Mit Index und ETF investieren Fünf Trends für Ihre Anlagestrategie im neuen Jahrzehnt

Anlagetrends 2020 Quelle: Getty Images

Die Zinsen sind am Boden, die Stimmung an den Börsen unruhig. Doch wer langfristig auf zukunftsträchtige, erfolgreiche Märkte setzt, muss Schwankungen nicht fürchten. Diese fünf Trends bieten Anlegern tolle Perspektiven.

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Das neue Jahrzehnt beginnt für Sparer so aussichtslos, wie das letzte endete. Wer sein Vermögen in Zeiten des Nullzinses mehren will, muss es investieren. Aber wie?

Aktien locken mit vielversprechenden Renditen – allerdings scheuen gerade diejenigen das Risiko an den Finanzmärkten, die ihre Ersparnisse bislang auf einem Bankkonto wahrten und nun unter dem Zinsumfeld leiden. Das Kapital in professionelle Hände, etwa eines Fondsmanagers zu geben, schmälert die Gewinne, nach dessen Provision liegen sie oft unter den Kursgewinnen des Index, an dem sich solche Fonds orientieren.

Leider schneiden auch Privatanleger, die sich selbst um ihre Investments kümmern, meist schlechter ab, als der breite Markt. Sie neigen dazu, ihre Anlagen zu häufig umzuschichten und bei Kursrückgängen auszusteigen, sodass sie von einer Erholung nicht mehr profitieren. Zudem schmälern sie ihre Renditen durch Handelsgebühren, die bei jeder Transaktion anfallen.

Den Markt kaufen

Um profitabel zu investieren, müssen Anleger den Markt aber gar nicht schlagen - ihn zu kaufen genügt. Die damit einhergehende Streuung und ein langer Anlagezeitrum verringern das bei Einzelwerten bestehende Risiko. So gab es etwa laut einer Studie des Deutschen Aktieninstituts (DAI) seit Beginn der 60er Jahre keinen Zeitraum von 15 oder mehr Jahren, in dem Anleger mit einer Investition in den Dax eine negative durchschnittliche Rendite erzielt hätten. Im Schnitt betrug sie gar 8,8 Prozent jährlich.

Anleger müssen Kursschwankungen also nicht fürchten – wenn sie beständig auf erfolgreiche Märkte setzen. Wir haben fünf Trends aufgespürt, die trotz möglicher Konjunkturschwankungen langfristig wachsende Märkte und damit ansehnliche Renditen versprechen. Zudem sind sie für Anleger in der Regel mittels börsengehandelter Indexfonds bequem und günstig investierbar. Dazu gehören Megatrends wie die Digitalisierung, stabile Entwicklungen wie der Konsumgütermarkt in China oder die globale Pharmaziebranche, aber auch aufstrebende Außenseiter wie Investments in Afrika oder Wasserstoff.

Trend 1: Digitalisierung

Im Zentrum aller Megatrends steht die Digitalisierung. Klaus Schwab, Gründer des Weltwirtschaftsforums in Davos, beschreibt den technologischen Wandel in seinem gleichnamigen Buch als „die vierte industrielle Revolution“, die als digitale Revolution in die Geschichtsbücher eingehen wird. Tatsächlich etablieren sich technologische Neuerungen in nahezu allen Bereichen des alltäglichen Lebens. Vor allem Künstliche Intelligenz und Big Data verändern die Geschäftsmodelle von Unternehmen und steigern die Umsätze, indem sie Produktions- und Vertriebsabläufe optimieren.

Doch die Möglichkeiten des digitalen Fortschritts sind noch weitreichender. Evelyne Pflugi verantwortet als Gründerin und Chefin die Anlagestrategie bei der Singularity Group, die einen globalen Innovationsfonds etabliert hat, um Zukunftsthemen investierbar zu machen. Für sie gilt technologische Innovation als Erfolgsfaktor in allen Branchen und Wertschöpfungsketten: „Viele Innovationen unterstützen sich gegenseitig in ihrer Entwicklung und beschleunigen das exponentielle Wachstum sogar über den Technologie-Sektor hinaus“.

