Norwegischer Ölfonds Weltgrößter Staatsfonds erzielt Rendite von 13,7 Prozent

Der norwegische Ölfonds hat am Dienstag ein Rekordergebnis vorgelegt. In Deutschland hält der Fonds Anteile an 219 Unternehmen.

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Staatsfonds: Öl-Kronen für den deutschen Mittelstand Quelle: Reuters

Stockholm Der mächtigste Fondsmanager der Welt hatte einmal mehr Grund zur Freude: Yngve Slyngstad, Chef des norwegischen Ölfonds, legte am Dienstag in Oslo ein Rekordergebnis vor.

Der weltweit größte Staatsfonds erzielte 2017 eine Rendite von 13,7 Prozent. Es war die höchste Verzinsung seit Gründung des Fonds Ende der 90er-Jahre. In norwegischen Kronen gerechnet, betrug die Rendite im vergangenen Jahr 1028 Milliarden Kronen oder mehr als 200.000 Kronen pro Einwohner.

Der Fonds verwaltete Ende 2017 8488 Milliarden Kronen (880,5 Milliarden Euro). Er wurde eingerichtet, um den Wohlfahrtsstaat auch nach dem Versiegen der Öl- und Gasquellen noch finanzieren zu können. Der Ölfonds dient aber nicht nur der sozialen Vorsorge, sondern soll auch den Staatshaushalt in der Balance halten.

Bislang wurden reale Erträge von vier Prozent im Haushalt eingeplant. Einnahmen, die darüber hinaus gehen, werden akkumuliert. Die norwegische Regierung hat allerdings in den vergangenen Jahren mehr Mittel aus dem Fonds abgezogen, um den gesunkenen Ölpreis kompensieren zu können. Im vergangenen Jahr entnahm sie dem Fonds insgesamt 61 Milliarden Kronen.

„2017 war ein außergewöhnlich gutes Jahr für den Fonds“, erklärte Slyngstad. Der Fonds habe von dem Aktienboom im vergangenen Jahr profitiert. Nach den Vorgaben der norwegischen Regierung darf der Fonds bis zu 70 Prozent seines Kapitals in Aktien anlegen. Bis zu 25 Prozent können in Staatsbonds investiert werden, bis zu fünf Prozent in Immobilien.

Ende vergangenen Jahres betrug der Aktienanteil 66,6 Prozent. 30,8 Prozent waren in Staatsanleihen investiert und 2,6 Prozent in Immobilien. Das gute Aktienjahr spiegelt sich auch in den erzielten Renditen wider: Mit den Aktieninvestitionen erzielte der Fonds eine Rendite von 19,4 Prozent. Die Staatsbonds kamen dagegen nur auf eine Verzinsung von 3,3 Prozent. Der Wert der Immobilien legte um 2,6 Prozent zu.

Insgesamt gehören dem Ölfonds 1,4 Prozent sämtlicher auf der Welt ausgegebenen Aktien. Die Top Ten der gewichtigsten Aktieninvestments liest sich wie das „Who’s who“ der Börsenwelt: Als größte Beteiligung steht der US-Konzern Apple oben in der Anlageliste, gefolgt von Nestlé und Royal Dutch Shell.

Die Fondsmanager bilden den Index FTSE Global All Cap nach und versuchen, ihn durch gezielte Investments zu schlagen. Bei den Staatsbonds sind die aus den USA, Japan und Deutschland am stärksten vertreten. In den vergangenen Jahren hat der Fonds verstärkt auch in Schwellenländern investiert. Derzeit untersucht das Finanzministerium, ob es dem Fonds auch Investitionen in Private Equity und Infrastruktur genehmigen soll.

Für private Anleger kann der Ölfonds als Orientierungshilfe dienen. Denn seit seiner Gründung 1996 beträgt die durchschnittliche Rendite rund sechs Prozent Prozent. Damit trotzten die Fondsmanager allen politischen und wirtschaftlichen Krisen in den vergangenen Jahrzehnten. Diversifizierung und Langfristigkeit sind wichtige Elemente ihrer Erfolgsformel.

Wegen der langen Euro- und Schuldenkrise haben die Fondsmanager aus Oslo den Anteil an europäischen Aktien kontinuierlich verringert. Und diese Entwicklung ist nach Worten von Fondschef Slyngstad noch nicht abgeschlossen. Ziel sei es, den europäischen Anteil von knapp 50 Prozent auf etwa 40 Prozent zu senken.

In Deutschland hält der Fonds noch Anteile an 219 deutschen Unternehmen im Wert von 27 Milliarden Euro und ist mit einem Gesamtanteil von 4,1 Prozent immer noch der größte Investor in Dax-Unternehmen. Wie breit sich die Norweger aufgestellt haben, zeigt ihre Beteiligung an Borussia Dortmund. An dem Fußballklub halten sie 0,7 Prozent.

Dennoch haben die Fondsmanager aus Oslo die sogenannten „Frontier Markets“, Länder wie Kuwait, Oman, Tunesien, Slowakei, Pakistan oder Vietnam, im Visier. „Die Investitionsmöglichkeiten ändern sich, neue Märkte kommen hinzu“, erklärte Slyngstad vor zwei Jahren. Aktien in Norwegen dürfen er und seine Verwalter nicht kaufen. Zu groß sei das Risiko einer Überhitzung der einheimischen Wirtschaft, würde der riesige Fonds in der vergleichsweise kleinen Volkswirtschaft investieren.

Unter Slyngstads Führung hat sich der Fonds außerdem zu einem aktiveren Aktionär entwickelt. Das hat nicht zuletzt der VW-Konzern zu spüren bekommen. Der Ölfonds ist mit 1,02 Prozent einer der größten Einzelaktionäre des Wolfsburger Autobauers. Nach dem Dieselskandal forderten die Fondsmanager den Konzern auf, „eine bessere Führungsstruktur" aufzubauen. Die bisherige sei „komplex und problematisch“.

Von anderen Beteiligungen hat sich der Fonds getrennt, wenn Ausrichtung oder Management nicht stimmten. Rüstungs- und Tabakkonzerne sind als Anlage ebenso tabu wie Firmen, die in Korruptionsfälle verwickelt sind. „Bei unserer Größe haben wir eine besondere Verantwortung für eine gute Unternehmensführung“, begründete Slyngstad bereits vor zwei Jahren. Derzeit wird geprüft, ob der Fonds nicht mittelfristig aus Unternehmen der Öl- und Gasbranche aussteigen sollte. Eine Entscheidung darüber wird in diesem Herbst erwartet.

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