Dax-Ausblick Neues Spiel, neues Glück

Nach zwei sehr besinnlichen Handelswochen ohne große Ausschläge und auch ohne große Gewinne kehrt Normalität an die Märkte zurück. In der ersten Januarwoche stehen endlich Termine an, die für neue Impulse sorgen können.

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Dax, Kurse, Aktien, Börse, Frankfurt Quelle: dpa

Düsseldorf Die Jahresendrally am deutschen Aktienmarkt ist 2017 zwar ins Wasser gefallen – und auch die Marke von 13.000 Punkten hat der Dax nicht verteidigen können. Das Börsenjahr 2017 bleibt Anlegern dennoch gerne in Erinnerung. Das wichtigste deutsche Börsenbarometer zauberte ein Plus von 13 Prozent aufs Parkett und verbuchte damit das sechste Gewinnjahr in Folge.

Eine derart lange Aufwärtsphase gab es für den Dax, der im neuen Jahr seinen 30. Geburtstag feiern wird, noch nie. Und dennoch konnten die Anleger laut der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) „so ruhig schlafen“ wie wohl nie zuvor. Denn Risiken wie Wahlen in Europa, die Unsicherheit rund um den Brexit, Terroranschläge, die politischen Ereignisse in der Türkei oder die Abschottungs- und Nordkorea-Politik von US-Präsident Donald Trump wurden gelassen weggesteckt. Die 2007 ausgebrochene Finanzkrise ist angesichts des neu erklommenen Höchststandes von gut 13.525 Punkten kaum noch zu spüren. Weil auch die Wall Street von Rekord zu Rekord eilt, werden kritische Stimmen laut. Robert Halver gibt Entwarnung: „Es spricht mehr für das zehnte Jahr des Aktienaufschwungs als dagegen“, sagt der Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank.

Da macht es nichts, dass die Party zum Jahresende ausfiel. Spielverderber war am letzten Handelstag einmal mehr der Euro. Die europäische Einheitswährung zeigte sich anhaltend stark und verteuerte der sich gegenüber dem Dollar den dritten Tag in Folge – der Euro steht damit vor seiner größten Aufwertung gegenüber der US-Währung seit 14 Jahren. Das bremste die Stimmung in Frankfurt. Denn einer Exportnation wie Deutschland tut das nicht gut, wenn ihre Waren im Ausland teurer werden und in der Folge gegebenenfalls weniger stark nachgefragt werden.

Entsprechend ging es auf dem Parkett auch abwärts. Der Dax verlor am Freitag 0,5 Prozent auf 12.913 Punkte. Am Donnerstag, kurz vor Handelsschluss, war der Leitindex urplötzlich unter die Marke von 13.000 Punkten gerutscht, die er bis dato drei Wochen lang hatte verteidigen können. „Die Schlappe zum Schluss ändert aber nichts daran, dass wir ein sehr gutes Börsenjahr hatten“, sagte ein Händler.

Im neuen Jahr steht die Währungsseite erneut im Fokus. Dann dürfte ohnehin der Druck auf die EZB zunehmen, die Gelddruckmaschine anzuhalten. Denn die Notenbank kaufte auch 2017 im großen Stil Anleihen. Die US-Notenbank Fed hat bereits nicht nur das Gelddrucken eingestellt, sondern auch schon mehrmals an der Zinsschraube gedreht. Dem Dollar hat das jedoch nicht auf die Sprünge geholfen. Denn mit dem Wahlsieg von Emmanuel Macron bei der Präsidentenwahl in Frankreich preisten die Anleger das Risiko eines Auseinanderbrechens des Euro-Währungsraums aus. Selbst die Probleme in Katalonien und die schwierige Koalitionsbildung in Berlin konnte der Gemeinschaftswährung nichts anhaben.

Börsianer hoffen derweil, dass die letzten Handelstage keine Vorboten für 2018 gewesen sind. Die Stimmung bleibt gut, daran hat auch der eher lahme Jahresabschluss nichts geändert. „Wir gehen davon aus, dass nach dem schwachen Dezember der Januar und Februar umso bessere Börsenmonate werden können. Dafür gibt es mehrere Gründe. Einer davon ist, dass viele Anleger im Januar bestehende Positionen in Aktien aufstocken werden “, sind die Experten der DZ-Bank überzeugt.

Das sei die richtige Entscheidung, denn die niedrigen Zinsen würden die Aktienmärkte nach unten absichern, sodass eine Korrektur zunächst ausbleiben dürfte. „Gleichzeitig sollten die Gewinne der Unternehmen dank einer starken Weltkonjunktur 2018 erneut deutlich wachsen, sodass der Aktienmarkt im Jahresverlauf 2018 auch noch eine dynamische Entwicklung in Richtung 14.000 Punkte beim Dax und 4000 Punkte beim Euro Stoxx 50 aufnehmen sollte“, so die Experten der DZ Bank.


