Zunächst gehen aber die meisten Marktteilnehmer davon aus, dass Mario Draghi seine Versprechen einlöst. So stellt sich erst nach der EZB-Sitzung die Frage, welche Richtung die Kurse einschlagen.
Denn wo vorher eingepreist wurde, ist nach einer erwartungsgemäßen Entscheidung keine nennenswerte Kursreaktion zu erwarten. Wichtig wird allerdings die Wortwahl Draghis in seinen anschließenden Erläuterungen.
Was kommt nach der Zinssenkung?
Über die Zeit nach der Geldspritze sind Analysten uneins. Zweifel hat beispielsweise Jeff Hochman, technischer Analyst beim Broker Fidelity. Eine Pause sei „wahrscheinlich“, schreibt Hochman in einer Analyse. Er sehe mehrere Gründe für diese anstehende Konsolidierung.
Zum einen die jüngsten Kurskorrekturen bei Wachstumswerten sowie Finanztiteln und Aktien mit einer vergleichsweise kleinen Marktkapitalisierung (Small Caps). Den größten Risikofaktor sieht Hoffman bei den Unternehmensgewinnen, bei denen es erneut einige Korrekturen nach unten gab.
Ein weiterer Punkt: „Märkte der entwickelten Länder weisen Kurs-Gewinn-Verhältnisse auf, die im historischen Vergleich als fair bis teuer anzusehen sind“, schreibt Hoffman. Der Spielraum bei den Bewertungen wird also enger.
Auch NordLB-Experte Krampen erwartet, dass die Kursanstiege nach der EZB-Entscheidung kleiner ausfallen werden. Mittelfristig könnte es zu einer Seitwärtsbewegung kommen.
10 Tipps für Börseneinsteiger
Bevor ein potentieller Anleger zum ersten Mal Aktien kauft, sollte er sich Gedanken darüber machen, welches Ziel er mit der Geldanlage verfolgt und für welchen Anlegertyp er sich hält. Wenn mit den Aktien später die Altersvorsorge aufgestockt oder das Studium der Kinder finanziert werden soll, muss an der Börse eine andere Taktik angewendet werden, als wenn es um kurzfristige Gewinne geht. Die grundlegende Frage ist: Sind Sie auf den Betrag angewiesen und investieren deshalb lieber mit möglichst geringem Risiko oder können Sie eventuelle Verluste verschmerzen und renditestärkere aber auch riskantere Papiere kaufen?
Wer die Frage nach der eigenen Risikoneigung mit "no risk, no fun!" beantwortet, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er zwar sehr viel gewinnen, aber auch sehr viel verlieren kann. Für den Anfang schadet es nicht, auf eine langfristige Strategie zu setzen und die Entwicklungen an den Märkten zu beobachten. Kleine Zockereien für den Nervenkitzel sind dann im Verlustfall besser zu verschmerzen. Nach dem Geckoschen Leitsatz "Greed is good" sollten Börsenneulinge nicht handeln.
Was eine Aktie ist und wie sie funktioniert, dürfte jedem klar sein. Wer sein Depot auch mit Anleihen und Zertifikaten füllen möchte, sollte nur in Produkte investieren, die er auch versteht. Wer nur auf die Renditeversprechen hört und Produkte kauft, deren Vor- und Nachteile, beziehungsweise Funktionsweisen er nicht begreift, fällt über kurz oder lang auf die Nase.
Bevor Sie ein Depot eröffnen, vergleichen Sie die Gebühren der Banken. Je höher die Gebühren sind, desto geringer fällt die Rendite nachher aus. Direktbanken haben im Regelfall günstige Konditionen und bieten kostenlose Depots an.
Anleger sollten ihr Geld - und damit auch ihr Risiko - zumindest am Anfang möglichst breit streuen. Verteilen Sie Ihr Geld auf verschiedene Märkte wie Rohstoffe und Energie, sowie auf Aktien, Fonds und Anleihen.
