Riedls Dax-Radar

Bis Mai sind neue Kursrekorde möglich

Die fundamentale Entwicklung der Dax-Unternehmen stützt den Aufwärtstrend an den Börsen. Die US-Zinspolitik und die Entzauberung der Populisten helfen den Kursen zusätzlich.

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Die Märkte für Geduldige
Wo lässt es sich am besten nach Rendite fischen?Zwischen 1900 und Ende 2016 gewannen die Aktienmärkte weltweit im Schnitt 5,1 Prozent pro Jahr, die Inflation herausgerechnet. Zu diesem Ergebnis kommt die Credit Suisse in ihrem „Global Investment Returns Yearbook“ 2017, das im Februar veröffentlicht wurde. Für die Berechnung stützt sich die Schweizer Bank auf die Daten der Professoren Elroy Dimson, Paul Marsh und Mike Staunton von der London Business School. Der Datensatz erfasst die Performance von 70.000 Börsentagen und vergleicht die Aktienmärkte aus 21 Ländern. Wer trotzte den Krisen der vergangenen Jahrzehnte besonders gut? Ein Überblick. Quelle: dpa
Österreich Quelle: Wiener Börse
Italien Quelle: REUTERS
Belgien Quelle: Fotolia
Frankreich Quelle: REUTERS
Deutschland Quelle: dpa
Portugal Quelle: dpa

Mit einem Kurssprung quittierten die Börsen die Zinsanhebung in den USA und den Wahlausgang in den Niederlanden. Nun, beides war wohl insgeheim von vielen Anlegern so erhofft worden, dennoch ist die Erleichterung mit Händen zu greifen.

Der Wahlausgang in den Niederlanden ist für die Börsen deshalb so erfreulich, weil er die Hoffnung auf eine Stärkung und zugleich Erneuerung der EU nährt. Es geht dabei nicht darum, alte, europäische Zöpfe zu flechten, sondern die gesamte Krise um die EU für eine gründliche Renovierung zu nutzen. Die käme dann sowohl der Wirtschaft als auch den Anlagemärkten zugute.

Die Zinserhöhung in den USA hatte für die Märkte genau das richtige Ausmaß. Im Gegensatz zu einigen ihrer Vorgänger ist Janet Yellen keine Freundin von Überraschungen – und dennoch zieht sie ihre Linie durch: Immerhin hat sie in ihrer Amtszeit die Zinswende in den USA eingeleitet, ohne die Wirtschaft und die Anlagemärkte zum Absturz zu bringen.

Die Dax-Favoriten der Woche

Natürlich kann man Yellen vorwerfen, dass die Zinsen noch lange nicht ihr Normalniveau erreicht haben. Einen solchen Gewaltakt hat Yellen aber überhaupt nicht beabsichtigt. Ohnehin ist fraglich, ob in ihrer Amtszeit, die aller Voraussicht nach nicht einmal mehr ein Jahr dauern wird, noch die ins Auge gefassten zwei Zinserhöhungen möglich sind.

Für die die Anlagemärkte sind die bisherigen Zinserhöhungen kein Problem, weil sie nicht die Wirtschaft abschnüren, andererseits aber dennoch in Richtung Normalität deuten. Und wahrscheinlich kann auch Trump letztlich mit einer solchen kleinen Erhöhung leben.

Deutlicher Rentabilitätsschub bei den Dax-Unternehmen

Nach einer aktuellen Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young haben die Dax-Unternehmen ihren Umsatz 2016 marginal um 0,2 Prozent erhöht. Dieses Ergebnis ist besser, als es auf den ersten Blick aussieht. Zum einen hatte es 2016 in den ersten Monaten einen deutlichen Einbruch gegeben, der erst einmal ausgeglichen werden musste; zum anderen ist das gute Vergleichsjahr 2015 eine hohe Basis. Diese positive Entwicklung zeigt sich vor allem dann, wenn man jeweils die vierten Quartale vergleicht. Und hier kam es sogar zu einem Umsatzplus von vier Prozent, einer bemerkenswerten Dynamik. 

