Geldanlage Börsengewinner des Baubooms

Immobilien sind wieder in, die Deutschen stecken so viel Geld wie lange nicht in die eigenen vier Wände. Wer schon ein Haus hat, erneuert lieber Dach und Fenster, statt in Aktien zu investieren. Dabei gibt es auch börsennotierte Unternehmen, die von der neuen Lust am Betongold profitieren.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Teurer Hauskauf, mäßige Miete
Die Entwicklung von Miet- und Kaufpreisen in Berlin Quelle: Immobilienscout 24
Die Entwicklung von Miet- und Kaufpreisen in Hamburg Quelle: Immobilienscout 24
Die Entwicklung von Miet- und Kaufpreisen in München Quelle: Immobilienscout 24
Die Entwicklung von Miet- und Kaufpreisen in Köln Quelle: Immobilienscout 24
Die Entwicklung von Miet- und Kaufpreisen in Frankfurt Quelle: Immobilienscout 24
Die Entwicklung von Miet- und Kaufpreisen in Stuttgart Quelle: Immobilienscout 24
Die Entwicklung von Miet- und Kaufpreisen in Regensburg Quelle: Immobilienscout 24

Ganz erkaltet war sie ja nie, aber nun ist die neu entflammt, die Liebe der Deutschen zum Betongold. Befeuert wird sie durch billige Baukredite, beinahe täglich neue Horrormeldungen um die gefährdete Stabilität des Euro und nicht zuletzt auch durch eine nicht zu unterschätzende Art Gruppendynamik, die dadurch entsteht, dass fast jeder mehr und mehr Freunde, Bekannte und Kollegen hat, die eine Immobilie gekauft haben oder kaufen möchten.

In der Folge steigen die Preise vor allem in den Metropolen inzwischen heftig; manche Viertel sind nahezu ausverkauft; andere, vor allem die bislang noch – relativ - günstigen so genannten 1B-Lagen von München (Laim, Giesing, Au…), Hamburg (Altona, Eimsbüttel, Eilbek…) und Berlin (Pankow oder Neukölln) legen die Preise im Vergleich zu vor zwölf Monaten gar um 30 Prozent und mehr zu. Auch einige Mittelstädte im Süden, wie Regensburg oder Freiburg, verzeichnen Preissteigerungen von 25 Prozent in einem Jahr.

Wer nicht kauft oder baut, der renoviert. Die Baumärkte sind voll wie nie, die Auftragsbücher der Handwerker auch. Selten genossen Handwerker aus baunahen Gewerken wie Installateure, Elektriker, Fensterbauer oder Dachdecker eine so gute Auftragslage (so lange sie nicht vorwiegend für die oft klamme öffentliche Hand bauen). Vor allem die Umsätze im Geschäft mit den Privatleuten hätten dabei 2011 und in den ersten Monaten 2012 überproportional zugenommen, berichten die Handwerkskammern und -verbände.

Die teuersten Wohnstraßen in Deutschland
Die Hamburger Hafencity Quelle: APN
Eine Frau liegt in einem Park in München und sonnt sich Quelle: dpa
Ein Starndkorb Quelle: dapd
Zwei Frauen sitzen an der Alster Quelle: dpa
Strandkörbe auf Föhr Quelle: dpa
Frauen auf dem Tegernsee Quelle: dpa
das fertiggestellte Eckelement des Berliner Stadtschlosses (r) zwischen dem Berliner Dom (l) und dem Fernsehturm (hinten) Quelle: dpa

Der unglaubliche Boom

Der neue deutsche Immobilienboom begann vor etwa drei Jahren unter Wohlhabenden; diese fingen plötzlich an, ihr Geld wieder vermehrt in vermietete Immobilien zur Kapitalanlage anzulegen - eine Anlageform, die in Deutschland – auch unter dem Eindruck der gefährlichen Immobilienblasen, die sich rund herum in Süd- und Westeuropa aufgepumpt hatten – ein Schattendasein gefristet hatte.

