Direktbanken im Vergleich Das günstigste Online-Banking

Wie Sie die passende Direktbank finden, welche die besten Online-Konditionen haben und was die von einigen Banken neu eingeführte Beratung gegen Honorar für Anleger bringt.

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Direktbanken: Internetkunden sollten auf gute Beratung nicht verzichten Quelle: Fotolia

"Bitte haben Sie noch einen Augenblick Geduld, unsere Mitarbeiter sind derzeit alle im Gespräch." Wer Kunde einer Direktbank ist, kennt diesen Satz. Callcenter sind in Deutschland zwar in etwa so beliebt wie Schweinegrippe-Viren. Aber das hat in den vergangenen zehn Jahren rund 15 Millionen Deutsche nicht daran gehindert, ihre Bankgeschäfte größtenteils von der Filiale um die Ecke ins Internet zu verlegen.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Im Vergleich zu Filialbanken sind die Kosten für Aktien- und Anleihehandel im Schnitt um mehr als die Hälfte günstiger. Innovative, kundenfreundliche Produkte wie Fonds mit reduziertem Ausgabeaufschlag und Sparpläne sind nicht die Ausnahme, sondern Standard. Auch Depotgebühren zahlen die Direktbankkunden kaum. Hinzu kommen bequeme Handelszeiten bis in die späten Abendstunden und noch immer relativ attraktive Zinsen aufs Ersparte.

Verschwunden sind allerdings die üppigen Lockangebote, mit denen die Banken neue Kunden werben wollten. "Kampfzinsen bis zu 5,5 Prozent für täglich verfügbare Einlagen oder Aktienhandel für 4,95 Euro kann keine Bank der Welt auf Dauer kostendeckend anbieten“, sagt Peer Teske, Chef der Netbank. Die Angebote der Online-Banken nähern sich einander an. „Auch größere Bewegung bei den Handels- und Depotgebühren gibt es kaum noch“, sagt David Ernsting vom Marktbeobachter Brokertest.de, „die hingen stets zusammen mit dem Markteintritt oder -austritt eines großen Anbieters wie der Advance Bank.“ Die aber gab es in den letzten Jahren nicht mehr – der Markt ist verteilt.

Sehr unterschiedliches Dienstleistungsangebot

Unterschiede gibt es aber sehr wohl noch im Detail – und auch die können ins Geld gehen. So bieten einige Internet-Banken zum Beispiel attraktive Tagesgeldzinsen, dafür aber keinen Aktienhandel im Ausland oder außerhalb der regulären Börsen; wer darauf Wert legt, braucht eine zweite Bank. Andere haben oft eine große Auswahl an Sparplänen, günstigen Fonds und ausländischen Börsenplätzen im Angebot, langen dafür aber bei den Depot- und Odergebühren zu.

„Kunden sollten sich zunächst einen nüchternen Überblick über ihr bisheriges Anlageverhalten verschaffen und dann prüfen, welcher Anbieter am besten zu ihnen passt“, sagt Christof Innig, Bankenexperte der Unternehmensberatung Accenture. Wer viel auf eigene Faust mit Aktien handelt, auf Beratung aber verzichten kann, der fährt mit einem reinrassigen Discountbroker wie Sino oder E-Trade am besten. Schon bei einem Dutzend Wertpapierorders pro Monat summieren sich die Ersparnisse im Vergleich zu relativ teuren Anbietern wie CortalConsors oder Comdirect auf Hunderte Euro im Jahr.

Wer hingegen Sparpläne und Fonds in den eigenen Vermögensaufbau ebenso mit einbeziehen möchte wie Tages- oder Festgeld, kommt bei den Billigbrokern nicht weit; solche Anleger eröffnen besser ein Depot bei einem der sechs Allrounder in der Tabelle. Und wer ohnehin kaum mit exotischen Aktien handeln will, dafür aber Wert auf günstige Konditionen für klassische Bankdienstleistungen wie Girokonto oder Tagesgeldzinsen legt, den könnten die abgespeckten Angebote der ING-DiBa oder der Netbank überzeugen.

Mehrere Direktbanken bieten neuerdings unabhängige Honorarberatung an: Dabei zahlt der Kunde eine pauschale Gebühr; dafür bekommt er alle Provisionen, die sonst die Bank in die eigene Tasche stecken würde, gutgeschrieben. Auf lange Sicht dürften Anleger damit besser fahren als mit dem herkömmlichen, provisionsbasierten Modell. Die im klassischen Modell an die Bank und deren Partner fließenden Gebühren sind häufig höher als die Kosten der Honorarberatung. Und den unvermeidlichen Interessenkonflikt des Provisionsberaters, der dem Kunden im Zweifel nicht das beste Produkt, sondern das mit der üppigsten Provision verkaufen muss, kennt der Honorarberater nicht.

„Die Praxis der Provisionsberatung in den Filialbanken und Sparkassen hat viele Anleger nachhaltig enttäuscht“, sagt Innig, „gerade in der Finanzkrise sind viele aufgewacht. Insofern ist Potenzial für die Honorarberatung da.“ Die Online-Banken hätten einen Startvorteil im sich wandelnden Markt, so der Experte, „denn durch ihre schlanken Strukturen können sie die entsprechenden Projekte viel schneller umsetzen und flächendeckend erproben, als ein Institut, das tausende Berater umschulen muss“.

Honorarberatung auf dem Vormarsch

Aber was taugen die neuen Angebote? Werden Online-Kunden wirklich unabhängig und kompetent beraten? "Individuelle Expertenberatung auf höchstem Niveau“, verspricht zum Beispiel CortalConsors. „Beratung nach Maß“, gelobt die Comdirect. Beim Konkurrenten DAB nutzen nach eigenen Angaben schon 6000 Kunden die Beratung.

Noch sind die Projekte jung und die Erfahrungswerte entsprechend dürftig. Eines vorweg: Die Direktbanken bieten nur telefonische Beratung und E-Mail-Ratschläge an. Wer seinem Berater in die Augen schauen will, muss sich anderswo umsehen. Lediglich Consors unterhält noch eine Filiale in Nürnberg. Konkurrent Comdirect schloss erst im Dezember die letzten 17 der einst 32 Filialen.

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