Mehr als 22.000 Punkte Boeing ist die treibende Kraft hinter dem Dow

Der traditionsreiche Wall Street-Index steigt erstmals über 22.000 Punkte. Das Schwergewicht des Tages ist Apple. Aber auf längere Sicht sind die Papiere des iPhone-Herstellers nicht der entscheidende Faktor.

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New York Der amerikanische Dow Jones Industrial Index hat am Mittwoch erstmals knapp oberhalb von 22.000 Punkten geschlossen ¬– exakt bei 22.016, 24. Zum Sprung über die Hürde verhalfen gute Verkaufszahlen von Apple. Auf einen längeren Zeitraum gerechnet war aber Boeing der Treiber. Der Konzern hat im ersten Halbjahr den Betriebsgewinn auf 4,6 Milliarden Dollar gegenüber dem Vorjahreszeitraum mehr als verdreifacht – das gab der Aktie zuletzt besonderen Schub.

Der Dow Jones ist der traditionsreichste Aktienindex, aber er ist irrational konstruiert. Denn die 30 Unternehmen werden nicht nach ihrer Marktkapitalisierung gewichtet, sondern einfach mit ihrem Aktienkurs erfasst, der nichts über ihre Größe aussagt.

Wegen dieser Zusammensetzung hat zurzeit Boeing vor Goldman Sachs und 3M den größten Einfluss auf den Index. Das sind die einzigen drei Dow-Aktien mit Kursen über 200 Dollar. Microsoft dagegen und vor allem General Electric (GE) haben optisch niedrige Kurse und damit wenig Einfluss.

Schaut man sich trotzdem die Schwergewichte nach Marktkapitalisierung im Dow an, dann dominiert Apple mit 641 Milliarden Dollar vor Microsoft mit 564 Milliarden. Beide Aktien haben sich im Laufe eines Jahres sehr stark entwickelt ¬– Apple hat um 41 Prozent zugelegt, Microsoft um 28 Prozent.

Die beste Wertentwicklung binnen Jahresfrist hatte Boeing mit 80 Prozent. Es folgt JP Morgan mit 46 Prozent, und danach, trotz zuletzt enttäuschender Ergebnisse, Goldman mit 44 Prozent. General Electric mit minus 18 Prozent und IBM und mit minus zehn Prozent waren die großen Verlierer. Der Dow selber stand vor zwölf Monaten bei gut 18.000 Punkten.

Auf Monatsfrist gesehen sticht Boeing mit 21 Prozent noch deutlicher hervor. Apple und Microsoft sehen mit vier und fünf Prozent ganz gut aus, aber stärker fällt Verizon mit neun Prozent auf, außerdem haben sich Visa und Intel mit je knapp acht Prozent gut entwickelt. Auch in diesem Zeitraum waren GE und IBM die großen Verlierer.

Mit Apple ist einer der großen, ganz heißen Tech-Werte Mitglied im Dow. Der breitere und für Profis wichtigere S&P 500 umfasst dagegen zusätzlich zum Beispiel die Tech-Schwergewichte Alphabet (Google), Facebook und Amazon. Auch in diesem Index ist Apple das wertvollste Unternehmen und hat binnen Jahresfrist die beste Wertentwicklung unter den Schwergewichten gezeigt. Anders als im Dow sind im S&P 500 auch die großen Geldhäuser Bank of America und Citigroup enthalten. Beide Aktien liefen binnen Jahresfrist noch weit besser als JP Morgan und Goldman Sachs.

Insgesamt gilt für runde Punktzahlen an den Börsen dasselbe wie für runde Geburtstage: Sie werden gerne gefeiert, haben aber keine besondere Aussagekraft. Spannender ist die Frage, wie weit US-Aktien noch steigen können. Nach der Wahl von US-Präsident Donald Trump wurden sie von der Aussicht auf niedrigere Steuern und einen Abbau von Auflagen für Unternehmen beflügelt. Diese Euphorie ist zu einem guten Teil verflogen.

Zugleich zeigt sich aber, dass die US-Wirtschaft unbekümmert davon, ob Trump seine Pläne umsetzen kann, sehr gut läuft. Deswegen haben verbesserte Unternehmensgewinne die politischen Hoffnungen als Kurstreiber abgelöst – was eine solidere Grundlage ist. Hinzu kommt, dass die Inflation weltweit hartnäckig niedrig bleibt. Das vertreibt die Sorgen der Anleger, die Notenbanken könnten auf einen zu harten Kurs umsteigen und die wunderbare Kursrally abwürgen. Sie wird aber, wie so oft, wahrscheinlich gerade dann abbrechen, wenn kaum einer mehr Angst davor hat.

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