Vermögensverwalter und -berater der Wohlhabenden registrierten ab etwa 2009 eine „vermehrte Bereitschaft, wieder Immobilien ins Portfolio zu nehmen; dahinter steckte in über 90 Prozent der Fälle eine mehr oder weniger diffuse Angst um die Stabilität des Geldes, speziell des Euro“, sagt der Münchner Vermögensverwalter Joachim Paul Schäfer von der PSM Vermögensverwaltung, der Privatkunden mit einem liquiden Vermögen von mehr als einer Million betreut.

Inzwischen hat der Immobilien-Boom „breite Bevölkerungsschichten erreicht", beobachtet der Stuttgarter Vermögensverwalter Max Schott, „das Spektrum reicht von der fünfköpfigen Familie, die sich die Raten fürs kleine Reihenhäuschen buchstäblich vom Munde abspart, bis zum mehrfachen Millionär, der sich die 10. oder 20. Immobilie zur Kapitalanlage zulegen will."

Also auch Menschen, die gar kein Geld durch Euro-Zerstörung und Inflation zu verlieren hätten, sind also vom Bau- und Wohnungskauf-Trend inzwischen angesteckt.

Die zehn häufigsten Fehler bei der Baufinanzierung

Neue Leidenschaft für Liegenschaft

Umfragen zufolge wünschen sich mehr als 75 Prozent der Deutschen die eigenen vier Wände, knapp 65 Prozent halten zudem Immobilien für eine gute Wertanlage in Zeiten des wackligen Euros und vermeintlich oder tatsächlich anziehender Inflation.

Folge: Die Deutschen im bau- und kauffähigen Alter (der durchschnittliche Immobilienkäufer ist 38) - noch vor wenigen Jahren ein Volk von modernen Nomaden mit befristeten Arbeits- und teuren Mietverträgen - stürzen sich plötzlich auf Häuser und Wohnungen, als gäbe es bald keine mehr.

Die meisten kaufen auf Kredit, im Schnitt finanzieren die Deutschen rund 70 Prozent der Kaufsummen fremd.

Die Hypotheken-Plattform Europace vermittelte in den ersten drei Monaten 2012 so viele Baukredite wie noch nie; mit 5,73 Milliarden Euro lag das Volumen der Immobilien-Kredite um 65 Prozent höher als im ersten Quartal 2011.

Die Preise steigen teils heftig

Wo die Immobilienblase wächst
RegensburgIn vielen bayerischen Städten beispielsweise übersteigen die Immobilienpreise die erwarteten Mieteinnahmen um ein vielfaches. Innerhalb der letzten fünf Jahre stiegen die Immobilienpreise dreimal so schnell wie die Mieten. Quelle: dpa
WürzburgÄhnlich gefährlich sieht es in Würzburg aus. Dort halten sich Angebot und Nachfrage im Moment noch die Waage, doch Experten meinen, auch hier braue sich etwas zusammen. Von „massiven Preisübertreibungen“ ist die Rede. Quelle: dpa
JenaAuch anderswo in Deutschland schießen die Immobilienpreise durch die Decke. Attraktive Studentenstädte wie Erlangen und Freiburg aber auch Jena haben in den letzten Jahren enorme Preissteigerungen erlebt. In Jena stieg der Quadratmeter-Kaufpreis für Eigentumswohnungen in den letzten fünf Jahren um 19 Prozent. Quelle: ZB
OldenburgNoch gravierender sind die Preissteigerungen in den westdeutschen Mittelstädten. In Oldenburg lag der Kaufpreis für einen Wohnungsquadratmeter im Jahr 2006 bei 1706 Euro. Inzwischen sind die Preise um ein Viertel gestiegen. Quelle: dapd
TrierIn Trier sind die Preise im gleichen Zeitraum sogar um 26 Prozent angestiegen. Experten sehen hier allerdings eine Sondersituation: Die Nachbarschaft zum europäischen Finanzzentrum Luxemburg soll für die starken Preissteigerungen verantwortlich sein. Quelle: dpa/dpaweb
HamburgAuch in den deutschen Metropolen steigen die Preise rasant, wobei die Blasengefahr unterschiedlich eingeschätzt wird. Während in Frankfurt, Stuttgart oder Köln Kaufpreis und Miete im Gleichschritt steigen, entsteht in Hamburg im Moment ein Missverhältnis. In der Hansestadt stiegen die Kaufpreise für Eigentumswohnungen in den letzten zwei Jahren um 22 Prozent. Quelle: dpa
MünchenEinsame Spitze bei den deutschen Immobilienpreisen bleibt allerdings München. Für eine 100 Quadratmeter-Eigentumswohnung in einem Vorort der bayerischen Hauptstadt zahlen Investoren eine halbe Million Euro. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis für eine Eigentumswohnung liegt bei 3.800 Euro. Verglichen mit anderen europäischen Städten sind das allerdings „Peanuts“,... Quelle: dpa

