Zahlreiche Krisenherde Deutsche Banken senken ihre Dax-Prognosen

Analysten sagen dem Deutschen Aktienindex für 2018 ein deutlich geringeres Wachstum voraus als noch 2017. Weltweit haben die Unsicherheiten zugenommen.

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Frankfurt Die Aussichten für den Dax trüben sich ein. Zunehmende Konjunktursorgen, Spekulationen auf höhere Zinsen und zahlreiche Krisenherde fordern Experten zufolge ihren Tribut. Die Analysten der DZ Bank und der Commerzbank trauen dem wichtigsten deutschen Börsenbarometer deswegen für dieses Jahr weniger zu.

„Seit Jahresbeginn haben sich einige Faktoren schlechter entwickelt als angenommen“, sagt Commerzbank-Marktstratege Andreas Hürkamp. Er sieht den Dax Ende 2018 nun bei 13.500 Punkten statt wie bisher bei 14.000. Bei der DZ Bank wurde die Prognose von 14.000 sogar auf 13.300 Zähler zurückgenommen.

Das würde bedeuten, dass der Auswahlindex im Vergleich zu 2017 kaum vom Fleck kommt. Im vergangenen Jahr legte der Dax, der die Kursentwicklung der 30 größten deutschen börsennotierten Unternehmen abbildet, um 12,5 Prozent zu. Im Januar 2018 erreichte er mit 13.596 Punkten sein vorläufiges Rekordhoch. Seitdem haben die Schwankungen an den Börsen aber deutlich zugenommen.

Die Volatilität hatten viele Experten noch vorhergesehen, nicht aber den eskalierenden Handelsstreit zwischen China und den USA. „Die drohenden Gefahren machen eine Zurückhaltung bei der Investitionstätigkeit von Unternehmen und Staaten wahrscheinlich“, sagt Christian Kahler, Marktanalyst bei der DZ Bank.

Dies werde sich über kurz oder lang auf das Gewinnwachstum der Firmen niederschlagen und besonders die exportstarken Konzerne aus dem Dax belasten. Viele Dax-Firmen hätten nur sehr vorsichtige Ausblicke für 2018 gegeben, weshalb die Commerzbank ihre Gewinnprognosen für die Unternehmen nach unten angepasst habe, fügt Hürkamp hinzu.

Der Anlagestratege Ulrich Stephan von der Deutschen Bank sieht nicht ganz so schwarz: „Wir gehen davon aus, dass die Vernunft siegt und der Handelsstreit glimpflich ablaufen wird.“ Die Gewinne der Dax-Firmen könnten 2018 um fünf Prozent steigen und auch der vergleichsweise starke Euro werde keine größeren Bremsspuren in den Bilanzen hinterlassen.

An dem im November ausgegebenen Dax-Ziel von 14.100 Punkten für Ende 2018 hält Stephan daher fest. Auch die zum Sparkassensektor gehörende DekaBank sieht keinen Anlass, von ihrer Prognose abzurücken. Diese lag jedoch mit 13.500 Zählern bereits unter denen der Konkurrenz.

Ingesamt trauen aber die Experten der öffentlichen Banken dem Dax nach der jüngsten Erholung keine großen Kurssprünge mehr zu. Im Schnitt gehen die Strategen von BayernLB, Dekabank, Helaba, HSH Nordbank, LBBW und NordLB davon aus, dass der Dax nach seinem schwachen ersten Quartal erst binnen Jahresfrist wieder auf dem Niveau seines bisherigen Allzeithochs bei rund 13.560 Zählern notieren wird. Und der Weg dorthin werde holprig sein.

Für viele Anleger unerwartet tauchte auch das Schreckgespenst Inflation wieder auf. Ziehen die Verbraucherpreise an, führt das in der Regel zu steigenden Leitzinsen. Damit werden Aktien für Anleger uninteressanter, weil festverzinsliche Wertpapiere eine höhere Rendite abwerfen. Befeuert wurden die Zinsspekulationen zuletzt von den steigenden Ölpreisen. Ein Fass (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent kostet mit rund 75 Dollar so viel wie seit dreieinhalb Jahren nicht mehr.

Dies schüre Sorgen vor negativen Folgen für die Weltwirtschaft und vor schnelleren Zinsanhebungen der US-Notenbank Fed, so Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. In der Euro-Zone sei die Kerninflation derzeit aber noch moderat und deute nicht auf bald steigende Zinsen hin, fügt Stephan hinzu. Experten zufolge wird die Europäische Zentralbank erst im Herbst 2019 mit Zinsanhebungen beginnen.

Auch die konjunkturelle Entwicklung treibt Börsianern immer mehr Sorgenfalten auf die Stirn. 2017 hätten Daten für die Euro-Zone zum allergrößten Teil noch positiv überrascht, sagt Edgar Walk, Chefvolkswirt bei der Privatbank Metzler. „Seit Jahresanfang hat sich dieses Bild jedoch komplett gewandelt, nahezu jede Konjunkturveröffentlichung enttäuschte.“ Laut Bundesbank drosselte die deutsche Wirtschaft ihr Wachstumstempo zu Jahresbeginn deutlich. Das Plus beim Bruttoinlandsprodukt könne im ersten Vierteljahr „spürbar niedriger ausgefallen sein“ als in den Vorquartalen.

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