So wird das Internet der Dinge riesige Datensätze verarbeiten und Innovationen in der Robotik antreiben. Das erfordert allerdings Zugriff auf das schnelle Mobilfunknetz 5G. Damit das neue Netz flächendeckend verfügbar ist, werden jedoch neue Satelliten benötigt, was wiederum der Luft- und Raumfahrtbranche neue Aufträge bescheren wird.

Neben Technologiebranche und Industrie wird künftig auch die Medizin- und Gesundheitsbranche stark von digitalen Neuerungen profitieren. So werden etwa Medizinroboter immer häufiger eingesetzt, da sie komplexe Informationen in präzise Bewegungen umsetzen können und somit etwa bei Operationen eine gute Hilfe sind. Auch der zuletzt stockende Siegeszug des 3D-Drucks wird sich fortsetzen: Bereits heute werden Implantate wie Zähne, Hüftgelenke oder Knieprothesen mit dieser Technik künstlich hergestellt. Sollte die Forschung an neuartigen Materialien neue biokompatible Stoffe hervorbringen, könnten sogar Organe gedruckt werden.

Auch Markus-Joachim Rolle, Studiengangsleiter für Medizinökonomie an der Rheinischen Fachhochschule Köln, sieht große Veränderungen auf das Gesundheitswesen zukommen: „Die digitale Transformation betrifft Forschung, Krankheitsbegleitung und Therapie sowie strategische und operative Prozesse gleichermaßen“. Große Chancen ergeben sich laut dem Professor vor allem in der Behandlung über räumliche Distanz: „Telemedizin wird in der Patientenversorgung weiter an Bedeutung gewinnen. Die Voraussetzung dafür ist das Internet der Dinge“.

Index:

Die digitale Revolution bietet Anlegern große Chancen. Um Trends wie Big Data, Internet der Dinge, Raumfahrt, 3D-Druck oder Bioinformatik mit einem Investment abzudecken, empfiehlt sich der Börsenindex NASDAQ 100 (ISIN: US6311011026). Er enthält die 100 Aktien mit der höchsten Marktkapitalisierung des NASDAQ Composite, überwiegend aus der breiteren Technologiebranche.

Trend 2: Konsumgütermarkt in China

Eine weitere Anlagemöglichkeit ergibt sich aus der Verschiebung der globalen wirtschaftlichen Machtverhältnisse. In weniger als einer Generation haben sich die Märkte in den Schwellenländern Südostasiens stark gewandelt: Einst bloße Produktionsstandorte und Handelsplätze für die Industrienationen sind heute selbst wichtige Absatzmärkte für Konsumgüter und Dienstleistungen. Aktuell tragen Schwellenländer fast 80 Prozent zum globalen Wirtschaftswachstum und 85 Prozent zum Anstieg des weltweiten Konsums bei.

Besonders ausgeprägt ist dieser Trend in China. Kein anderes Land hat von der Globalisierung und den offenen Märkten so stark profitiert. Getrieben wird der Aufschwung von den ehrgeizigen Zielen der kommunistischen Partei: Wenn sich 2049 die Gründung der Volksrepublik zum 100. Mal jährt, soll sie sich als führende Industrienation präsentieren. Angesichts des Wirtschaftswachstums ist das trotz des aktuellen Handelskonflikts mit den USA nicht unwahrscheinlich. Zwar verzeichnete die Volksrepublik im dritten Quartal dieses Jahres mit einem Zuwachs von sechs Prozent das niedrigste Wachstum seit 30 Jahren – für die meisten Staaten wäre das jedoch eine Erfolgsmeldung, besonders hinsichtlich des hohen Ausgangsniveaus.

