SBBS-Staatsanleihen Brüssel will Eurobonds-Alternative präsentieren

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Wenn staatliche Schuldner wackeln

Wenn staatliche Schuldner wackeln, wird das für die Wirtschaft besonders gefährlich. Denn Banken geben besonders gern den Regierungen ihrer Heimatländer Kredit. Kommt Vater Staat in Zahlungsschwierigkeiten, steckt das schnell die Finanzbranche an. Umgekehrt wird es für die Finanzminister eng, wenn die Banken ihres Landes Probleme bekommen. Investoren fliehen dann schnell in Länder mit vermeintlich sicherer Bonität. Das führt zu der grotesken Situation, dass Deutschland sich zum Nulltarif verschulden kann oder sogar noch negative Zinsen auf seine Staatsschulden kassiert, während andere Länder händeringend nach Gläubigern suchen und finanziell austrocknen.

Genau diese unheilvolle Verbindung zwischen Staat und Finanzmarkt will die EU-Kommission nun kappen. Das Muster erinnert stark an die von Forderungen abgedeckten Wertpapiere, in deren Gepäck sich die Finanzkrise 2008 über den Globus verbreitete. Finanzingenieure haben diese Bauweise erdacht, Ökonomen haben das Muster jetzt auf Staatsanleihen übertragen. Brüssel und das europäische Finanzstabilitätsgremium ESRB fanden Gefallen daran.
In die neuartigen EU-Papiere werden die Staatsanleihen aller Euro-Länder gepackt. Dabei wird das neue Produkt in unterschiedliche Risikoklassen geteilt. Der sichere Teil von 70 Prozent des Nennbetrags bringt nur niedrige Zinsen, der riskantere Teil lockt mit höherer Rendite. Sollten also einzelne Länder als Schuldner ausfallen, verlieren nur die Eigentümer der riskanten Papiere Geld.

Nach dem gleichen Konzept waren die berüchtigten Verbriefungen aus der Finanzkrise aufgebaut. In ihnen steckten zum Beispiel Kredite an Häuslebauer in den USA. Weil viele von ihnen die Schulden bei der Bank oder bei den Hypothekengesellschaften nicht bedienen konnten, verloren dann aber auch die Besitzer der vermeintlich risikoarmen Tranchen Geld – unter ihnen viele Landesbanken aus Deutschland. Sie hatten sich in blindem Vertrauen auf das Qualitätsurteil der Ratingagenturen mit den Papieren eingedeckt.
Die Unterteilung in Risikoklassen findet sich allerdings nicht nur in den Subprime-Papieren aus der Finanzkrise. Auch öffentliche Förderbanken nutzen solche Konstruktionen, um Finanzinvestoren mit unterschiedlichem Risikoprofil für ihre Emissionen zu interessieren. Das von der EU-Kommission ausgerufene Ziel, die Staatsschulden ausgewogener auf unterschiedliche Banken zu verteilen, ließe sich allerdings auch ohne die Risikoabstufung erreichen.

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