
Ein Hauch südfranzösische Sonnenbräune ziert seinen Teint, ein siegesgewisses Lächeln umspielt die Lippen – Thomas Middelhoff versteht es noch immer, die Rolle des erfolgreichen Managers zu spielen. Allein, Middelhoff muss derzeit vor Strafkammern und Richtern performen statt vor Aktionären oder Mitarbeitern. Der frühere Chef des 2009 untergegangenen Handelskonzerns Arcandor (KarstadtQuelle) ist in eine Vielzahl von Gerichtsprozessen und Verfahren involviert.
In Essen steht Middelhoff vor Gericht, weil ihm die Staatsanwaltschaft vorwirft, Arcandor mit Privatflügen auf Konzernkosten einen Schaden von rund einer Million Euro zugefügt zu haben. So soll er unter anderem von seinem Bielefelder Privathaus per Hubschrauber zur Essener Zentrale geflogen sein. Die Staatsanwaltschaft sieht darin Untreue. Middelhoffs Anwalt sprach vor Gericht von „vernünftigem Zeitmanagement“ im Interesse des Unternehmens.
Parallel laufen weitere Ermittlungen rund um den Zusammenbruch des Handelskonzerns. So geht die Staatsanwaltschaft Bochum dem Verdacht der Insolvenzverschleppung durch Middelhoff nach. Deren Kölner Kollegen prüfen den Vorwurf der Beihilfe zur Untreue. Dabei hat ein Beratervertrag zwischen der Privatbank Sal. Oppenheim und Middelhoff das Interesse der Ermittler geweckt.
Zudem hat auch die Staatsanwaltschaft München Middelhoff im Visier. Er soll im Milliardenprozess der Erben des Medienmoguls Leo Kirch falsch ausgesagt haben. Der frühere Top-Manager wies bislang alle Vorwürfe von sich.
Die Prozesse rund um Thomas Middelhoff
In dem am 6. Mai 2014 begonnenen Strafprozess geht es um Untreue in 49 Fällen. Middelhoff soll auf Firmenkosten Flugzeuge für private Zwecke gechartert haben. Middelhoff bestreitet das. Es habe stets einen dienstlichen Anlass gegeben.
Das Ehepaar Middelhoff hat das Bankhaus Sal. Oppenheim auf einen dreistelligen Millionen betrag verklagt. Sie fordern die Rückabwicklung ihrer Beteiligungen au Investmentfonds und die Freigabe von rund 23 Millionen Euro Festgeld, die das Geldinstitut eingefroren hat.
Der Insolvenzverwalter des Arcandor-Konzerns klagt vor dem Oberlandesgericht Hamm gegen Middelhoff und andere ehemalige Arcandor-Vorstände auf Schadenersatz. Das Landgericht Essen hatte 2012 bescheinigt, dass die Manager beim Verkauf eines Warenhauses ihre Pflichten verletzt hatten. Middelhoff fordert im Gegenzug vom Insolvenzverwalter 120 Millionen Euro wegen geschäftsschädigender Handlungen.
Die Staatsanwaltschaft Bochum ermittelt neben dem Verdacht auf Insolvenzverschleppung gegen Middelhoff auch wegen des Verdachts der Untreue im Zusammenhang mit Immobiliengeschäften des Arcandor-Konzerns. Außerdem sollen die damaligen Spitzenmanager zu unrecht Millionenboni bekommen haben. Ermittler aus Köln werfen Middelhoff zudem Beihilfe zur Untreue beim Zusammenbruch des Bankhauses Sal. Oppenheim vor. Middelhoff weist alle Vorwürfe zurück.
Inkasso bei Big T.
Fast noch aufreibender dürften die zivilrechtlich ausgetragenen Fehden sein. So musste „Big T.“ während einer Verhandlungspause in Essen jüngst eine sogenannte Taschenpfändung über sich ergehen lassen. Beraterlegende Roland Berger hatte ihm den Gerichtsvollzieher geschickt. Middelhoff musste in einem Nebenraum seine Taschen öffnen. Da er jedoch nur 72,30 Euro dabeihatte und damit unter der Pfändungsgrenze blieb, zog der Gerichtsvollzieher unverrichteter Dinge davon. „Das ist die moderne Form des Prangers“, beschwerte sich Middelhoff.
Berger fordert von ihm mehr als sechs Millionen Euro. Hintergrund ist eine gemeinsame Beteiligung von Berger und Middelhoff an dem Finanzinvestor BLM in London. Nachdem der BLM-Aktienkurs einbrach, musste Berger bei einer beteiligten Bank weitere Sicherheiten für die Finanzierung stellen und reichte die Forderung anteilig an seinen Kompagnon Middelhoff weiter. Der soll Berger zwar Sachwerte angeboten haben, konnte aber keine ausreichenden Barmittel auftreiben.