Das stark gesteigerte Interesse vieler an den eigenen vier Wänden treibt naturgemäß die Preise, (zunächst) vor allem in den Ballungszentren. In manchen Gegenden, vor allem in den traditionell beliebten Innenstadtvierteln von München, Hamburg, Frankfurt oder Berlin, sind die Preiszuwäche atemberaubend: So stiegen allein im ersten Quartal 2012 die Preise für Wohnungen in Hamburg-Eppendorf oder München-Bogenhausen um satte 30 Prozent. Und seit Allerneustem ist die deutsche Immobilienwelle auch in der Fläche angekommen: Um fünf Prozent stiegen nach Daten der Landesbausparkassen die Preise für Häuser 2011 im Bundesdurchschnitt; Wohnungen wurden sogar um acht Prozent teurer. 

„Der Immobilienboom ebbt nicht ab. Die Angebotspreise für Wohnungen und Häuser zogen auch im Mai weiter an. Wie schon in den Vormonaten mit monatlichen Steigerungsraten um 0,5 Prozent. Die Treiber des Preiswachstums liegen auf der Hand: billiges Baugeld, ein deutlicher Nachfrageüberhang und täglich neue Schreckensnachrichten von der Euro-Front“, sagt Michael Kiefer, Leiter Immobilienbewertung bei Immoscout24, dem Marktführer für Online-Immobilien-Annoncen.

Wer nicht neu kauft, saniert wenigstens

Lange lag die Bautätigkeit in Deutschland im Dornröschenschlaf. Nachdem der Sanierungsboom nach der Wende im Osten der Republik ausgelaufen war, herrschte Ebbe in den Auftragsbüchern der Branche. Das hat sich schlagartig geändert: Um 9,5 Prozent nahm der Umsatz der Baubranche 2011 gegenüber 2010 zu, so stark wie zuletzt vor 18 Jahren. Und auch 2012 wird der Bau wachsen. Dachdecker, Zimmerer und Installateure können sich vor Aufträgen kaum retten. Laut Verband der Bayerischen Bau- und Ausbauwirtschaft bezeichnen 52 Prozent der 3500 Betriebe ihre Auftragslage im ersten Quartal 2012 als "gut bis sehr gut", nur noch 0,8 Prozent sagen, sie sei "schlecht". Ein historischer Bestwert. Vor allem Private und der Wohnungsbau sorgten für den Boom, so Jens Ulrich von der Handwerkskammer München.

„Instandhaltung und Sanierung im wirtschaftlich sinnvollen Maße sind für Haubesitzer fast immer eine gute Idee, denn sie heben den Wert der Immobilie, und sie sorgen gerade in Gegenden mit schwacher Nachfrage dafür, dass Altbauten überhaupt vermarktbar bleiben“, sagt Immobilienexperte Oliver Moll von der Hamburger Zinshaus-Verwaltung Moll und Moll.

Eine sparsamere Heizung oder Dämm-Maßnahmen lohnten sich für Eigenheimbewohner fast immer, meint auch Rüdiger Hornung, Geschäftsführer der TÜV Süd Immowert, „damit wirken Sie den überproportional stark steigenden Energiekosten direkt entgegen.“

Sanierungsboom

Wer davon profitiert

Vor allem der Wohnungsbau boomt plötzlich wieder: Um 14 Prozent legte der Umsatz im Wohnungsbau 2011 zu. Auch die Zahl der Bauanträge stieg kräftig, was für eine Fortsetzung zumindest auf mittlere Frist spricht.

