Nachfrage gestiegen Warum sich Goldschmuck in Krisenzeiten bestens verkauft

Goldschmuck verkauft sich gut in Krisenzeiten. Quelle: Getty Images

Die hohe Inflation nagt am Wohlstand der Deutschen, aber für Goldschmuck geben viele Menschen jetzt erst recht gern Geld aus. Was dahinter steckt – und was es für die Schmuckbranche bedeutet, wenn der Goldpreis steigt.

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Im Laden von Schmuckdesignerin Ariane Ernst hat jede Kette und jeder Ring eine Geschichte. Mit der „Fahrradkette“, bestehend aus ovalen Kettengliedern aus 750er Gold, ist Ernst bekannt geworden. Die Panzerkette „Tank“ soll mit ihrem Träger oder ihrer Trägerin durch dick und dünn gehen, so steht es jedenfalls auf der Glasplatte, auf der die Kette im Schaufenster in Düsseldorf-Bilk liegt. Wer genug Geld mitbringt, kann gleich mehrere Ketten kaufen und sie übereinander tragen – „Layering“ ist heutzutage angesagt.

Das Geld für Goldschmuck sitzt bei vielen Kunden locker. Selbst Jüngere gönnen sich hochwertige Ringe und Ketten aus dem gelben Metall; in Sachen Beliebtheit hat es das kühle Silber abgelöst. Ausgerechnet jetzt: Die Inflation hat die Lebenshaltungskosten deutlich in die Höhe getrieben, bei vielen Deutschen hat sich die finanzielle Situation verschlechtert. Trotzdem leisten sich die Menschen Goldschmuck. Wie passt das zusammen? Gold befriedigt ein Bedürfnis nach Stabilität, mutmaßt Designerin Ariane Ernst. „Goldschmuck durchlebt die Zeit. Das ist nicht wie eine Handtasche oder Schuhe, die man irgendwann nicht mehr trägt.“ Jüngere sparten heute oft lieber auf ein teures Schmuckstück, als sich mit billigem Modeschmuck zu behängen.

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Wer heute zu Ariane Ernst kommt, sucht entweder etwas Kleines für weniger als 100 Euro – oder ist bereit, mehr als 1000 Euro auf den Tisch zu legen. Viele Kundinnen und Kunden wollen sich etwas gönnen, hat die 37-Jährige festgestellt. Auch jetzt. Vielleicht: Jetzt erst recht.

„Die Leute wollen sich etwas leisten“

Juwelier Ludwig Morawitz in der Düsseldorfer Altstadt macht dieser Tage ähnliche Erfahrungen. Sonderangebote und Billig-Bling-Bling bekommt man bei ihm nicht. Es kommt noch nicht einmal jeder einfach so hinein in sein Geschäft: Erst heißt es klingeln. Öffnet Morawitz, können Kunden edlen Goldschmuck in Glasvitrinen bewundern. Einige Stücke präsentiert der Juwelier nur auf Nachfrage. Wenn Morawitz seinen aktuellen Bestseller zeigen will, schiebt er zuerst eine grün getönte Milchglasscheibe zur Seite. Dann öffnet er eine der Schranktüren, hinter der sich viele kleine Schubladen verbergen. Darin: Goldketten, Ringe und Armbänder.

Fragt man Morawitz nach aktuellen Trends im Schmucksegment, weicht er aus. Der Juwelier ist offensichtlich kein Freund schnelllebiger Moden. Er spricht er lieber über die „Grundausstattung“, zu der er jeder Frau rät und die seit einiger Zeit wieder häufiger über seine Theke wandert. Dazu gehört eine feine Goldkette mit einem Solitär, einem einzelnen Brillanten, begleitet von in Gold gefassten Brillantsteckern. „Die Leute wollen sich etwas leisten“, sagt auch Morawitz. „Die Zeiten sind anstrengend, da möchten sie sich eine Freude machen.“

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Und die darf auch mal etwas größer sein. Eine Kundin habe sich gleich sieben Ohrstecker aus Gelbgold, Weißgold und mit Brillanten besetzt gewünscht, erzählt Morawitz. Ein Bestseller bei Männern ist die „Königskette“, eine massive Kette mit viereckigen ineinander gebogenen Gliedern, die ab 3000 Euro zu haben ist.

Steigender Goldpreis: Aus weniger wird mehr

Etwas ausgefallener ist das Angebot von Designerin Gisa Golpira. Die Inspiration für ihren Goldschmuck stammt aus Golpiras Kindheit: Ihre Mutter ist Goldgräberin; die ersten Jahre ihres Lebens verbrachte Golpira gemeinsam mit ihrer Mutter im peruanischen Regenwald auf der Suche nach Reichtum. Als sie schließlich zur Schule gehen musste und zurück in die Zivilisation zog, schenkte ihre Mutter ihr zum Abschied ein echtes Goldnugget an einer Kette. Im Laufe der Jahre wurde Golpira, die eigentlich Modemanagement studiert hat, immer wieder nach ihrem außergewöhnlichen Anhänger gefragt. So kam ihr 2013 die Idee, die Marke Golpira ins Leben zu rufen und Goldnuggets an Ketten zu verkaufen. Sie wusste: Die Nachfrage ist da.

Goldnuggets sind so selten, dass sie für einen fünfmal höheren Preis gehandelt werden als eingeschmolzenes Gold. Golpira belässt sie in ihrer ursprünglichen Form mit Ecken und Kanten. In manchen Nuggets steckt auch noch ein bisschen Quarz oder Erz. Das gehört dazu, findet die Designerin: „Die Imperfektion ist das, was ein Nugget perfekt macht.“ Golpira freut sich besonders über Kundinnen, die eigentlich gar keinen Schmuck tragen, sich aber trotzdem für ihre Kette entscheiden. Auch Männer zählen zu ihren Kunden.

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Der Goldpreis könnte im laufenden Jahr deutlich anziehen. Die Folgen für Goldschmuck wären zweigeteilt, sagt Andreas Gut, Goldschmied und Professor für Schmuck an der Designhochschule Pforzheim: „Bei hohem Goldpreis wird es schnell teuer. Dann muss man filigraner arbeiten und Designs clever einsetzen, um auch weniger Material in Szene zu setzen.“ Auf der anderen Seite könnten besonders massive Goldketten dann verstärkt als Wertanlage betrachtet werden.

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