März legte der Kurs um fast vier US-Cent auf gut 1,23 Dollar zu. In den vergangenen Tagen gab er jedoch wieder zwei US-Cent auf knapp 1,21 Dollar nach und steuerte auf das größte Wochenminus seit etwa einem Jahr zu.

Die Entwicklung bei Dax und Co. hat in der Finanzbranche folglich für Verunsicherung gesorgt. Analysten wurden zuletzt vorsichtiger, erste Häuser haben sogar ihre Ziele für 2018 korrigiert, die DZ Bank beispielsweise. Sie hat ihre Indexprognosen für den Dax und Euro Stoxx 50 zum Jahresende 2018 auf 13.300 und 3600 Punkte reduziert. Vorher hatten sie bei 14.000 und 4.000 Punkten gelegen.

Mit Material von Reuters

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