Was also spricht dagegen, sich nach interessanten Aktien und Anleihen aus der Branche umzusehen? Doch es sind ohnehin weniger die ganz großen Baukonzerne, bei denen der Bau von Eigenheimen, wenn überhaupt, nur noch am Rand eine Rolle spielt. An der Börse gibt es jedoch eine ganze Reihe kleiner und mittelgroßer Spezialisten, die viel enger an der deutschen Wohnungsbau-Konjunktur hängen, als die Riesen der Branche, deren Geschäft längst internationalisiert und durch Dienstleistungsgeschäft wie die Verwaltung- und Vermarktung von Großprojekten verwässert wird. 

Die Bau- und Sanierungsprofiteure im Einzelnen

Was Banken bei der Hausfinanzierung wichtig ist
Haushaltsplan Quelle: FM2 - Fotolia
Gefülltes Portemmonaie Quelle: Klaus Eppele - Fotolia
Mann am Schreibtisch Quelle: detailblick - Fotolia
Holzhaus Quelle: Svenni - Fotolia
VorhabenImmobilien als Kapitalanlage (Gewerbeimmobilien, Mietshäuser) werden nicht von allen Banken finanzier. Häuser in den ländlichen Gegenden der neuen Bundesländer können ebenfalls aufgrund der schlechten Zukunftsaussichten durch das Raster der Bank fallen. Quelle: dpa
Verfallene Häuser Quelle: dapd
Neubau Quelle: obs

Creaton

Der Dachziegelhersteller erzielte 2011 einen Rekord-Umsatz und steigerte seinen Gewinn vor Steuern und Abschreibungen (Ebit) 2011 gegenüber 2012 um 200 Prozent. Dachziegel gibt es aus Ton und aus Beton (eigentlich: Dachsteine); Creaton ist Marktführer in Deutschland bei der Tonvariante, setzt pro Jahr damit mehr als 200 Millionen Euro um.

Sto

Besonders beliebt unter den Sanierungsmaßnahmen privater Bauherren ist die Wärmedämmung von Dach, Fenstern, Außenwänden. Nicht nur lassen sich damit die stark steigenden Energiekosten dämpfen; es gibt zudem auch zinsgünstige, staatlich geförderte Kredite für Dämmmaßnahmen und in geringerem Umfang auch Zuschüsse, die privaten Hausbesitzern die eine oder andere Entscheidung erleichtern dürften. Immobilienkäufer bekommen heute langfristige Darlehen zu rund drei Prozent. Ein Hypothekenkredit über 200.000 Euro kostet derzeit rund 40.000 Euro weniger als etwa noch 2009, als der Zins bei durchschnittlich 4,8 Prozent lag. Bei KfW-Darlehen, die in der Regel für Dämm-Vorhaben von Dach, Außenwand oder Kellerdecke genutzt werden können, liegen die Zinsen oft gar bei nahe 1,0 Prozent.

Der Dämmstoff-Hersteller Sto profitiert vom Wärmedämm-Boom, er musste seine Geschäftsprognosen zuletzt wiederholt nach oben anpassen. 2011 weiter stieg der Umsatz um 12 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Der Deutschland-Anteil der Umsätze betrug 48 Prozent. Das operative Ergebnis stieg um 22 Prozent auf 105 Millionen Euro. Ende 2011 hatte das Unternehmen zudem rund 70 Millionen Euro netto-Cash auf der Bilanz; die Finanzschulden wurden deutlich reduziert, die Eigenkapital-Quote legte im Gegenzug zu.

