Öl Ölpreise schießen zum Handelsstart in die Höhe

Nach Angriffen auf eine Rohöl-Verarbeitungsanlage in Saudi-Arabien ist die Ölproduktion eingebrochen. Am Montag kletterten die Preise für Öl um bis zu 20 Prozent.

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HANDOUT - 14.09.2019, Saudi-Arabien, Buqyaq: Dieses von Planet Labs Inc. am 15.09.2019 zur Verfügung gestellte Satellitenbild zeigt schwarzen Rauch, der aus einer Raffinerie aufsteigt. Die Drohnenangriffe auf die größte Ölraffinerie in Saudi-Arabien verschärfen die Spannungen zwischen den USA und dem Iran. Foto: Uncredited/Planet Labs Inc/AP/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++ Quelle: Uncredited/Planet Labs Inc/AP/dpa

Nach den Drohnenangriffen auf Förderanlagen in Saudi-Arabien sind die Ölpreise am Montag deutlich gestiegen. In den ersten Handelsminuten waren die Preise für Öl bis zu 20 Prozent geklettert, bevor sie einen Teil des Anstiegs wieder abgaben.

Zuletzt verteuerte sich ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent um 6,60 Dollar oder knapp elf Prozent auf 66,82 Dollar – und damit auf den höchsten Stand seit Mitte Juli.

Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) legte um 5,34 Dollar oder knapp zehn Prozent auf 60,19 Dollar zu. Auch diese Sorte war zuletzt Mitte Juli so teuer.

US-Präsident Donald Trump genehmigte die Freigabe von nationalen Ölreserven im Falle von Engpässen. Er schrieb am Sonntagabend auf Twitter, ausgehend von dem Angriff, „der sich auf die Ölpreise auswirken könnte“, habe er – falls erforderlich – die Freigabe genehmigt. Die Menge habe er noch nicht festgelegt, aber sie werde ausreichend sein, „um die Märkte gut zu versorgen“.

Die Energieagentur IEA in Paris sieht zunächst keine Versorgungsprobleme. Vorerst seien die Märkte gut mit reichlich kommerziellen Beständen versorgt.

Die Auswirkungen auf den deutschen Markt und für die Autofahrer hierzulande dürften sich nach Einschätzung des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV) in Grenzen halten. „Aus Saudi-Arabien kommt kaum Öl nach Deutschland – 2018 war es ein Prozent“, sagte ein Verbandssprecher. „Eine Engpass-Gefahr beim Öl besteht für Deutschland also nicht.“

Saudische Ölproduktion eingebrochen

Nach den Attacken auf eine Rohöl-Verarbeitungsanlage und das Ölfeld Churais in Saudi-Arabien waren dort am Samstagmorgen Feuer ausgebrochen, die saudische Ölproduktion war in der Folge um die Hälfte eingebrochen. Das tägliche Produktionsvolumen fiel um geschätzt 5,7 Millionen Barrel Rohöl, was mehr als fünf Prozent der weltweiten Versorgung entspricht.

Der Präsident des Ifo-Instituts, Clemens Fuest, rechnet damit, dass sich der Ölpreis nach einem kräftigen Anstieg voraussichtlich schnell wieder normalisieren werde. „Dauerhaft steigende Ölpreise und folglich Belastungen für die Konjunktur sind nur zu erwarten, wenn das Ölangebot tatsächlich dauerhaft verknappt wird“, sagte Fuest der Deutschen Presse-Agentur.

Die Anrainerstaaten des persischen Golfs produzierten gut ein Drittel des weltweiten Öls. Wenn es dort zu einem massiven bewaffneten Konflikt käme, wäre die globale Ölversorgung gestört, und die Preise würden deutlich steigen: „Derzeit spricht jedoch wenig dafür, dass es dazu kommt.“

Allerdings sind die USA sind nach den Worten von Präsident Donald Trump zu einer Vergeltungsaktion für die Drohnenangriffe auf saudische Ölanlagen bereit. Es gebe „Grund zur Annahme, dass wir wissen, wer der Urheber“ sei, schrieb Trump auf Twitter.

Das Weiße Haus macht den Iran für die Angriffe verantwortlich und legte am Sonntagabend Satellitenfotos vor, die dessen Täterschaft nahelegen sollen. Teheran hat die Vorwürfe zurückgewiesen.

Die USA stünden Gewehr bei Fuß, warteten indes noch auf Bestätigung sowie Angaben aus dem Königreich zur Ursache der Attacken – und „unter was für Bedingungen wir vorgehen“ sollten. Ein Regierungsvertreter betonte, alle Optionen – auch eine militärische Reaktion – lägen auf dem Tisch.

Störung des Ölkreislaufs

Wie ernst der Schaden sei und wie lange es dauere, bis die Produktionskapazität in Saudi-Arabien wieder voll hergestellt werden könne, sei ungewiss, schrieb Unicredit-Chefvolkswirt Erik Nielsen in London. Die Störung des Ölkreislaufs sei ziemlich bedeutend, urteilte Mele Kari, Chef des staatlichen nigerianischen Ölförderers Nigerian National Petroleum Corporation, im Interview des Finanzsenders Bloomberg TV. „Wenn sie anhält, könnte sie eine große Herausforderung für den Ölmarkt sein.“

Energieanalyst Joe McMonigle von der Investmentberatung Hedgeye Risk Management sagte, sollten die USA ihre strategische Ölreserve anzapfen, könnte das – insbesondere bei einer koordinierten Aktion mit der Internationalen Energieagentur (IEA) – einen rasanten Anstieg der Ölpreise dämpfen.

Experten sehen ein Eingreifen der USA denn auch nicht als ausgemachte Sache. Bis eine Schadensfeststellung verfügbar sei, könne er nicht abschätzen, wie wahrscheinlich das Anzapfen der nationalen US-Reserven ist, sagte der US-amerikanische Analyst Robert McNally, der früher Mitglied des Nationalen Sicherheitsrats war und heute als Experte für die in Washington ansässige Energieberatungsfirma Rapidan Energy arbeitet. „Ich vermute, das ist nur eine verbale Beruhigungsmaßnahme“, sagte er. „Wenn der Schaden nicht immens ist, bezweifle ich, dass wir ein Anzapfen sehen werden.“

Hier geht es zur Seite mit dem Brent-Preis, hier zum WTI-Kurs.

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