Ripple Eine Kryptowährung als Wall-Street-Partner

Ripple ist der neue Star unter den digitalen Währungen. Das Start-up setzt anders als viele andere auf eine enge Kooperation mit den Finanzinstituten. Die rasante Kursrally stellt sogar den Bitcoin in den Schatten.

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Kryptowährung: Ripple als Partner der Wall Street Quelle: Reuters

New York Mit solchen Wachstumsraten kann selbst der Bitcoin nicht mithalten. Die Kryptowährung des kalifornischen Start-ups Ripple hat im vergangenen Jahr 36.000 Prozent zugelegt. Und die Rally geht weiter: Der Preis von XRP lag am Donnerstagnachmittag bei 3,80 Dollar – erst zu Weihnachten hatte die Währung die Ein-Dollar-Marke durchbrochen und ist nun die zweitgrößte Kryptowährung hinter Bitcoin.

XRP hebt sich deutlich vom Bitcoin und anderen Kryptowährungen ab. Während der Bitcoin als Reaktion auf die Finanzkrise 2008 geschaffen wurde und die Ambition hat, Banken eines Tages überflüssig zu machen, positioniert sich Ripple als Partner der Wall Street. Mehr als 100 Finanzinstitute sind laut Ripple bereits Kunden. Die Blockchain des kalifornischen Start-ups wird speziell für den internationalen Zahlungsverkehr genutzt und ist deutlich schneller und günstiger als der Bitcoin.

„Viele Fragen sich, wofür digitale Währungen gut sind. Wir haben eine starke Antwort darauf“, sagt Ripples Produktchef Asheesh Birla im Gespräch mit dem Handelsblatt. Die zunehmende Anzahl der Projekte und ein Update des Ripple-Systems sieht Birla als Gründe für den extremen Kursanstieg.

Im November hatten der Kreditkartenanbieter American Express und die spanische Bank Santander eine Kooperation vereinbart, um die Ripple-Blockchain zu nutzen. So können Geschäftskunden von American Express in den USA Geld via Ripple zu Santander-Konten in Großbritannien überweisen. Wenn das gut funktioniert, könnte sich Santander auch vorstellen, das System auf andere Länder in der Welt auszuweiten.

Banken in Japan und Südkorea testen ebenfalls die Blockchain des Unternehmens. Auch Unicredit, UBS und die deutsche Reisebank gehören zu den Kunden, genauso wie die schwedische SEB Bank, die Birla zufolge für einen Unternehmenskunden Gelder via Ripple aus Schweden in die USA schickt.

Bislang dauern internationale Überweisungen oft mehrere Tage und gehen über sogenannte Korrespondenzbanken. In einigen Ländern müssen Finanzinstitute die jeweilige Währung auf speziellen Konten vorrätig haben, um Transaktionen zu ermöglichen. Die Software-Programme des 2012 gegründeten Start-ups setzten auf der bestehenden Infrastruktur der Banken auf. Wenn zum Beispiel Dollar in Euro getauscht werden, wechselt Ripple den Dollar-Betrag für kurze Zeit in XRP und dann von XRP in Euro. Finanzinstitute müssen dafür die digitale Währung nicht unbedingt selbst halten. „Das wäre aber durchaus möglich. Mehrere Finanzinstitute interessieren sich dafür“, sagt Birla.


Die Ziele für 2018

Den Kursanstieg halten Beobachter wegen der geringen Transaktionskosten für unkritisch. Auch das ist ein wichtiger Unterschied zum Bitcoin. Hier hatten die hohen Kosten zuletzt für großen Unmut bei den Nutzern gesorgt. Beobachtern zufolge hat das mit zum Kursrutsch der vergangenen Wochen beigetragen.

„Selbst, wenn XRP einen Preis von 10 US-Dollar erreichen würde, würden die Kosten für die kleinstmögliche Transaktion immer noch bloß ein Hundertstel eines Cents betragen“, sagt Mati Greenspan, Analyst bei der Handelsplattform eToro. „ Das bedeutet, dass der XRP-Preis bei 100.000 US-Dollar liegen müsste, damit die Transaktionskosten 1 US-Dollar betragen würden.“

In diesem Jahr will sich das Unternehmen mit dem deutschen Technologievorstand Stefan Thomas vor allem darauf konzentrieren, die Kunden zu mehr Transaktionen zu motivieren. Neben den Transaktionsgebühren verlangt Ripple zusätzlich Lizenzen für die Nutzung der Software.

Das Krypto-Start-up ist in der neuen und alten Finanzwelt bestens vernetzt. Um die Aufsichtsbehörden auf seiner Seite zu haben, hat sich Ripple prominente Experten in den Verwaltungsrat geholt. Gene Sperling, der frühere Wirtschaftsberater der demokratischen US-Präsidenten Barack Obama und Bill Clinton, gehört ebenso zu Ripples Beratern wie Ben Lawsky. Der frühere Leiter der New Yorker Bankenaufsicht hat eine Lizenz für digitale Währungen für den Bundesstaat New York entwickelt und hat nun, nachdem er aus dem Amt ausgeschieden ist, seine eigene Beratungsfirma gegründet.

Ripple hat auch prominente Finanzinvestoren für sich gewinnen können. Der deutschstämmige Investor Peter Thiel, der auch in großem Stil in Bitcoin investiert ist, zählt zu den frühen Geldgebern. Auch Google Ventures und Andreessen Horowitz gehören zu den Investoren. Eine neue Finanzierungsrunde sei derzeit jedoch nicht nötig, sagt Ripple-Manager Birla. Der Kursrally sei Dank.

Der rasante Anstieg der Währung XRP hat sogar die ersten Ripple-Milliardäre hervorgebracht. Während Bitcoins laufend neu entstehen, wurden zum Start von Ripple bereits 99 Milliarden XRP geschaffen. 55 Milliarden davon sind auf einer Art Treuhandkonto. Jeden Monat bringt das Start-up maximal eine Milliarde frischer XRP in Umlauf.

Der Mitgründer und frühere Chef, Chris Larsen, hält laut „Forbes” 5,19 Milliarden XRP. Ihm gehören zudem 17 Prozent des Unternehmens. Das US-Magazin schätzte sein Vermögen am Montag auf knapp 20 Milliarden Dollar. Damit wäre er reicher als Hedgefonds-Manager Ray Dalio. Larsen wechselte 2016 in den Verwaltungsrat und machte Brad Garlinghouse zum neuen Chef. Sein Vermögen wird auf wiederum 9,5 Milliarden Dollar geschätzt.

Konkurrenz droht pikanterweise von einer Organisation, die einen Mitgründer mit Ripple teilt. Jeb McCaleb hat Ripple mit gegründet, schied jedoch 2013 aus. Ein Jahr später gründete er die Bezahlnetzwerk Stellar, das als Stiftung organisiert ist und den internationalen Zahlungsverkehr schneller und günstiger machen will. Die dazugehörige Kryptowährung heist Lumen und ist in den vergangenen Wochen ebenfalls rapide angestiegen. Allein seit dem ersten Januar hat sich der Preis für einen Lumen auf 83 Cent am mehr als verdoppelt.

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