Zschabers Börsenblick
Wasseraufbereitungsstation Ossemeersen, Luftbild, Belgien Quelle: imago images

Stilles Wasser, ganz tief

Im Zuge rasant steigender Preise für Gas und Öl gerät Wasser an den Börsen in den Hintergrund. Zu Unrecht, denn auch die Bedeutung von Wasser als Rohstoff wird in den kommenden Jahrzehnten drastisch zunehmen.

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An und für sich kann keine Rede davon sein, dass die Öffentlichkeit die Augen vor dem aktuellen Wassernotstand verschließen würde. So ist bereits mehrfach in den Medien davon berichtet worden, dass der Sommer 2022 der trockenste seit Menschengedenken gewesen ist. Zwar gab es keine neuen Temperaturrekorde. Doch das anhaltende Ausbleiben von Niederschlägen hat die Böden ausgedörrt. Ein Blick auf die Flusspegel zwischen Kiel und Konstanz zeigt einmal mehr, dass der Klimawandel längst in Deutschland angekommen ist.
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Auch wenn sich der Bürger und die Bürgerin des Ausmaßes der Entwicklung bewusst sind, steht Wasser in der aktuellen Diskussion um Rohstoffe in den Medien und am Kapitalmarkt im Vergleich etwa zu Gas und Öl eher im Abseits. Das hat zum einen den Grund, dass die Preise von Gas und Öl rasant in die Höhe geschossen sind und Wasser demgegenüber vergleichsweise günstig ist. Zum anderen gibt es speziell für die Börse eine weitere Erklärung: Vor allem in unsicheren Zeiten wie den jetzigen neigen Anleger dazu, langfristig intakte Wachstumstrends, die im Schatten von Krisenherden nicht so sehr im Mittelpunkt stehen, aus den Augen zu verlieren. Und Krisenherde gibt es derzeit ja vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs, der anhaltenden Lieferkettenproblematik und der damit zusammenhängenden Implikationen zur Genüge.

Nun wäre es von Anlegern aber fahrlässig, Wasser als Megatrend an der Börse zu vernachlässigen und die Wasserbranche zu ignorieren. Sie dürfte schließlich nicht zuletzt angesichts des erwähnten fortschreitenden Klimawandels sukzessive an Bedeutung gewinnen. Die steigende Weltbevölkerung, der zunehmende Wohlstand der Schwellenstaaten und die dringend erforderlichen Modernisierungsarbeiten der Wasserinfrastruktur in den Industrie- und Schwellenstaaten sind einige der Gründe, weshalb Unternehmen aus dem Bereich Wasseraufbereitung und -versorgung vor allem mittel- bis langfristig attraktive Renditechancen bieten.

Aufbereitung von Wasser in Trinkwasserqualität ist dabei zwar nur ein Bereich – wenn auch der für den Endverbraucher naheliegendste und daher mit der vermeintlich größten Bedeutung –, doch Durst ist nicht der einzige Grund, warum Menschen Wasser brauchen. In Deutschland sind nahezu alle relevanten Industrien auf Wasser angewiesen, von der Agrarbranche über die Energieversorgung bis hin zum verarbeitenden Gewerbe. Jüngst hat das Statistische Bundesamt gemeldet, dass im Jahr 2019 allein rund 85 Prozent der Wassernutzung hierzulande auf die Kühlung von Produktions- und Stromerzeugungsanlagen entfielen.

Wasser wird aber gerade in weniger entwickelten Ländern vor allem auch in der Landwirtschaft benötigt, gerade dort ist eine viel effizientere Nutzung vonnöten. Da vor dem Hintergrund des Klimawandels die Verfügbarkeit von Oberflächenwasser drastisch zurückgeht, nimmt etwa die Bedeutung von Grundwasserbewirtschaftung zu – sie könnte etwa der Landwirtschaft in Afrika entscheidende Impulse verleihen.

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In ihrem Weltwasserbericht stellten die UN 2021 fest, dass der weltweite Wasserverbrauch um rund ein Prozent pro Jahr steigt. Das hört sich nicht vielleicht spektakulär an. Doch vor dem Hintergrund, dass auch Wasser ein endliches Gut auf dem Planeten ist, ist von seinem langfristig zunehmenden Wert auszugehen. Auch wenn das Thema also im aktuellen politischen Kontext nicht ganz so akut erscheint wie Gas oder Öl, dürfte am langfristigen Bedarf an Wasser kein Zweifel bestehen – und daher sollte diese Branche Investoren ein Blick wert sein. Da die Industrie der Wasseraufbereitung und -versorgung aber mitunter eine technologisch anspruchsvolle ist, sollten Privatanleger die Auswahl von Einzeltiteln Profis überlassen und selbst in einen breit gestreuten Index von Anbietern der Branche investieren, beispielsweise über einen ETF auf den Wasser-Index S&P Global Water oder aber den Investmentfonds Pictet Water.
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