Dividenden sorgen für Erheiterung

Ein weiterer Grund für die positive Markterwartung in den ersten Wochen des Jahres 2018 sei die Verabschiedung der US-Steuerreform, die auch den börsennotierten US-Konzernen einen deutlichen Gewinnschub von acht bis zehn Prozent geben sollte. „Auf Basis der steigenden Wachstumstrends bleiben die Perspektiven für 2018 gut“, sagt auch Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck Privatbankiers. „Jedoch dürften die Märkte – insbesondere bei negativen Nachrichten – dann wieder nervöser reagieren, sprich stärker schwanken.“

Mit ihrem Optimismus sind die Experten nicht allein. In einer Umfrage für das Handelsblatt erwarten 32 Börsenexperten in- und ausländischer Banken auch im kommenden Jahr weitere Kursgewinne. Der Dax könnte demnach auf mehr als 14.000 Punkte steigen.

Doch natürlich gibt es auch kritische Stimmen. Gertrud Traud beispielsweise hält es für fraglich, dass 2018 tatsächlich ein weiteres Jahr der Aktie wird. „Aktienanleger haben bereits zu viele Vorschusslorbeeren verteilt und sind ausgesprochen sorglos geworden“, sagt die Chefvolkswirtin der Helaba. Die Landesbank traut dem deutschen Leitindex bis zu 13.500 Punkte im kommenden Jahr zu. „Wir glauben, dass wir in dem aktuellen Zyklus das Beste bereits gesehen haben.“

Auch der Verband öffentlicher Banken (VÖB) warnt vor allzu großer Euphorie: Nach der Kursrally in diesem Jahr notierten Aktien mittlerweile auf einem hohen Niveau. „Schlechte Nachrichten bezüglich der weiteren Gewinnentwicklungen oder konjunkturelle Dämpfer könnten dann schnell zu Kurskorrekturen führen.“

Für ein Engagement sprechen die wohl weiter steigenden Ausschüttungen. Robert Halver erwartet einen „sehr guten Dividendenjahrgang“. Seine Prognose: 24 der 30 Dax-Unternehmen werden aller Voraussicht nach ihre Dividende für das Geschäftsjahr 2017 anheben. „Damit wird 2018 im Dax mit schätzungsweise 34 Milliarden Euro die höchste jemals gezahlte Dividendensumme ausgezahlt“, so der Experte. Aktuell wartet der Dax mit einer Dividendenrendite von etwa 2,8 Prozent, der Euro Stoxx 50 mit 3,3 Prozent und ein Euro-Dividendenindex mit rund 4,5 Prozent auf.

Bis die Dividendensaison allerdings auf Hochtouren läuft, dauert es noch. Impulse erhoffen sich Anleger vorerst von anderer Seite. In der ersten Januarwoche stehen nach zwei sehr nachrichtenarmen Wochen nun endlich wieder Termine in den Kalendern. Für Rückenwind könnten sowohl Unternehmensbilanzen als auch Konjunkturdaten sorgen. Los geht es gleich am ersten Handelstag des neuen Jahres: Am 2. Januar legen die beiden Autobauer General Motors und Ford Umsatzzahlen vor. Zwei Tage später folgt das Bayer-Übernahmeziel Monsanto mit Quartalsergebnissen.

Neue Hinweise auf den Zeitpunkt und vor allem das Tempo der nächsten Zinserhöhungen in den USA erhoffen sich Börsianer von den US-Beschäftigungszahlen. Sie werden am Freitag veröffentlicht. „Der Beschäftigungsaufbau dürfte zum Jahresschluss zwar nicht mehr ganz an die hohe Dynamik der beiden Vormonate herangereicht haben, mit 170.000 neuen Stellen ist die Beschäftigungsentwicklung aber nach wie vor sehr robust“, prognostizieren die Analysten der DZ Bank. Die Fed hat zuletzt signalisiert, den Schlüsselsatz wie im ablaufenden Jahr drei Mal anheben zu wollen. Einen Vorgeschmack auf die offiziellen Job-Daten geben die Zahlen der privaten Arbeitsagentur ADP am Donnerstag.

Große Gefahr für die Aktienmärkte wird von den Notenbanken wohl auch im kommenden Jahre nicht ausgehen. „Bellen, aber nicht beißen“, laute das Motto der Fed, glaubt Robert Halver. Die US-Notenbank werde den Notenbankzins unter der Inflation halten.

Auch in Europa stehen am Freitag mit den Inflationszahlen spannende Konjunkturzahlen an. Aus ihnen versuchen Investoren herauszulesen, wann die EZB letztlich ihre Anleihenkäufe einstellt. Zum Jahreswechsel halbiert sie das Volumen auf 30 Milliarden Euro pro Monat. Mit Zinserhöhungen wird allerdings vorerst nicht gerechnet. Halvers Prognose: „Die EZB verhindert jeglichen finanz- und konjunkturschädlichen Zinsschock, indem sie die Leitzinsen auch nach einem Ende der Anleihekäufe noch für längere Zeit bei null belässt.“

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