Bau-Aktien

Steico

Etwas riskanter erscheint die Aktie des zweiten Dämmstoffspezialisten an der Börse. Steico hat sich auf ökologische Bau- und Dämmstoffe spezialisiert, wie Hanf-Dämmstoffe oder  Holzwolle. Die Produkte der Bayern kommen im Neubau und bei der Sanierung von Dach, Wand, Decke, Böden und Fassaden zum Einsatz. 2011 steigerte Steico den Umsatz gegenüber 2010 um rund elf Prozent auf 145 Millionen Euro; der Gewinn (Ebit) ging zurück auf 7,0 Millionen Euro, was dem Unternehmen zufolge am Ausbau der Produktionskapazitäten sowie dem starken Konkurrenzdruck lag. 2012 scheint die Trendwende nun aber auch beim Gewinn geschafft.

Die Aktien des Holzspezialisten aus Feldkirchen bei München werden nur im Freiverkehr und Entry Standard der Deutschen Börse gehandelt. Sie sollten von konservativen Anlegern nur als Beimischung verwendet werden, bieten aber risikobewussten und zähen Anlegern große Chancen: Der Kurs hat fast noch gar nicht auf die stark verbesserten Nachrichten aus der Baubranche reagiert.

Massivhaus und Laminat

Aufsteiger und Absteiger im Immobilien-Ranking
Bochum Quelle: Presse
Wiesbaden Quelle: dpa
Freiburg Quelle: dpa
Halle (Saale) Quelle: GNU
Leipzig Quelle: dpa
Nürnberg Quelle: dpa
Krefeld Quelle: GNU

Helma

Helma ist Spezialist für individuell gestaltete massive Einfamilienhäuser. Auch als Bauträger sind die Niedersachsen im Geschäft. Das Unternehmen wächst schnell. Im vergangenen Geschäftsjahr verzeichneten die Niedersachsen ein Rekord-Umsatzwachstum (+39,0% ) auf 104 Millionen Euro. 

Der Auftragseingang legte 2011 ebenfalls stark zu, erstmals in der Geschichte von Helma lag er über 100 Millionen Euro, sodass dem Fortgang der positiven Entwicklung in 2012 nichts im Wege stehen sollte. Helfen dürfte dabei die werbewirksam betriebene Positionierung auf energieeffiziente Häuser. Im ersten Quartal 2012 kam ein Netto-Auftragsvolumen von 30,5 Millionen Euro herein, was auf das Jahr hochgerechnet erneut eine deutliche Umsatzsteigerung erwarten ließe.

Analysten erhoffen sich zudem vom steigenden Bekanntheitsgrad, zunehmend nutzbaren Skalen-Effekten und dem Ausbau des margenstarken Bauträgergeschäfts eine bessere Marge. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt trotz der guten Nachrichten bei nur rund 7,2, die Dividendenrendite aktuell bei 3,5 Prozent. Neben der Helma-Aktie ist seit 2011 auch eine Anleihe des Unternehmens (ISIN: DE000A1E8QQ4) auf dem Markt, die derzeit mit rund 5,5 Prozent rentiert.

Disziplin und billige Hypothekenzinsen helfen: Wer jetzt ein Mietshaus finanziert, kann sich über die Mieteinnahmen recht einfach ein Vermögen aufbauen. Ein Musterfall für die Anlageimmobilie.

Surteco

zählt zu den führenden Herstellern von Oberflächen für die Bau- und Möbelindustrie. Die Pfaffenhofener produzieren täuschend echt anmutende gedruckte Holzmaserungen für Laminat und Bodenleisten. Allerdings leidet die Aktie unter einem sehr geringen Streubesitz und damit Handelsvolumen. Zudem haben sich die Oberbayern mit einer Beteiligung an dem taumelnden Holzplattenhersteller Pfleiderer verhoben und leiden unter dem starken Preisanstieg der von ihnen verarbeiteten Rohstoffe. Weil Surteco ein Werk in China zudem partout nicht profitabel machen konnte, wurde es geschlossen.

2011 stieg der Umsatz um 5 Prozent auf 408,8 Millionen Euro. Im ersten Quartal 2012 lag er mit 107 Millionen Euro in etwa auf Vorjahresniveau, allerdings verringerte sich der Vorsteuergewinn (EBT) um rund ein Drittel auf 5,7 Millionen Euro.