Denn mit der Wirtschaft wächst auch Chinas Anteil am globalen Bruttoinlandsprodukt (BIP), nirgends ist der Gesamtwert aller produzierten Waren und Dienstleistungen höher. Insgesamt macht die Volksrepublik derzeit rund 19 Prozent des weltweiten BIP aus – die USA liegt mit einem Anteil von rund 15 Prozent auf Platz zwei. Die aufstrebende Wirtschaft steigert den Wohlstand der 1,4 Milliarden Einwohner Chinas rasant, seit 2010 wachsen die Einkommen um elf Prozent jährlich. Laut der Unternehmensberatung McKinsey hat sich die Zahl der wohlhabenden Haushalte mit einem Einkommen von mehr als 18.000 Renminbi, also etwa 2300 Euro, in den letzten acht Jahren mehr als vervierfacht und liegt aktuell bei rund zwölf Prozent. Bis 2030 sollen es gar 58 Prozent sein – allein von Chinesen im erwerbsfähigen Alter werden dann 12 Cent jedes Dollars kommen, der in Städten weltweit ausgegeben wird. Denn die Mittelschicht wird weiter wachsen und sie will konsumieren.

Schon heute kaufen chinesische Verbraucher 30 Prozent der Autos weltweit, bei Fisch und Meeresfrüchten sind es 45 Prozent, bei Damenmode 22. Ein genauer Blick auf die Haushaltsökonomie des Staates deutet darauf hin, dass auch die alternde Bevölkerung kein Risiko für das starke Konsumwachstum darstellt.  

Index:
Für Anleger bieten sich damit Aussichten auf überdurchschnittliche Renditen. Grundsätzlich empfiehlt sich die Investition in Konsumgüter des täglichen Bedarfs, die häufig, spontan und routiniert gekauft werden. Dazu gehören etwa Lebensmittel, Körperpflegeprodukte und Spirituosen. Der ETF „L&G E FUND MSCI CHINA A UCITS“ (ISIN: DE000A1XEFE1) des großbritannischen Finanzdienstleisters Legal & General Group hat einen hohen Anteil an Unternehmen, deren Hauptgeschäft im chinesischen Konsumsektor liegt. Er bildet die Wertentwicklung des MSCI China A – Index nach, der aus großen und mittelgroßen Unternehmen mit Sitz in China und der Bewertungsstufe A besteht. Innerhalb des Index wird jedes Unternehmen gemäß seiner relativen Größe gewichtet.

Trend 3: Afrika

Langfristige Investitionen auf dem Afrikanischen Kontinent gelten als riskant. Politische Instabilität, hohe Korruption und die Abhängigkeit der afrikanischen Marktwirtschaften von der Weltkonjunktur sorgen bei Anlegern für Zurückhaltung.

Dabei bergen einige Regionen des Kontinents das Potenzial für ein überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum. „Es gibt neben einigen nordafrikanischen Staaten auch in der Sub-Sahara Länder, die bereits heute schnell wachsen – wenn auch von einem niedrigen Ausgangsniveau“, sagt Jann Lay, Leiter des Forschungsprogramms „Wachstum und Entwicklung“ am Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien (GIGA). Laut dem Professor wird sich diese positive Entwicklung in ausgewählten Ländern fortsetzen. Dort sei ein jährliches Wirtschaftswachstum von sechs bis acht Prozent möglich: „Das wird vor allem durch die Urbanisierung und die damit verknüpfte Abwanderung in Dienstleistungen wie Handel und Transport aber auch Telekommunikation und Baugewerbe getrieben“, erklärt Lay.

Ein weiterer Effekt der Verstädterung ist eine steigende Bildungsrate. Sie wird helfen, vom rasanten Bevölkerungswachstum auf dem Kontinent zu profitieren: Während aktuell rund 1,2 Milliarden Menschen in Afrika leben, wird sich ihre Anzahl bis 2050 nahezu verdoppeln.

Das größte Potenzial bietet jedoch der afrikanische Binnenhandel: Während in der Europäischen Union 69 Prozent der Exportgüter innerhalb ihrer Grenzen bleiben, bleiben in Afrika nur 15 Prozent der Handelsgüter auf dem Kontinent. Ein lange ersehntes Freihandelsabkommen deutet nun auf einen Wandel hin: Nach 17 Verhandlungsjahren haben dieses Jahr (2019) alle afrikanischen Staaten bis auf Eritrea unterzeichnet. Der Vereinbarung zufolge sollen bis 2022 alle Zölle auf Dienstleistungen entfallen, sowie 90 Prozent der Produktzölle. Werden die Pläne in die Praxis umgesetzt, werden sie den innerafrikanischen Handel stark vorantreiben.