Wer seinem Portfolio Fonds oder Zertifikaten beimischt, sollte auch innerhalb dieser Anlageklassen auf eine gute Mischung achten. Fondsanbieter und deren Produkte lassen sich online schnell vergleichen. Wer nicht nur in ein oder zwei Gesellschaften investiert, ist auf der sicheren Seite.
Besonders wichtig ist, dass Sie sich Zeit nehmen für Ihre Geldanlage und Ihr Depot regelmäßig überprüfen: Welche Anlageinstrumente haben sich wie entwickelt? Ist es Zeit, das Depot umzuschichten, oder läuft alles in meinem Sinne?
Bei der Überprüfung des Depots sollte man sich immer mal wieder fragen: Würde ich diese Aktie oder diesen Fonds heute noch kaufen? Lautet die Antwort ja, behalten Sie das Produkt. Sind Sie von der Qualität nicht mehr überzeugt, wird es Zeit zum Verkauf.
Entwickelt sich eine Aktie oder ein sonstiges Produkt nicht so, wie geplant, sollten Sie nicht zögern, es zu verkaufen. Sogenannte Stopp-Loss-Orders, also Untergrenzen, bei denen verkauft werden soll, können hilfreich sein. Das bietet sich insbesondere dann an, wenn man den Kurs nicht permanent selbst im Auge behalten kann oder will.
Grundsätzlich gilt: Verlieren Sie nicht die Nerven. An der Börse gibt es Kursschwankungen, Aktienkurse können unerwartet einbrechen. Das sollte aber kein Grund sein, den Kopf zu verlieren. Panische und unüberlegte Deals kosten meist mehr Geld als die Abwärtstrends.
Crashgefahr?
Grundsätzlich sind solche Rekordmarken wie die 10.000 Punkte immer eine gute Bühne für Crashpropheten, die vor drastischen Kursrückgängen warnen. Schon in den letzten Wochen wurde der Untergang ein ums andere Mal prophezeit, unter anderem durch den „Chart of Doom“, der für den 9. Mai einen großen Crash voraussah. Passiert ist bekanntlich – nichts.
Obwohl das billige Notenbankgeld die Kurse erneut künstlich aufbläst und fundamentale Treiber weiterhin das Nachsehen haben, rechnen die meisten Beobachter auch weiterhin nicht mit einem Crash an den Börsen. „Das Umfeld für Aktien bleibt positiv“, sagt Hoffman. Dem Dilemma der anderen Anlageprodukte sei Dank. Unter Renditegesichtspunkten gebe es „nur wenige Alternativen zu Dividendentiteln“, sagt Léon Cornelissen, Chefvolkswirt des niederländischen Vermögensverwalters Robeco.
Die Alternativlosigkeit dürfte Aktien also vor einem allzu rasanten Absturz bewahren. Daran glaubt auch Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. Da sich mit Anleihen nicht mehr genug Geld verdienen ließe, dürften auf Sicht der kommenden ein bis zwei Jahre "die Aktienkurse im Euroraum in der Grundtendenz steigen", sagt Krämer.
Hinzu kommen vergleichsweise freundliche Konjunkturdaten, unter anderem aus den USA. Nicht nur die Verbraucherstimmung fiel zuletzt besser aus als zuvor, auch die Auftragseingänge für langlebige Güter waren überraschend gestiegen.
Wie sorgenfrei US-Anleger zurzeit durchs Leben gehen zeigt der Angstindex Vix. Er ist zuletzt auf den niedrigsten Stand seit März 2013 gefallen. Ein Rückgang des Barometers gilt als Signal für Ruhe und wenig Schwankungen. Das dürfte auch für eine gewisse Ruhe an den europäischen Börsen sorgen.
Die Euro-Zone verbessert sich auch, allerdings nur in „Trippelschritten“, kommentiert Rainer Raschdorf von der DZ Bank. Ähnlich wie es für den Dax erwartet wird, lege die deutsche Wirtschaft gerade eine Verschnaufpause ein, schreibt der Analyst. Aber: „Von einem Wachstumseinbruch kann keine Rede sein“.