Geldanlage Global
Private Equity, also Unternehmensbeteiligungen abseits der Börse, können ein Weg zu höheren Anlagerenditen sein, sind allerdings mit höheren Risiken und einigen Nachteilen verbunden. Quelle: imago images

Renditechancen abseits der Börsen

Quelle: PR
Maximilian Kunkel Chief Investment Officer, UBS Wealth Management Germany & Global Family Office Zur Kolumnen-Übersicht: Geldanlage global

Aktienanleger haben oft nur Unternehmen im Blickwinkel, die an öffentlich zugänglichen Börsen notiert sind. Doch es gibt mehr. Private Equity ermöglicht Zugang zu Anlagechancen abseits der Börsen.

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Ein Beispiel macht deutlich, worum es hier geht: Nehmen Sie sich doch bei Ihrer nächsten Fahrt mit einem Intercity-Zug folgendes vor: Schreiben Sie sämtliche Namen von Firmenschildern, die sie an vorbeziehenden Häuserzeilen erkennen können, auf. Rufen Sie nach Ankunft an Ihrem Ziel Ihre Bankkundenberaterin oder Ihren -berater an und sagen Sie, sie möchten schön breit diversifiziert in die Liste von Firmen, die Sie sich auf Ihrer Zugfahrt notiert haben, investieren.

Sie werden dann wohl nach ein paar Abklärungen als Antwort in etwa Folgendes hören: „Es tut uns leid, wir können Ihnen lediglich von vier der achtzig Unternehmen, die Sie auf Ihrer Liste hatten, Aktien für Ihr Depot kaufen“.

Diese Firmen machen aber nur einen Bruchteil aller Unternehmen in einer Volkswirtschaft aus. Allein in Deutschland gibt es über drei Millionen Unternehmen, wovon aber nur grob 450 an der Börse kotiert sind. Und es sind naturgemäß vor allem jene Unternehmen, die bereits einen erfolgreichen Weg hinter sich haben, groß geworden sind und aufgrund wachsenden Kapitalbedarfs den Gang an die Börse vollzogen haben. Es sind aber auch eher jene Unternehmen, die sich bereits in einer späteren Phase ihres Lebenszyklus befinden und tendenziell in gesättigten Märkten mit beschränktem Wachstumspotenzial agieren.

Auch in wachstumsstärkeren Branchen lohnt sich ein Blick abseits der Börsen. Gemäß dem Datenanbieter Pitchbook sind beispielsweise gerade einmal zwei Prozent aller Technologieunternehmen weltweit an der Börse notiert. Zusätzlich bleiben Unternehmen länger für Aktienmarktanleger unzugänglich. Gemäß Studien der Universität von Florida waren 1999 Tech-Unternehmen noch durchschnittlich fünf Jahre alt, bevor sie an die Börse gingen. 2021 waren sie bereits durchschnittlich elf Jahre alt und erlebten somit einen großen Teil des frühen Wachstums außerhalb der Börse.

Hinzu kommt, dass die Anzahl Unternehmen, die an öffentlichen Börsen kotiert sind, über die Jahre stetig gesunken ist. Speziell in den USA ist dieses Phänomen ausgeprägt, hat sich doch die Anzahl börsennotierter Unternehmen seit dem Höhepunkt Mitte der neunziger Jahre fast halbiert.

Wer also in kleinere, innovative und schnell wachsende Unternehmen investieren will, die (noch) nicht oder nicht mehr an einer Börse notiert sind, begibt sich in den Bereich von außerbörslich gehandeltem Beteiligungskapital (Private Equity). Private-Equity-Fonds investieren in der Regel in kleinere Unternehmen in verschiedenen Stadien im Unternehmenszyklus, von Start-ups (Venture-Capital-Strategien) bis zu ausgereifteren Turnaround-Firmen (Buyout-Fonds).

In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Rolle von Private Equity in den Portfolios von Anlegern grundsätzlich verändert. Noch vor einigen Jahren wurde die Anlageklasse hauptsächlich als Nischenallokation angesehen. Doch mittlerweile betrachten Anleger mit der nötigen Kenntnis und Erfahrung eine strategische Beimischung zunehmend als Möglichkeit, angesichts der anhaltend tiefen Zinsen ihre Renditen zu verbessern und Chancen zu nutzen, die nicht über börsennotierte Aktien zugänglich sind.

von Heike Schwerdtfeger, Frank Doll

Private Equity zur Verbesserung der Rendite

Innerhalb von zehn Jahren hat sich das Volumen der Private-Equity-Branche verdreifacht. 2021 investierten Finanzinvestoren mehr denn je in Unternehmenskäufe. Die rekordhohen Transaktionsvolumen haben das Wachstum an nicht-investiertem Kapital der Branche verlangsamt. Absolut liegen diese Investitionsreserven jedoch auf einem Rekordniveau. Dies erhöht zwar in Augen vieler den Anlagedruck, jedoch zeigt ein Vergleich mit der Marktkapitalisierung des Aktienmarktes oder des gesamten verwalteten Vermögens der Private Equity Branche, dass dieser „dry powder“ im Verhältnis eher am unteren Ende der historischen Bandbreite liegt.

Mit Blick auf die künftige Entwicklung erwarte ich, dass Portfolios mit sinnvoll diversifizierten Private Equity Allokationen höhere Renditen abwerfen als traditionelle Portfolios, die keine solchen Alternativen Anlageklassen berücksichtigen. Zudem dürften sich die ausgewiesene Volatilität und die Wahrscheinlichkeit niedriger Renditen bei solchen Portfolios verringern.

Die wesentlichen Werttreiber, die bei Private Equity-Investments zu langfristig attraktiven Renditen führen, sind einerseits die Übernahme von signifikanten oder kontrollierenden Beteiligungen, mit denen der Manager strategische oder betriebliche Veränderungen bewirken und damit direkt zur Wertschöpfung im Unternehmen beitragen kann. Andererseits werden häufig Fremdmittel eingesetzt, um die Renditen zu steigern.

Im Gegensatz zu den 1980er-Jahren verlassen sich Private Equity Manager im Allgemeinen deutlich weniger auf ihre finanztechnische Trickkiste und konzentrieren sich stattdessen verstärkt auf die Wertschöpfung durch operative Verbesserung in den investierten Firmen, um Erträge zu generieren. Vor allem im Zuge der restriktiveren Geldpolitik ist es jedoch umso wichtiger, solche unternehmerisch orientierten Manager zu bevorzugen.

Börsengänge sind eine Möglichkeit für Private Equity Manager, ihre Beteiligungen zu veräußern. Die aktuellen Unsicherheiten haben das Umfeld für Börsengänge erschwert. Dies kann sich in manchen Fällen negativ auf die Ausstiegspläne von Private Equity Beteiligungen auswirken. Jedoch gilt zu beachten, dass gemäß Daten von Pitchbook über die vergangenen fünfzehn Jahre nur grob zehn Prozent aller deal exits in den USA über Börsengänge durchgeführt wurden.

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Die größte Herausforderung einer Private-Equity-Anlage ist häufig die Illiquidität, ist doch das eingesetzte Kapital in der Regel für mindestens zehn Jahre gebunden. Somit erfolgt ein Private-Equity-Engagement idealerweise nach einer sorgfältigen Planung der längerfristigen Liquiditäts- und Finanzierungsbedürfnisse im Rahmen eines Vermögensplans.

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