US-Notenbank Fed Yellen lässt die Märkte triumphieren

Mit ihrer Zurückhaltung hat Fed-Chefin Janet Yellen die Märkte erfreut, auch der Dax kletterte über 10.000 Punkte. Riskiert die Notenbank damit eine stark steigende Inflation?

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Fed-Chefin Janet Yellen Quelle: AP

Mal abwarten. Nichts überstürzen. So in etwa ließt sich Janet Yellens Rede, welche die Chefin der US-Notenbank Fed am Dienstag in New York hielt. 

Yellen dürfte ihrer behutsamen Geldpolitik treu bleiben. Was sich bereits beim vergangenen Zinsentscheid im März andeutete, wurde von der Notenbankerin nun bestätigt. Die vorsichtige Haltung der Fed bekräftigt den Eindruck zahlreicher Analysten, die US-Notenbank könnte in diesem Jahr nur noch zweimal an der Zinsschraube drehen, und nicht viermal, wie ursprünglich bei der ersten Zinserhöhung im Dezember angekündigt. Das freut zwar zunächst die Finanzmärkte. Es weckt aber gleichzeitig erneut den Eindruck, dass die internationalen Finanzmärkte zu einem der wichtigsten Entscheidungsfaktoren für Yellen werden. 

"Aus den Entwicklungen im Ausland folgt, dass das Erreichen unserer Ziele für Beschäftigung und Inflation wahrscheinlich einen etwas niedrigeren Pfad der Leitzinsen erfordert als im Dezember vorhergesehen." Musik in den Ohren der Märkte. Der Dow Jones kletterte nach Yellens Äußerungen auf ein Jahreshoch, der deutsche Leitindex Dax legte am Mittwoch nach und überstieg erneut die 10.000-Punkte-Marke. Die Anleger hoffen darauf, dass Geld auch in den USA noch lange billig bleibt. 

Auch die Tatsache, dass Yellen erneut betonte, auf Risiken aus dem Ausland zu achten zeigt, wie stark die US-Notenbank das Treiben an den internationalen Finanzmärkten beobachtet. Schon im vergangenen Jahr waren es Börsenbeben in China, welche die Fed von einer früheren Erhöhung der Zinsen abhielten. 

Die Gefahr einer derart marktlastigen Zinspolitik wäre beispielsweise, dass Yellen die Gefahr einer Inflation als zu gering ansieht. Kritiker warnen bereits vor der Gefahr stark steigender Inflationsraten in den USA, unter anderem aufgrund der sehr niedrigen Arbeitslosigkeit von 4,9 Prozent.

Während Marktteilnehmer wie Blackrock oder die Deutsche Bank ihren Kunden bereits anraten, sich auf steigende Inflationsraten vorzubereiten, gibt sich Yellen gelassen. Dabei stieg die Kerninflation im Februar auf 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Yellen stützt ihre Argumentation allerdings auf ein breiter gefasstes Inflationsmaß, welches bei rund einem Prozent notiert. 

Grundsätzlich hat sie etwas mehr Spielraum als beispielsweise Mario Draghi, der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB). Während Europas Notenbank ein Inflationsziel von knapp unter zwei Prozent mit Preisstabilität verknüpft, strebt die Fed im Mittel zwei Prozent an. Yellen hätte also durchaus Spielraum, um den Märkten weiter ihr Futter zu liefern. Je weniger Zinsschritte sie allerdings in diesem Jahr einsetzt, desto eher risikiert sie allerdings ihre Glaubwürdigkeit. 

Dax-Anleger sollten sich ohnehin nicht auf den Fed-Lorbeeren ausruhen. Die Aussagen Yellens haben nicht nur den Leitindex, sondern auch den Euro angetrieben. Lässt sich die US-Notenbank mehr Zeit mit einer Zinserhöhung, hilft das der Gemeinschaftswährung mehr als dem Dollar. Ein starker Euro kann für die exportabhängige deutsche Wirtschaft allerdings schnell vom Segen zum Fluch werden. 

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