Mutige können die aktuelle Kursdelle aber zum Einstieg nutzen, denn die Probleme scheinen zwar ernst, aber nicht unlösbar. Die unglückselige Pfleiderer-Beteiligung ist inzwischen vollständig abgeschrieben, die gestiegenen Rohstoffkosten sollten zudem peu a peu besser an die Kunden weitergegeben werden können. Die Aktie notiert inzwischen nahe seinem Buchwert.

Zement und Ziegel

Wenn die Gebäudeschubser ranmüssen
Abreißen war keine Option: In Zürich hat ein 80 Meter langes Gebäude neuen Gleisen Platz gemacht. Es wurde um 60 Meter verschoben. Quelle: REUTERS
"Am 22. Mai wird dieses Gebäude verrückt" steht als Werbung auf dem Backsteinbau. Verrückt ist auch die 11 Millionen Franken teure Aktion. 13 Spezialisten der Firma Iten AG haben sie realisiert. Quelle: dapd
Moderne Technik, altes Prinzip: "Im Grunde machen wir nichts anderes als die alten Griechen", sagte der Geschäftsführer der Iten AG, Rolf Iten, dem Handelsblatt. Mit Hydraulikpumpen wurde das 123 Jahre alte Gebäude langsam bewegt. Quelle: REUTERS
Etwas Ähnliches passierte 2004 in Hamburg: Spezialisten hievten die damals 184 Jahre alte Millertorwache per Kran von der Straße in einen Park. Das war zwar nicht so spektakulär wie die Versetzung des Verwaltungsgebäudes in Zürich, doch war ähnlich viel los. Quelle: AP
"Translozierung" heißt es in der Fachsprache, wenn ganze Gebäude oder Teile von ihnen versetzt werden. Besonders aufwändig ist das, wenn es in einem Stück passiert. 1996 wurde der Kaisersaal des Hotels Esplanade verschoben, um ihn in den Neubau des Sony Centers am Potsdamer Platz zu integrieren. Die Aktion ist hier im Zeitraffer auf Youtube zu sehen. Quelle: AP
Noch größer: Von 1963 bis 1968 mussten die ägyptischen Tempel von Abu Simbel versetzt werden, weil sie im Zuge des Baus des Assuan-Staudamms drohten unterzugehen. Das ging dann nicht mehr im Ganzen. Ägyptische, deutsche, französische, italienische und schwedische Baufirmen arbeiteten gemeinsam an dem Mammutprojekt. Quelle: REUTERS

Sika

Stellt unter anderem Bauchemie her. Zum Programm der Schweizer gehören Zementzusätze, Bodenbeläge, Mörtel, Fliesenkleber, Flies-Estriche, Dicht- und Klebstoffe für Schwimmbäder oder Duschen, Binder, Gips – was das Maurerherz begehrt. Zuletzt konnten die Schweizer vom Bauboom in den Schwellenländern Lateinamerikas und Asiens stark profitieren. Aber auch im Heimatland boomt der Wohnungsbau; europaweit liegen die Eidgenossen bei der Neubautätigkeit sogar an der Spitze.

2011 setzte Sika mit 15 200 Mitarbeitern 4,56 Milliarden Franken um, davon 81 Prozent mit Baustoffen und den Rest mit Kunden aus der Automobilbranche und aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien. Das Ebit lag mit 350 Millionen Franken leicht unter dem Wert von 2010. Trotz gestiegener Preise für Rohmaterialien bekräftigte der Vorstand zuletzt die Wachstumsziele für 2012 und danach: Sika will Marktanteile hinzugewinnen und mittelfristig jedes Jahr den Umsatz um acht bis zehn Prozent steigern.

Wienerberger

Europas größter Ziegelhersteller hat nach zwei Verlust-Jahren 2011 wieder schwarze Zahlen geschrieben. Nach Steuern erwirtschafteten die Österreicher 41 Millionen Euro Gewinn. 2010 stand noch ein Minus von 35 Millionen Euro in den Büchern. Die Dividende steigt heuer um 20 Prozent auf 12 Cent je Aktie.

