Impfstoff gegen Covid-19 Börsianer feiern Biontech

Biontech hat vom Paul-Ehrlich-Institut als einziger Anbieter in Deutschland eine Zulassung zur klinischen Prüfung eines Covid-19-Impfstoffes erhalten.

Im Kampf um einen Covid-19-Impfstoff sorgt ein Mainzer Unternehmen für neue Hoffnung. Biontech hat bislang als einziger deutscher Anbieter eine Zulassung für klinische Prüfungen bekommen. Davon profitiert der Börsenkurs.

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Die Nachricht elektrisierte Börsianer: Das Mainzer Unternehmen Biontech hat vom Paul-Ehrlich-Institut als einziger Anbieter in Deutschland eine Zulassung zur klinischen Prüfung eines Covid-19-Impfstoffes erhalten. Der Kurs der normalerweise in den USA gehandelten Aktie stieg bei heimischen Brokern um über 40 Prozent auf 55 Euro. Biontech aus Mainz ist an der US-Börse gelistet (US09075V1026) und arbeitet an Immuntherapien gegen Krebs und Coronaviren. Die Mainzer Forscher unterstützt die internationale Impfinitiative Cepi sowie das chinesische Unternehmen Fosun Pharmaceuticals. Ebenfalls gibt es mit dem US-Riesen Pfizer eine Partnerschaft zum Vertrieb des Impfstoffes.

Das Besondere an der Biontech-Forschung ist, dass das Unternehmen auf seine hauseigene mRNA-Plattform setzt. Ein Impfstoff auf Basis des Botenmoleküls Messenger-RNA (mRNA) kann möglicherweise schneller entwickelt und hergestellt werden als herkömmliche Impfstoffe. Biontech plant die Herstellung des Impfstoffs für die klinischen Studien zusammen mit seinem Partner Polymun in seinen Produktionsstätten in Europa. Weltweit werden schon vier Wirkstoffe klinisch getestet in den USA und China.

Aber die Börsianer setzen auf Biontech besondere Hoffnungen und auch auf eine professionelle Begleitung durch das Paul-Ehrlich-Institut, wenn der Wirkstoff an 200 gesunden Freiwilligen getestet wird. Hoffnungen auf eine Impfstoffherstellung schon in diesem Jahr dämpfen Experten allerdings trotz möglicher schnellerer Tests. Stets wird darauf verwiesen, dass es mindestens 18 Monate dauert, bis ein Impfstoff marktreif wäre. Seit Entschlüsselung des Covid-19-Virus würde es demnach noch mindestens bis zum Sommer 2021 dauern.

„Die Wettbewerbsintensität ist hoch, es gibt zahlreiche Forschungsbemühungen, viele Hoffnungen und sehr dynamische Reaktionen an den Börsen“, sagte Mario Linimeier, Geschäftsführer bei Medical Strategy in München bereits im Februar und im März in Gesprächen mit der WirtschaftsWoche. Medical Strategy ist spezialisiert auf das Management von Biotech- und Gesundheits-Fonds. Von reinen Corona-Spekulationen rät Linimeier ab.

Viele der aktuell als Corona-Profiteure gehandelten Unternehmen haben keine Produkte am Markt und entwickeln noch. Funktioniert etwas, können die Umsätze zwar rasch steigen. Die Kurse derjenigen Unternehmen, die Hoffnungen der Aktionäre nicht erfüllen, fallen danach kräftig. Der Aktienkurs von Biontech in diesem Jahr schwankte schon zwischen 90 und 25 Euro.

Anleger müssen sich deshalb auch jetzt bei Biontech auf Kursrückschläge einstellen. Vor der Corona-Epidemie bewegte sich der Kurs des Papiers um die 20 Euro. Die Aktie war bereits im März extrem gestiegen, nachdem Details über die Kooperation bei der Covid-19-Impfstoffentwicklung und -vermarktung mit dem US-Pharmariesen Pfizer bekanntgeworden waren. Bei 45 Euro traf sie damals allerdings schon auf einen Widerstand und der Kurs ging auf 42 Euro zurück. Damals hieß es zwar, das das Unternehmen noch in diesem Jahr Millionen Impfdosen produzieren wolle. Das half vielleicht dem Aktienkurs, aber Mediziner lassen sich von diesen Hoffnungen nicht beeindrucken.

Interessanter sind für manchen Anleger, der das große Risiko scheut, deshalb langfristig auch eher die Dividendenzahler unter den großen Pharmaunternehmen, die nicht nur an der Corona-Hoffnung hängen. Auch Biontech-Kooperationspartner Pfizer würde profitieren, wenn es mit dem Impfstoff klappt. Er würde ihn in den USA vertreiben können. Für Pfizer zahlen Anleger momentan das 14-fache der Gewinne und erhalten eine Dividende, die um die vier Prozent ausmacht beim Aktienkurs von 33 Euro beim Handel über deutsche Broker. Auch diese Aktie gewann am Tag der Ankündigung des Paul-Ehrlich-Instituts zweiweise drei Prozent an Wert.

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