Reaktionen der Finanzmärkte Wenn der Terror zur gefährlichen Routine wird

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Merkwürdig erscheinende Ruhe an den Finanzmärkten

Die auf den ersten Blick merkwürdig erscheinende Ruhe an den Finanzmärkten hat auch damit zu tun, dass Investoren und Anleger mit einem Ereignis wie in Berlin bereits gerechnet haben und es bei ihren Handelsaktivitäten berücksichtigen konnten. Daher sind aus aktueller Sicht keine Korrekturen der bisher erfolgten Investitionen nötig. Nicht nur abgebrühte Börsenveteranen waren daher emotional vorgewarnt, auch ganz normalen Verbrauchern war klar, dass ein größerer Anschlag auch in Deutschland nur zu schnell Realität werden könnte.

Nach einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach für die aktuelle Ausgabe der WirtschaftsWoche haben 70 Prozent der Deutschen bereits mit einem solchen schrecklichen Ereignis gerechnet.

So ist es kaum verwunderlich, wenn Volkswirte mit kaum messbaren konjunkturellen Auswirkungen des Berliner Attentats rechnen und die Marktforscher von der Nürnberger GfK darauf verweisen, dass Verbraucher ihren Weihnachtskonsum nun pragmatisch noch stärker auf den Internethandel verschieben könnten, wo es sich ohne Angst vor Terror einkaufen lässt.

"Kampf gegen Terror ist auch ein Kampf für Freiheit"
Frank-Walter Steinmeier Quelle: REUTERS
Klaus Bouillon Quelle: dpa
Horst Seehofer Quelle: dpa
Andreas Scheuer Quelle: dpa
Julia Klöckner Quelle: dpa
Thomas Strobl Quelle: dpa
Heiko Maas Quelle: dpa

Bleibt die Frage, ob die ruhige Reaktion der Wirtschaftsakteure als Besonnenheit zu werten ist oder als Realitätsverlust. „Richtig ist, dass wir einerseits Gewöhnungseffekte an den Finanzmärkten hinsichtlich des jüngsten Terrorattentats feststellen“, sagt der Kölner Kapitalmarktexperte Kising. Das gelte nicht nur für die Aktienmärkte, Bond- und Zinsmärkte, sondern vor allem auch an den eigentlich noch sensibleren Märkten, wie den Devisenmärkten. Selbst an den Derivatemärkten ließen sich laut IfK bis heute Morgen keine wirklichen Anomalien feststellen.

Doch aus Sicht von Kising werden die langfristigen Folgen des Terrors und die gesellschaftspolitischen Ableitungen seitens der Finanzmärkte unterschätzt. So könnten Parteien die Oberhand gewinnen, die mit internationaler Abschottung auf den Terror antworten wollen. Das wiederum könnte zu politischer Instabilität und unkontrollierten Kapitalströmen führen, was Verwerfungen an den Finanzmärkten zur Folge hätte.

Dann wäre eine größere Korrektur fällig.

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