Jetzt haben es die Liberalen doch noch geschafft, mehr Stimmen zu erzielen als die Populisten. Die Kapitalmärkte mögen das feiern. Es ist aber keine Trendwende. Euro und EU bleiben auf Kurs zur „Kapitalvernichtung“.
von Daniel Stelter

Noch bemerkenswerter ist die Gewinnentwicklung der Dax-Unternehmen. Auch wenn der Ergebniszuwachs durch besonders schwache 2015er-Zahlen bei einigen Unternehmen nun 2016 zusätzlich geliftet wurde, so ist der Gesamtanstieg um ein Viertel ein klares Zeichen für steigende Rentabilität. Dass die flüssigen Mittel um fünf Prozent zugenommen haben und zugleich vier Prozent mehr in Forschung und Entwicklung gesteckt wird, spricht ebenfalls für einen soliden Aufwärtstrend.

Insgesamt zeigt die Studie von EY, dass die Dax-Unternehmen in ihrer fundamentalen Entwicklung vorankommen, der Anstieg an den Börsen also keineswegs nur auf Hoffnung und besonders niedrige Zinsen gebaut ist

Mögliche Risiken durch eine überraschende Euro-Erholung?

Die Erhöhung der Leitzinsen in Amerika hat am langen Ende der US-Zinsen zu keinen nennenswerten Veränderungen geführt. Das heißt, die Erhöhung entsprach ziemlich genau den Erwartungen des Marktes. Doch schwach sieht die Rendite der zehnjährigen US-Anleihen mit 2,54 Prozent keineswegs aus. So lange sie über dem Niveau von 2,40 Prozent bleibt, ist ihre bisherige Aufwärtsentwicklung intakt. Und geht es in diesem Schema so weiter, hätte sie im Laufe des Jahres Spielraum bis auf rund drei Prozent.

US-Notenbank erhöht Leitzinsen - was das bedeutet

Dennoch kann sich der Euro nach der US-Zinserhöhung erst einmal wieder stabilisieren. Das hat vor allem zwei Gründe: Zum einen überwogen in den vergangenen Wochen die Pessimisten mit ihren Short-Engagements, die nun, nach vollzogener US-Zinserhöhung erst einmal ihre Positionen wieder schließen müssen; das führt zu technischen Kursgewinnen. Zum anderen wachsen Zweifel an den von Trump versprochenen Konjunkturmaßnahmen.

Die Kursraketen seit der Finanzkrise

Auch die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen hat sich in den vergangenen Monaten deutlich über der Nulllinie etabliert. Gemessen an den negativen Tiefpunkten des vergangenen Jahres könnte man dies schon als erste Phase einer langsamen Aufwärtsbewegung interpretieren. Auf alle Fälle dürfte der jahrelange Prozess sinkender Bund-Renditen beendet sein. Schon das trägt dazu bei, den Euro nicht mehr ins Leere fallen zu lassen.

In der Tat gäbe der Euro bei einem Anstieg über 1,09 Dollar hinaus sogar ein klassisches Kaufsignal, dessen theoretisches Ziel zunächst bei 1,11 bis 1,12 liegen würde. Die große Wende vollzogen hätte der Euro aber erst, wenn er über 1,16 Dollar hinaus käme.

Das Dilemma der Käufer: Zuschauen oder teuer nachkaufen

Insgesamt ist die Aufwärtsbewegung im Dax, die im Herbst durch die Trump-Wahl eine neue Dynamik bekommen hat, weiterhin voll und ganz intakt. Der Abstand zur 200-Tage-Linie ist durch die Schaukelpartie der vergangenen Wochen nicht mehr größer geworden, zu einer deutlichen Abkühlung im Zuge einer Korrektur ist es aber immer noch nicht gekommen.

Für viele Anleger liegt genau darin das Problem der aktuellen Marktverfassung: Einerseits bieten Aktien insgesamt durchaus ein fundamental gutes Umfeld (Wirtschaftswachstum, niedrige Zinsen, steigende Unternehmensgewinne), andererseits sind die Bewertungen an den Märkten schon fortgeschritten. Neukäufer stehen also permanent vor der unangenehmen Entscheidung, entweder in einem stabilen Markt nicht dabei zu sein oder teuer nachkaufen zu müssen.

Die großen Trends selbst sind derzeit ohne Frage weiter intakt: Dow Jones, Nasdaq, Euro Stoxx und Dax verlaufen mit deutlichem Abstand oberhalb ihrer steigenden 200-Tage-Linien. Im Dax gibt es derzeit nur einen einzigen Wert, der weit unterhalb seiner 200-Tage-Linie verläuft: Die völlig unrepräsentative Aktie des Katastrophen-Unternehmens E.On.

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