80 Prozent der Umsätze macht Wienerberger mit Privatkunden. Die Österreicher profitierten zuletzt vor allem vom stärkeren Wohnungsneubau in Deutschland und Frankreich.  Der Umsatz kletterte im abgelaufenen Jahr um 16 Prozent auf zwei Milliarden Euro.

Zuvor hatte der Konzern allerdings ein beinhartes Restrukturierungsprogramm gestartet: 2011 schloss er fünf Werke und ließ die Produktion in fünf weiteren ruhen. Betroffen waren vor allem Standorte in den USA, Großbritannien und Südosteuropa.

Künftig will sich Wienerberger unabhängiger von der Neubautätigkeit machen und vermehrt auf Sanierung und Renovierung von Gebäuden setzen.

Für das laufende Jahr ist das Management verhalten zuversichtlich. Zumindest will Wienerberger 2012 die Kostensteigerungen bei den Rohstoffen besser an die Kunden weitergeben können als zuletzt.

Sanitär, Baumarkt und Bodenbelag

Die Zinsen für Bauherren und Hauskäufer nähern sich dem tiefsten Stand seit 50 Jahren. Aber kaum ein Kunde bekommt auch den Niedrigzins. Welche Faktoren zu Buche schlagen.
von Andreas Toller

Geberit

Der Schweizer Hersteller von Sanitärtechnik profitiert noch nicht vom Schweizer und deutschen Bauboom. Im ersten Quartal 2012 blieb der Umsatz mit einem leichten Plus von einem Prozent nahezu konstant, die Gewinnmarge verschlechterte sich sogar; das Betriebsergebnis sank daher um 5,6 Prozent auf 130,5 Millionen Franken gegenüber dem ersten Quartal 2011. Schuld gewesen seien Kostensteigerungen bei den Rohstoffen, negative Währungseinflüsse, die anhaltende Baumisere in Südeuropa und den USA, sowie ein deutlicher Rückgang der Dynamik in Fernost, meinen Analysten. Währungsbereinigt wuchs der Umsatz jedoch in der Region Europa um rund sieben Prozent;  Geberit wickelt hier mehr als 90 Prozent der Geschäfte ab. Für das Gesamtjahr 2012 rechnet das Management mit einem anhaltend positiven Trend im Wohnungsbau in Mittel- und Nord-Europa.

Hornbach

Das Geschäft in deutschen Baumärkten brummt. Vor allem im Frühjahr decken sich dort Häuslebauer, Renovierer, Gartenfreunde und Bastler dort mit Werkzeug und Material. Im Geschäftsjahr 2011/12 steigerte die Nummer Vier im deutschen Markt (nach Obi, Bauhaus und Praktiker) Hornbach ihren Umsatz um sechs Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Das Unternehmen setzt auf besonders großflächige Märkte mit großer Auswahl – ein Konzept, das dem der Billigkonkurrenz (Praktiker) offenbar langfristig überlegen ist. 2011 nahm der Marktanteil Hornbachs von 8,8 auf 9,2 Prozent zu. Hornbach verfügt zudem über eine solide Bilanz mit genügend Liquidität und einer gesunden Eigenkapitalquote von 43 Prozent. Für 2012/13 erwartet Hornbach ein Ebit leicht über dem Vorjahr, für 2013/14 ein Plus im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich.  Neben der Aktie gibt es auch eine Hornbach-Anleihe, deren Rendite nach dem starken Kursanstieg der beiden letzten Jahre allerdings nicht mehr sonderlich attraktiv erscheint.

Uzin Utz

Stellt Bodenbeläge aus Holz, PVC und anderen Materialien und Bauchemie her, etwa Fliesenmörtel her. Der Umsatz stieg 2011 um 8 Prozent auf 199 Millionen Euro. Neben Belägen stellt das mehr als 100 Jahre alte Familienunternehmen aus Ulm vor allem Klebstoffe und Spezialmaschinen her, mit denen die Böden aus Kunststoff, Holz oder Fliesen verlegt werden.

