Ölaktien Die Rückkehr des schwarzen Goldes

Die Baisse am Ölmarkt ist vorbei. Das Überangebot verringert sich, die Nachfrage bleibt robust. Ölaktien stehen vor einem neuen Aufwärtstrend.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Ölpipeline in Alaska Quelle: dpa Picture-Alliance

Eigentlich sollte die weltweite Ölförderung längst ihr Maximum überschritten haben. Zumindest wenn es nach der von Geologen entwickelten Peak-Oil-Theorie geht. Sie stellten vor 60 Jahren in Aussicht, dass zur Jahrtausendwende die maximale Menge an Öl gefördert werde, bevor ein stetiger Rückgang einsetze. Doch wie so viele Theorien starb auch diese in der Praxis. Wer Öl fördert, will nämlich von einem Abschwung nichts wissen. Im Gegenteil. In der Branche gilt die Weisheit: Öl gibt es genügend. Es ist nur die Frage, wo. In den Achtzigerjahren lautete die Antwort: in der Nordsee. Zuletzt hieß sie: in den USA wegen der großen Schieferölvorkommen. Deutlich wird damit, dass der Welt das Rohöl bis heute nicht ausgegangen ist.

Aktuell macht eine neue Peak-Oil-Theorie die Runde. Nur ist es jetzt nicht die Theorie vom Höhepunkt der Förderung, sondern die vom Maximum der weltweiten Ölnachfrage. Sollte das Tempo bei der Einführung von erneuerbaren Energien, E-Autos und anderen „disruptiven“ Technologien anhalten, dann werde der weltweite Ölverbrauch bereits 2030 den Zenit erreichen und anschließend fallen, prognostiziert der World Energy Council (WEC).

Diese unbekannten Multis überschwemmen die Welt mit Öl
Die staatliche saudische Ölfirma Aramco Quelle: REUTERS
Russland: Rosneft Quelle: REUTERS
Wladimir Putin und Rosneft-Vorstand Setschin Quelle: REUTERS
Sinopec steht für China Petroleum and Chemical Corporation Quelle: dpa
China: Sinopec Quelle: REUTERS
Venezuelas PDVSA ist das größte Erdölunternehmen Lateinamerikas Quelle: Reuters
Venezuela: PDVSA Quelle: REUTERS

Für Anleger bedeuten alle diese Theorien in der Praxis vor allem eines: Antizyklisch in Ölaktien zu investieren ist eine gute Idee. Denn nur, weil alle plötzlich über eine Welt ohne Öl reden, wird daraus noch längst keine Wirklichkeit.

Immerhin sind die Ölpreise, die wichtigsten Treiber also für Ölgesellschaften und deren Aktienkurse, aus ihrem Winterschlaf bereits erwacht. Gemessen am Januartief bei weniger als 28 Dollar pro Barrel, legte der Preis für Öl der Nordsee-Sorte Brent um 90 Prozent zu und steht nun unmittelbar davor, den Preiswiderstand bei 52 Dollar zu knacken. Gleiches gilt für die US-Sorte WTI, die sich von ihrem Preistief erholt und inzwischen fast verdoppelt hat. Aus charttechnischer Sicht könnte es weiter in Richtung 70 Dollar gehen (siehe Chart).

Das würde Ölaktien noch mehr Schub geben. Zählten sie 2015 noch zu den schwächsten Börsenwerten, so haben sie im bisherigen Jahresverlauf die meisten anderen Branchen abgehängt. Der weltweite Öl-Sektorindex des Indexanbieters MSCI liegt 16 Prozent vorne. Zum Vergleich: Der allgemeine Industrieländerindex MSCI World stieg nur um magere drei Prozent.

Integrierte Ölkonzerne

Für den jüngsten Preissprung über 50 Dollar pro Barrel sorgte ausgerechnet die Organisation erdölexportierender Länder, kurz Opec. Erstmals seit acht Jahren verständigte sich das Kartell auf eine Produktionskürzung. Auch Nicht-Opec-Länder wie Russland signalisierten Bereitschaft, sich zu beteiligen. Welches Opec-Mitglied seine Produktion überhaupt und um wie viel Barrel kürzen wird, müssen die Ölförderländer allerdings noch diskutieren. Es bleiben Zweifel, ob ein gemeinsamer Schritt diesmal gelingt.

Die Rohstoffanalysten der Commerzbank sehen in der Ankündigung eher den Versuch, den Ölpreis hochzureden. Aktuell produziert die Opec, die 40 Prozent des weltweiten Ölangebots stellt, noch auf Rekordniveau – laut Börsendienst Bloomberg stieg die Opec-Fördermenge im September auf 33,75 Millionen Barrel pro Tag. Auch außerhalb der Opec wird noch bis zum Anschlag gepumpt. Russland etwa förderte im September 11,11 Millionen Barrel pro Tag, so viel wie noch nie nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Entscheidend für die nähere Preisentwicklung wird also sein, ob die Produktion wirklich sinken wird.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%