Zusätzlich wird die Entfaltung der Binnenmärkte durch Investitionen chinesischer Unternehmen begünstigt. Während europäische Firmen sich noch weitestgehend zurückhalten, haben sie schon vor Jahren eine Marktöffnung bewirkt und sind auch beim Ausbau der Infrastruktur sehr aktiv. Da dieser meist kreditfinanziert ist, machen sich afrikanische Staaten zwar teilweise stark abhängig von China – trotzdem bieten Straßen, Strom und Mobilfunknetze direkten Nutzen und die Voraussetzungen für eine positive Entwicklung des Binnenhandels.

Elmar Steurer, Dekan der Fakultät Wirtschaftswissenschaften und Mitglied am Afrika-Institut der Hochschule Neu-Ulm ist bezüglich der Entwicklung des Kontinents optimistisch. In der fehlenden Mittelschicht und geringen Motivation zur Eigeninitiative in der ärmeren Bevölkerung sieht er Wachstumshemmnis- und Chance zugleich: „Wenn die unteren Gesellschaftsschichten das Gefühl und Gewissheit haben, vom Aufschwung zu profitieren, werden sich einige Staaten sehr gut entwickeln“, prognostiziert Steurer. Der technologische Fortschritt und die dadurch wachsende Produktivität der Landwirtschaft, in der in vielen Ländern noch die meisten Beschäftigten arbeiten, dürfte in fast allen Regionen Afrikas dazu beitragen.

Index:
Um durch politische Unsicherheiten bestehende Risiken möglichst gering zu halten, sollten Anleger nur in bestimmte Staaten und ausgewählte Bereiche investieren. Dazu zählen etwa Ägypten, Kenia, Tunesien, Nigeria, Marokko und Südafrika. Der ETF „XTRACKERS MSCI AFRICA TOP 50 SWAP UCITS“ (ISIN: LU0592217524) des deutschen Vermögensverwalters DWS Group bildet die Wertentwicklung des MSCI EFM AFRICA TOP 50 CAPPED TRN Index nach, der Aktien von 50 Unternehmen mit hoher und mittlerer Marktkapitalisierung aus Ägypten, Kenia, Mauritius, Marokko, Nigeria, Südafrika und Tunesien enthält. Die Gewichtung im Index hängt von der relativen Größe des Unternehmens ab.

Positive Prognosen gibt es zudem für Äthiopien, Senegal, Ghana und Ruanda. Zwar kann über einen ETF bislang nicht speziell in diese Regionen investiert werden – selbst wenn sie Teil eines Index sind, ist ihre Gewichtung zu gering, um dessen Kursentwicklung maßgeblich zu beeinflussen. Dennoch sollten Anleger diese Regionen im Auge behalten: In allen Ländern betrug die Wachstumsrate bereits in den letzten Jahren über sechs Prozent.

Trend 4: Arzneimittel

Im kommenden Jahrzehnt wird der globale Bedarf an Medikamenten stark ansteigen. Der Verband forschender Arzneimittelhersteller (VfA) sieht drei wesentliche Wachstumsfaktoren, die diesen Trend beflügeln. Zum einen ermögliche die „immense Explosion von Wissen“ ständig neue Therapien, wie zuletzt die Heilung der Lebererkrankung Hepatitis C. Da viele Menschen auf Heilmittel gegen bislang nicht therapierbare Krankheiten warten, erschließen Fortschritte in der Forschung den Pharmazieherstellern neue Absatzmärkte.

Hinzu kommt, dass sich immer mehr Menschen durch den steigenden Wohlstand in Schwellenländern eine gute Gesundheitsversorgung leisten können oder gar der Staat dort ein solides Gesundheitssystem aufbauen kann. Auch die alternde Bevölkerung in den westlichen Gesellschaften wird den Medikamentenabsatz steigern: In älteren Gesellschaften gibt es laut dem VfA mehr behandlungsbedürftige Krankheiten, als in jungen.

