Finanzmarkt Wie BlackRock von der großen Krise profitierte

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»Das sind keine Cowboys«, sagt der Leiter der Investor-Relations-Abteilung eines Dax-Konzerns, der nicht namentlich zitiert werden möchte. »Das sind auch keine aktivistischen Investoren, die etwas grundsätzlich verändern wollen.« Wohl aber seien es selbstbewusste Leute, die persönlich informiert werden wollten und ihre Meinung sagten. Sie versuchten andererseits nicht, gegenüber anderen Großinvestoren bevorzugt behandelt zu werden.

BlackRock will sich auch von den Investmentbankern absetzen. Anders als diese handeln und kaufen BlackRock-Mitarbeiter nie auf eigene Rechnung. So schließen sie aus, dass BlackRock gegen die eigenen Kunden wettet – nicht wie die Banker, die mit ihrem eigenen Kapital engagiert sind und sich potenziell an den Verlusten ihrer Kunden bereichern können. »Wir sind ausschließlich Vermögensverwalter für unsere Anleger. Deshalb kann es keine Interessenkonflikte mit Kunden geben«, sagt James Charrington, der in London BlackRocks Europageschäft leitet. Soll heißen: Wir sind das Gegenteil von Goldman Sachs, jener Investmentbank, die zum Inbild der Wall-Street-Abzocke wurde.

Kaum eine Rettungsaktion ließ Fink aus

Doch nicht alle teilen diese Auffassung. Der Marktexperte James Bianco sieht durchaus Interessenkonflikte im Geschäftsmodell. »BlackRock stellt Preise und Bewertungen für Vermögenswerte – gleichzeitig wird der Erfolg seiner Geldmanager unter anderem an diesen Preisen gemessen«, sagt er. BlackRock versichert, dass die verschiedenen Abteilungen – Analysten auf der einen und Fondsmanager auf der anderen Seite – getrennt arbeiteten und ein Austausch nicht stattfinde. »Wegen eines um ein paar Prozentpunkte besseren Ergebnisses unseren Ruf zu ruinieren wäre doch absurd«, sagt Charrington.

Am heftigsten ist BlackRock ausgerechnet wegen des Einsatzes für die US-Regierung in die Kritik geraten. Kaum eine Rettungsaktion, bei der Fink und Co. nicht mit von der Partie waren. Nach den Aufträgen in Sachen Bear Stearns und AIG folgten weitere: BlackRock half den US-Notenbankern bei ihren Milliardendeals mit Hypothekenpapieren und beriet sie beim Einstieg bei der Citigroup. Experten von BlackRock wurden angeheuert, um die öffentlich-rechtlichen Hypothekengiganten Fannie Mae und Freddie Mac unter die Lupe zu nehmen. Mehrere Aufträge erhielt das Unternehmen ohne öffentliche Ausschreibung.

Die brisante Frage dabei: Darf ein Unternehmen, das in öffentlichem Auftrag notleidende Vermögenswerte zum bestmöglichen Preis verkaufen soll, dieselben Vermögenswerte im Auftrag seiner privaten Kunden erwerben? »Sie haben Zugang zu all den Informationen, wann und für wie viel die Fed verkaufen will, und sie haben diese Verbindungen rund um den Globus – der potenzielle Interessenkonflikt ist groß, und es ist schwierig zu überwachen«, monierte Charles Grassley, Senator aus Iowa und Mitglied des Finanzausschusses, bei einer Anhörung. BlackRock versichert, alles Notwendige getan zu haben, um auszuschließen, dass aus Insiderwissen Kapital geschlagen werden kann.

Das Erfolgsprodukt geriet ins Visier der Kritiker

Fest steht: Für Finks Firma wurden die dunkelsten Stunden der Finanzbranche zur ergiebigen Einkommensquelle – auf Steuerzahlers Risiko und dessen Kosten. »BlackRock gehört zu den großen Gewinnern der Rettungsaktion«, sagt Michael Smallberg vom Project on Government Oversight, einer unabhängigen Organisation in Washington, die der Regierung auf die Finger schaut. Allein für die Abwicklung der Portfolios bei Bear Stearns und AIG erhält BlackRock mindestens 180 Millionen Dollar. Weder BlackRock noch die US-Notenbank wollen sich dazu äußern.

Andererseits wäre wohl niemand anders in der Lage gewesen, auf die Schnelle diese Aufgabe zu übernehmen, wie der Manager einer internationalen Großbank sagt. »Niemand hatte oder hat Larry Finks Expertise.«

BlackRocks Erfolgsprodukt auf der Anlageseite, die ETFs, ist in den vergangenen Monaten ebenfalls ins Visier von Kritikern geraten. »Günstig, transparent und einfach«, wirbt BlackRock für iShares. Das mag aus Sicht eines einzelnen Anteilseigners so sein. Doch die börsennotierten Fonds sind keineswegs simpel. Es handelt sich letztlich um Derivate, deren Wert sich aus den jeweils zugrunde liegenden Aktien ableitet – so wie der Wert der inzwischen berüchtigten Hypothekenpapiere auf den ursprünglichen Darlehen basiert.

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