Kurssturz im Dax Neue Vorwürfe gegen Wirecard

Seit Beginn der Turbulenzen vor gut einer Woche hat der Wirecard-Aktienkurs knapp ein Drittel an Wert verloren. Das entspricht einem Börsenwert von 6,5 Milliarden Euro. Quelle: dpa

Zum dritten Mal binnen neun Tagen stürzt der Aktienkurs des Dax-Werts Wirecard ab. Auslöser ist wieder ein kritischer Zeitungsbericht über möglicherweise gefälschte Verträge.

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Ein weiterer Bericht der britischen Zeitung „Financial Times“ (FT) hat die Aktie des Dax-Konzerns Wirecard unter Druck gebracht. Der Anteilsschein verlor im Nachmittags-Handel auf Xetra bei hohen Umsätzen in der Spitze ein Fünftel an Wert. Kurz vor Handelsschluss notiert der Kurs noch immer deutlich unterhalb des Schlussstands vom Mittwoch.

Für Wirecard ist es der dritte Kurssturz binnen neun Tagen: Schon am 30. Januar und 1. Februar war die Aktie des Zahlungsdienstleisters jeweils zweistellig eingebrochen. Auslöser waren in beiden Fällen Artikel in der „Financial Times“. Sie hatte zuerst berichtet, dass ein Mitglied der Wirecard-Buchhaltung in Asien verdächtigt wird, Verträge zurückdatiert und gefälscht zu haben. Zwei Tage später legte das Blatt nach: Die vom Unternehmen im vergangenen Jahr mit der Aufklärung des Sachverhalts mandatierte Kanzlei habe Anzeichen dafür gefunden, dass tatsächlich Verträge gefälscht wurden.

Das Unternehmen reagierte jeweils mit Dementis. Eine interne Prüfung habe Nachweise geliefert, dass die Vorwürfe unbegründet seien, teilte der Konzern aus Aschheim Anfang dieser Woche mit. Die von Wirecard beauftragte Kanzlei Rajah & Tann bestätigte zudem in einem Schreiben, dass auch ihre Nachforschungen bisher keine schlüssigen Beweise für kriminelles Fehlverhalten von Wirecard-Mitarbeitern geliefert hätten. Die Untersuchung dauere allerdings noch an. Nach Angaben von Wirecard stehe sie kurz vor dem Abschluss.

Rajah & Tann widersprach damit der Darstellung der „Financial Times“. Auch sie hatte sich bei ihrer Berichterstattung auf Rajah & Tann bezogen. Das Blatt hatte am 1. Februar aus einem - allerdings vorläufigen - Untersuchungsbericht der Kanzlei zur Causa Wirecard zitiert. Darin stehe, dass die vorliegenden Beweise den Verdacht schwerwiegender Vergehen wie Dokumentenfälschung stützten.

Nun legt die Zeitung erneut nach. In ihrem jüngsten Bericht heißt es, Wirecard habe mithilfe von Scheintransaktionen Umsätze bei Tochterfirmen in der Asien-Pazifik-Region erzeugt, damit dort die Gewinnziele eingehalten werden. Hochrangige Manager von Wirecard hätten davon gewusst. Die FT stützt sich dabei auf zahlreiche interne E-Mails. Im Dunkeln bleibt jedoch das Ausmaß des angeblichen Betrugs. Wirecard hatte in einer Stellungnahme zu Beginn der Woche bekanntgegeben, die untersuchten Vorwürfe bezögen sich auf einen Umsatz von knapp sieben Millionen Euro – das wäre nicht einmal ein Prozent des Konzernumsatzes. Im aktuellen FT-Artikel gibt es keine Angaben zum insgesamt infrage stehenden Umsatz.

Das Unternehmen reagierte auf den jüngsten Bericht abermals mit einem Dementi. Die Nachrichtenagentur dpa-afx zitiert eine Unternehmenssprecherin mit der Aussage, nichts an dem Artikel sei wahr.

An der Börse löste er dennoch erneut ein Kursbeben aus. Die Wirecard-Aktie notierte am späten Nachmittag mit rund 15 Prozent im Minus. Seit Beginn der Turbulenzen vor gut einer Woche hat der Wirecard-Aktienkurs trotz zeitweise massiven Kurserholungen knapp ein Drittel an Wert verloren. Das entspricht einem Börsenwert von 6,5 Milliarden Euro.

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