Wie stark sich diese Trends auf das Wachstum der Branche auswirken, zeigt der aktuelle Marktausblick des britischen Analysehauses Evaluate Limited, das sich speziell mit Medizinprodukten beschäftigt. Die Experten der Analysefirma erwarten, dass sich der globale Umsatz mit verschreibungspflichtigen Medikamenten in den nächsten vier Jahren von 827 Milliarden im vergangenen Jahr auf fast 1,2 Billionen erhöht. Das entspricht einem jährlichen Wachstum von 6,9 Prozent.

Laut der Studie wird das Wachstum vor allem durch die Erweiterung der Krebsimmuntherapie beflügelt, die bereits im Jahr 2024 voraussichtlich einen Marktanteil von fast 20 Prozent ausmachen wird. Auch die Entwicklung neuer Technologien wie Zell- und Gentherapie markiert einen Wendepunkt für die Pharmaindustrie – in den vergangenen acht Jahren stieg der Branchenumsatz nur um etwas mehr als zwei Prozent jährlich.

Index:

Die führenden Unternehmen im Jahr 2024 bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln werden laut Evaluate Pfizer, Novartis und Roche sein. Roche soll zudem 2024 führend bei Biotech-Umsätzen sein. Merck und Co könnte auf den zweiten Platz klettern, Johnson & Johnson wird voraussichtlich der größte Geldgeber für pharmazeutische Forschung und Entwicklung sein.

Der Indexfonds XTRACKERS MSCI WORLD HEALTH CARE UCITS (ISIN: IE00BM67HK77) des deutschen Vermögensverwalters DWS Group bildet die Wertentwicklung des MSCI World Health Care Total Return Net Index ab. Er Enthält neben den oben genannten Unternehmen weitere solide Titel, wie Aktien der UnitedHealth Group, Abbott Laboratories und Medtronic. Die Gewichtung eines Unternehmens hängt von seiner relativen Größe, gemessen an den frei verfügbaren Aktien im Vergleich zu anderen Unternehmen ab.

Trend 5: Wasserstoff

Auch der Klimawandel birgt Chancen für Anleger. Erneuerbare Energien aus Wind und Sonne treiben die Energiewende voran, doch bei der Speicherung besteht noch Nachholbedarf. Wasserstoff bietet ideale Voraussetzungen, um die Wetterabhängigen Energieträger Wind und Sonne zu ergänzen. Denn das farb- und geruchslose Gas kann Energie speichern und weltweit transportiert werden.

Schon heute werden in der Industrie jährlich 70 Millionen Tonnen Wasserstoff verwendet. Allerdings wird der Energieträger derzeit meist aus Erdgas und Kohle gewonnen. Jedoch kann das Gas auch mit erneuerbarem Strom aus Wasser und somit CO2-neutral gewonnen werden – bestenfalls mit Überschüssen aus erneuerbaren Energien, die ansonsten nicht nutzbar sind. 

Damit könnte Wasserstoff die Energiewende in emissionsintensive Verfahren wie die Stahlproduktion, dem Entschwefeln in Raffinerien oder der Herstellung von Methanol und Ammoniak in der Chemie bringen und zum grünen Öl des 21. Jahrhunderts werden. 

von Christof Schürmann, Anton Riedl, Frank Doll, Georg Buschmann, Hauke Reimer, Heike Schwerdtfeger, Martin Gerth, Niklas Hoyer, Sebastian Kirsch

Doch die möglichen Anwendungsbereiche gehen über die Industrie hinaus: Wasserstoff kann auch für Wärme und Strom, im Gebäudebereich und Verkehr genutzt werden. Gerade bei Transporten, die bei hohem Gewicht große Strecken zurücklegen müssen, ist das Gas gegenüber Batterien überlegen, denn die dafür benötigte Energiedichte können sie nicht optimal bereitstellen. Zudem müssten zusätzlich zur Fracht keine schweren Batterien befördert werden. Emissionsfrei gewonnener Wasserstoff wäre etwa beim Betreiben von Zügen, Lastwagen, Bussen aber auch im Flug- und Lastschiffverkehr die bessere Alternative.

