Ähnlich wie in China sieht die Entwicklung auf dem Ölmarkt aus. Auch hier hat der Markt schon schwere Verluste hinter sich, kann aber anscheinend keinen Boden mehr finden. Aktuell ist der Preis für ein Fass Brent unter die Marke von 30 Dollar gerutscht.
Bemerkenswert ist, dass die Ausverkaufsstimmung am Ölmarkt schon Züge einer Übertreibung trägt. Im zweiten Halbjahr 2014 fand die erste Phase der Ölpreis-Baisse statt, in der die Brent-Notierungen von 115 auf 49 Dollar absackten. Das waren 57 Prozent Verlust.
Dem folgte in den ersten Monaten 2015 eine schulbuchhafte Erholung, die den Ölpreis in zwei kleinen Etappen bis auf 68 Dollar steigen ließ. Danach drehte der Markt wieder nach unten – und seitdem läuft die zweite große Phase der Abwärtsbewegung.
Sollte diese zweite Phase wiederum – was durchaus häufig vorkommt – ein ähnliches Ausmaß annehmen wie die erste Phase, also 57 Prozent Verlust, wäre der Ölpreis bei aktuell 29 Dollar schon in seiner Zielzone angekommen. Dass die jüngsten Preisrückgänge extrem dynamisch ausfallen, passt zum Charakter einer Ausverkaufsphase.
Natürlich muss sich eine so komplexe und vor allem politisch beeinflusste Preiskurve wie das Rohöl nicht an statistische Durchschnitte vergangener Kursbewegungen halten. Dennoch lässt sich damit zumindest der aktuelle Standort in etwa bestimmten. Und das heißt: Es gibt zwar noch kein Zeichen dafür, dass der Ölpreis schnell wieder nach oben drehen könnte; doch da er das Potenzial einer Baisse in klassischer Weise ausgeschöpft hat, sind die Restrisiken überschaubar.
In den Rechnungen der Unternehmen ist zwar bis auf weiteres mit einem sehr niedrigen Ölpreisniveau zu kalkulieren, die Preiskurve selbst jedoch könnte in den nächsten Wochen ihr Tief erreichen und dann im weiteren Jahresverlauf wieder anziehen.