Zschabers Börsenblick
Börse: Aktien aus dem Gesundheitssektor Quelle: imago images

Gute Kurse, gute Besserung

Wenn die Börse kränkelt, sollte der Anleger die richtige Medizin haben. Aktien aus dem Gesundheitssektor könnten effektiv wirken. Hier das Rezept dazu.

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Börsenpessimisten kommen in diesen Tagen voll auf ihre Kosten. So schwelt der Handelsstreit weiter, der italienische Haushaltsplan könnte die EU in eine Schieflage bringen und der Brexit ist trotz eines Etappensieges von Großbritanniens Premierministerin May noch lange nicht durch – unter anderem fehlt noch das grüne Licht des Unterhauses zu Mays Vorschlag. Und selbst die verwöhnten Apple-Aktionäre müssen sich derzeit mit etwas beschäftigen, was sie so nicht kennen: eine fallende Notierung.

Inmitten dieser Störfeuer und Krisenherde, trotz an sich starker Konjunkturdaten über das Jahr hinweg, erscheint es nur opportun, sich an der Börse etwas defensiver aufzustellen. Die Kunst dabei ist, solche Branchen aufzuspüren, die von der Konjunktur weniger abhängig sind als das Gros der Industrien. Ein Bereich, der sich von konjunkturellen Zyklen immer wieder abkoppeln kann – und der sich zudem in den vergangenen Monaten besser entwickelt hat als der Gesamtmarkt –, ist der Gesundheitssektor.

Elf Milliarden potenzielle Kunden

Wer ein Engagement in diese Industrie als ausschließliches Kriseninvestment sieht, irrt aber. Auch und gerade unter langfristigen Aspekten ist Healthcare, wie es neudeutsch heißt, eine der attraktivsten Branchen. Hier spielen gleich mehrere übergeordnete, globale Einflussfaktoren eine Rolle. Das Bevölkerungswachstum auf der Erde ist einer davon. Wenn sich, wie es eine Prognose der Vereinten Nationen besagt, im Jahr 2100 mehr als elf Milliarden Menschen den Planeten teilen, muss deren Gesundheit gewährleistet sein – und die Versorgung mit entsprechenden Medikamenten. Angesichts eines stetig steigenden Lebensalters nimmt dabei zwar vor allem der Bedarf an Mitteln für die ältere Generation zu. Doch angesichts eines wachsenden Wohlstandes der Emerging Markets, der in den Schwellenländern zunehmend Zivilisationskrankheiten schon bei den Jüngeren mit sich bringt, ist dort mittlerweile ebenfalls eine immense Nachfrage nach Präparaten gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes zu verzeichnen.

Die Demografie stellt aber nicht den einzigen Aspekt dar, der der Gesundheitsbranche Chancen bietet. Spezialmedizin etwa ist solch ein Bereich. Ihr Anteil an den globalen Ausgaben für Medizin ist laut Zahlen der Marktforscher von IQVIA von 19 Prozent im Jahr 2007 auf 32 Prozent im Jahr 2017 angestiegen, Tendenz weiter zunehmend. Der Bereich Spezialmedizin umfasst Medizin abseits handelsüblicher Kopfschmerztabletten – also etwa Präparate, die chronische, komplexe oder seltene Krankheiten bekämpfen. Zudem gibt es auch im Gesundheitsbereich so etwas wie Trends. So mag man zu Cannabis oder Homöopathie stehen, wie man will – Fakt ist, dass beides im internationalen Gesundheitsmarkt für Bewegung in Form neuer Impulse sorgt.

Viele Profiteure

Ein Vorteil des Gesundheitssektors für Börsianer ist, dass er chancenreich auf mehreren Ebenen ist: Neben den Schwergewichten der Branche, den Pharmagiganten, gibt es auch kleinere Biotech-Schmieden, die zukunftsträchtige Wirkstoffe und Präparate in der Pipeline haben. Auch der Markt für Generika, also günstigere Nachahmerpräparate, ist ein durchaus interessanter. Risiken wie einem brutalen Preiskampf steht das Umfeld eines wachsenden Kostendrucks gegenüber, ein gewichtiges Argument für Generika.

Die soliden und vergleichsweise risikoarmen Erträge der Pharmariesen und der Generikaproduzenten sowie die höheren Renditen innovativer Biotech-Unternehmen – der Healthcare-Sektor bietet Börsianern eine gute Mischung für ein langfristig ausgerichtetes Anlageportfolio. Wer die im Sinne der Diversifikation notwendige Selektion nicht selbst vornehmen will, ist mit einem ETF auf den Index Stoxx 600 Health Care gut bedient. Und verschafft seinem Depot in verschnupften Börsenzeiten ein gewisses Maß an Linderung.

Aber Achtung, die Schnupfenzeit könnte auch bald wieder vorbei sein – will heißen, die Märkte könnten wieder gesunden. Da gilt es dann besonders bei zukünftigen Aktieninvestitionen auf die Qualität in den Geschäftsmodellen zu achten. Die Unternehmen brauchen eine starke Wettbewerbsposition sowie eine hohen Marktdurchdringung in den Absatzmärkten. Also gilt es, den Beipackzettel zu lesen und bei der Auswahl seiner Investments zu berücksichtigen.

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