Neben Deutschland hat Utz Brasilien als interessanten Markt im Visier. Die dortige Wirtschaft wachse und sei (Süd-)Europa im Hinblick auf das Wohnen sehr  nahe, sagt der Vorstand. Dort seien Natursteine und Fließen dominant, textile Beläge selten.

2012 plant Utz wegen der anstehenden Investitionen nur einen Umsatz-Anstieg zwischen 4 und 5 Prozent. Für die darauf folgenden Jahre will Utz die Ziele dann wieder höher schrauben und plant ein Umsatzwachstum von 8 bis 10 Prozent.

Saint Gobain

Der französische Großkonzern ist weltweit aktiv. Ihm gehören zahlreiche - beim deutschen Heimwerker bestens bekannte - Marken wie zum Beispiel Weber (Dämmung), Isover (Glaswolle), Rigips oder Raab Karcher. 2011 erzielten die Franzosen einen Umsatz von 42,11 Milliarden Euro.

Profiteure des neuen deutschen Bau- und Immobilienbooms 
Unternehmen/Branche/LandISIN Kurs1KGV2Umsatz3Börsenwert3
Deutsche Wohnen/Vermietung/DDE000A0HN5C612,1822,52861784
GSW/Vermietung/DDE000GSW111127,3418,62181385
Helma/Einfamilienhäuser-Bau/DDE000A0EQ5789,697,212025
Hornbach/Baumärkte/DDE000608343954,6210,13140803
Saint-Gobain/Baustoffe/FFR000012500728,058,843 89614 913
Sika/Bauchemie/CHCH00005879791555,0512,049594614
Sto/Wärmedämmstoffe/DDE0007274136112,559,91162772
Wienerberger/Ziegel/ATAT00008317067,77131,62255911
1 = in Euro; 2 = Kurs-Gewinn-Verhältnis 2012, geschätzt; 3 = 2012, Schätzung, in Mio. Euro; Quelle: Bloomberg; Stand: 21.06.2012

Im ersten Halbjahr 2012 rechnet der Konzern im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit einem leichten Gewinnrückgang, der Umsatz stagnierte bei rund 10,2 Milliarden Euro. Grund sei die hohe Vergleichsbasis aus 2011 und eine ungünstigere Entwicklung im Glasgeschäft, sagte Konzernchef Pierre-Andre de Chalendar. Für das Gesamtjahr 2012 rechnet er aber noch mit Umsatzwachstum.

Die Aktie litt zuletzt stark unter der schwächeren Bautätigkeit in China und der Unsicherheit an den Märkten rund um das Thema Euro/ südeuropäische Krisenländer. Saint-Gobain erzielt jedoch den Gutteil seiner Umsätze und Gewinne außerhalb der Krisenregion und konnte sich zum Beispiel in Nordamerika zuletzt überraschend schnell erholen. Die Aktie ist mit einem KGV von 7 und einer Dividendenrendite von 5,5 inzwischen für Langfristanleger interessant.

Deutsche Wohnen (DW)
Mit 51.000 Wohnungen ist DW der viertgrößte Bestandshalter Deutschlands (nach Dt. Annington, Gagfah und GSW). Wegen einer Kapitalerhöhung um 460 Millionen Euro kam der Aktienkurs etwas unter Druck; das könnte eine Einstiegsgelegenheit sein, denn der Wert der Immobilien sollte weiter steigen. Den Erlös aus dem Verkauf der neuen Aktien wollen die Berliner in den Kauf von 23.000 Wohnungen stecken. Die mitten im Euro-Sturm geglückte Kapitalerhöhung ist ein Vertrauensbeweis der Anleger, zudem verbessert sie die Kapitalstruktur.
GSW
Der Wettbewerber von Deutsche Wohnen konzentriert sich regional auf Berlin. Nachdem der dortige Wohnungsmarkt den West-Metropolen Hamburg und München lange hinterher hinkte, könnte sich das nun auszahlen: GSW hat ihren Bestand zu günstigen Preisen erworben und profitiert nun von steigenden Mieten und wachsenden Haushaltszahlen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%