Andreas Kuhlmann, Geschäftsführer der Deutschen Energie-Agentur (dena) sieht in dem Gas großes Potenzial: „Wasserstoff wird zum unverzichtbaren Teil der Energiewende. Denn nur mit Elektrizität werden wir es nicht hinbekommen.“ Wind und Sonne müssten durch gasförmige und flüssige Energieträger ergänzt werden. Zudem bestehe eine sehr hohe Nachfrage: Laut Kuhlmann ist das „Interesse an der Nutzung von Wasserstoff momentan deutlich größer“, als er „in absehbarer Zeit zur Verfügung steht“.

Der dena-Geschäftsführer ist mit dieser Einschätzung nicht alleine. So drängte die Internationale Energieagentur in einem zum G-20 Gipfel in Japan veröffentlichten Report darauf, das Gas verstärkt zu nutzen. Laut dem Bericht steht Wasserstoff der Durchbruch als sauberer Energiespeicher bevor. Auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sieht in dem Energieträger einen Schlüsselrohstoff, „der unverzichtbar für die erfolgreiche Dekarbonisierung“ vieler Volkswirtschaften sein wird.

Die Bundesregierung möchte in diesem Jahr ihre Wasserstoffstrategie vorstellen und soll laut Altmaier gar Weltspitze bei Wasserstofftechnologien werden. Dieses ehrgeizige Ziel haben sich auch China und Frankreich gesetzt. Der am weitesten fortgeschrittene Markt für Wasserstoff ist derzeit jedoch Japan. Der Inselstaat will mit dem Energieträger den Transport- und Wohnsektor revolutionieren: Bis 2030 sollen 800.000 Fahrzeuge mit Brennstoffzellen und 1200 öffentliche Busse mit Wasserstoffantrieb zugelassen werden. Zudem sollen in den kommenden zehn Jahren 5,3 Millionen Brennstoffzellen für Eigenheime verkauft werden.

Im Auftrag des Wasserstoff-Rats, einem von BMW, Daimler und der Linde-Gruppe mitgegründeten Zusammenschluss von über 60 Unternehmen, hat die Unternehmensberatung Mc Kinsey das wirtschaftliche Potenzial des Energieträgers berechnet. Laut der Analyse könnte Wasserstoff bis 2050 den weltweiten Energieverbrauch zu 18 Prozent abdecken. Der jährliche Branchenumsatz läge dann bei 2,5 Billionen Dollar.

Index:

Der E-Mobilität Wasserstoff Index (ISIN: DE000SLA8F83) des deutschen Aktienindexanbieter Solactive bildet den Trend am besten ab. Indexfonds für Wasserstoffindizes gibt es jedoch noch nicht. Allerdings bildet ein Zertifikat (ISIN: DE000MC2G7Q8) des US-Wertpapierhandelsunternehmens Morgan Stanley die tägliche Entwicklung des Index ohne beschränkte Laufzeit nach. Das Zertifikat es gibt mit einen Hebel von 1, also ohne Hebelwirkung, die Variante mit einem fünffachen Hebel ist deutlich riskanter. Ohne Hebel kommt kommt das Papier einer Investition in einen entsprechenden Indexfonds am nächsten. Für Anleger ohne Erfahrung im Zertifikathandel ist es dennoch ratsam, auf die Emission eines entsprechenden ETFs zu warten.

Hinweis: Historische Daten lassen nicht auf zukünftige Kursentwicklungen schließen. Zudem sollte ein Depot weiter als nur innerhalb eines ETFs gestreut sein und außerdem krisensichere Werte wie etwa Gold enthalten. Wer noch nicht investiert ist, sollte sich zunächst überlegen, wie er sein Depot am besten strukturiert, um den eigenen Anlagezielen gerecht zu werden.

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