Hauptversammlung von Berkshire Hathaway Anleger, ignoriert endlich Warren Buffett!

Eine nach Warren Buffett modellierte Spielzeugfigur bei der diesjährigen Hauptversammlung von Buffetts Holding Berkshire Hathaway. Quelle: AP

Der Star-Investor Warren Buffett bekommt viel Aufmerksamkeit von Börsianern. Warum nur? Privatanleger können die Strategie des Star-Investors nicht kopieren. Ein Kommentar.

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In dem Film „Margin Call – Der große Crash“, der die Ereignisse rund um den Fall der Investmentbank Lehman Brothers nacherzählt, erklärt der Vorstandschef der Bank: Man müsse am Markt entweder der Erste sein, oder der Cleverste, oder man müsse betrügen. Nur so schaffe man es ganz nach oben. Versteht man den Punkt mit dem Betrügen deskriptiv und nicht als Aufforderung, muss man sagen: Der Mann hat recht (auch wenn seine Bank den Bach runtergeht).

Kaum einer weiß das so gut wie Warren Buffett. Der 92-jährige Star-Investor war in vielerlei Hinsicht der Erste, stieg bei zahlreichen Unternehmen früh ein. Und er war oft – wenn auch nicht immer – der Cleverste, sah Chancen, wo andere blind waren. (Betrogen hat er, nach allem, was man weiß, nicht.)

Weil Buffett so zu einem der reichsten Menschen der Welt geworden ist, pilgerten am vergangenen Wochenende mal wieder Anlegermassen nach Omaha, Nebraska. Dort hielten Buffett und sein 99-jähriger Kompagnon Charlie Munger die jährliche Hauptversammlung (HV) ihrer Holding Berkshire Hathaway ab. Die gleicht inzwischen eher einem Volksfest – und steht damit im krassen Gegensatz zu den sterilen virtuellen Hauptversammlungen vieler Dax-Konzerne. Während sich deren Chefs teils hinter einer Kamera vor den Fragen kritischer Aktionäre verstecken, stehen Buffett und Munger den Aktionären stundenlang Rede und Antwort.

The Winner takes it all

Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn Anleger wenigstens einmal im Leben das „Woodstock für Aktionäre“ erlebt haben wollen, oder wenn sie gebannt dem Livestream folgen. Bedenklich ist hingegen, wenn Kleinanleger von der HV etwas für ihre eigene Anlagestrategie mitnehmen wollen. Oder aus den Unterlagen, die Berkshire für jedes Quartal bei der US-Börsenaufsicht SEC einreichen muss. Oder aus Interviews, die das „Orakel von Omaha“ gibt.

Buffett steht heute nicht dort, wo er steht, weil er großzügig Anlageratschläge verteilt. Sondern weil er oft der Erste war, und manchmal der Cleverste. Der Investor kaufte mit elf seine ersten Aktien, hatte mit 30 seine erste Million beisammen, übersprang mit nicht einmal 60 Jahren die Hürde zum Milliardär. Seine Anlagestrategie fußt in weiten Teilen darauf, eine hohe Cash-Quote zu halten und in günstigen Momenten zuzuschlagen.

Privatanleger könnten diese Strategie nicht einmal kopieren, wenn sie über dieselben Informationen verfügten wie Buffett. Und Letzteres tun sie nicht, nie – auch nicht, wenn sie der Berkshire-HV folgen oder die von Buffett bei der Börsenaufsicht eingereichten Unterlagen studieren. Der Investor ist immer früher dran. Zwar investiert Buffett in der Regel langfristig. Bloß: Das nützt Anlegern nichts, wenn sie später und zu höheren Preisen einsteigen als er.

Oder wenn der Investor doch mal kurzfristig justiert – wie im Frühjahr, als er überraschend seinen Anteil am Chiphersteller Taiwan Semiconductor rasierte. Wer nachziehen wollte, verkaufte zu schlechteren Preisen. Buffetts Deal hatte den Kurs der Aktie auf Talfahrt geschickt.

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Ja: Buffetts Ansatz, gute Aktien billig zu kaufen, ist durchaus nachahmenswert. Und die Berkshire-HV ist allemal unterhaltsam. Privatanleger sollten ihre Investmentstrategie aber nicht danach ausrichten, was der Star-Investor im Börsenalltag sagt oder tut.

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