
An den Aktienmärkten wächst die Skepsis. Goldman Sachs spricht von einem schwindenden Gewinnmomentum, reihum werden die Prognosen für das Wirtschaftswachstum zurückgenommen. Vor kurzem etwa von Moody’s. Die Ratingagentur rechnet für die Industrienationen in diesem Jahr nur noch mit 1,7 Prozent Wachstum statt mit 1,9 Prozent. Hedgefonds stellen sich medienwirksam auf die Short-Seite.
Enttäuschende Unternehmensmeldungen kommen hinzu. Bei Daimler gibt es Rückrufe wegen Airbags in den USA, dazu läuft das Lastwagengeschäft schlechter als erwartet. Das macht immerhin 40 Prozent vom Umsatz aus, bringt aber nur noch ein Fünftel der gesamten Konzerngewinne.
Da sich diese Ertragsschwäche schon seit Jahren durch die Zahlen von Daimler zieht, wird daraus ein strukturelles Problem. Eine Gewinnwarnung für den gesamten Konzern gibt es noch nicht; es gilt die Prognose eines leichten operativen Anstiegs.
Doch es verwundert nicht, dass Daimler-Aktien seit Wochen zu den unterdurchschnittlichen Papieren im Dax gehören. Kurzfristig dürfte sich trotz günstiger analytischer Bewertung daran nichts ändern.
Zinserhöhung zunächst eher unwahrscheinlich
Ob es angesichts der weniger robusten Aussichten beim nächst möglichen Termin am 15. Juni in den USA zu einer Zinserhöhung kommt, bleibt fraglich. Man sollte sich nicht von Äußerungen mancher Falken im Notenbanker-Kreis beirren lassen.





Nach den bitteren Erfahrungen zu Beginn des Jahres dürfte es sich Fed-Chefin Janet Yellen sehr gründlich überlegen, ob sie jetzt schon wieder die Zinsen heraufsetzt – vor allem, wenn es die faktischen Zahlen nicht hergeben. Zudem steht kurz danach, am 23. Juni, in Großbritannien die Entscheidung über den Brexit bevor.
Die führenden Industrieländer (G-7) treffen sich derzeit in Japan. Aus den bisherigen Meldungen ist zu entnehmen, dass sie keine neuen, umfassenden Konjunkturprogramme beschließen wollen, aber schon besorgt sind, ob der Aufschwung hält. Auch das ist ein Umfeld, in das eine schnelle US-Zinserhöhung nicht gut passen würde. In die gleiche Richtung deutet die Entwicklung des Ölmarktes, bei dem die Preise für Brent schon fast wieder bis auf 50 Dollar gestiegen sind.