Paradoxe Präferenzen Generation Z will „Sparbuch mit Lotto-Effekt“

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Wenn es ernst wird, fragen die „Z-ler“ lieber Mama und Papa

Dabei lechzt die Jugend förmlich nach Börsenwissen: Etwa drei Viertel der unter 25-Jährigen empfinden Finanzinformationen als „wichtig“ oder „sehr wichtig“, 84 Prozent fordern mehr Wirtschaftsthemen in der Schule. Zwar erhofft sich laut Studie des Bundesbankenverbands mehr als jeder zweite befragte „Z-ler“ Wirtschaftsinformationen vor allem von den Medien und etwa jeder Dritte von seiner Bank – die endgültige Anlageentscheidung fällt er aber meist erst nach Rücksprache mit seinen vertrautesten Beratern: Mama und Papa. Die Familie ist den jungen Leuten besonders wichtig, über 70 Prozent geben an, dass familiärer Zusammenhalt ihr Leben „stark“ oder „sehr stark“ beeinflusst – das zeigen Schnetzers Umfrage-Ergebnisse. „Die Eltern sind der sicherste Fels in der Brandung“, sagt der Jugendforscher. „In Finanzfragen ist man konservativ und holt gerne deren Ratschlag ein.“

Doch auch nach elterlichen Beratungsterminen hadert die Generation Z mit ihrer endgültigen Investitionsentscheidung. „Digital Natives möchten sich nicht binden“, sagt Tabino. Ihr Wunsch nach Freiheit mache sich auch in Ihrem Anleger-Profil bemerkbar: „Lange Laufzeiten schrecken ab“, sagt der Experte. Auf ihr Geld möchten die jungen Leute zugreifen können, wie auf ihre Apps: Unangekündigt, spontan und in Echtzeit. Aus diesem Grund seien auch Girokonten so beliebt.

von Jan Guldner, Christian Schlesiger, Peter Steinkirchner

Zudem verstärke das Internet die Angst vor falschen Entscheidungen: In dem heutigen „Supermarkt an Anlageformen“ und der Möglichkeit, durch das Internet immer mehr Informationen abzurufen, sei es heute ungleich schwerer, Alternativen gegeneinander abzuwägen. „Junge Leute treffen am liebsten gar keine Entscheidung, oder eine, bei der sie sich auch danach noch möglichst viele Optionen offenhalten können“, erklärt der Experte.

Schnelllebige Kommunikationsdienste verschärften diesen Drang: „Wer mit WhatsApp aufgewachsen ist, ist es gewohnt, Verabredungen wenige Minuten davor noch absagen zu können“, sagt Tabino. „Viele Entscheidungen, die junge Menschen treffen, sind nicht bindend. Sie sind es gewohnt, sie nachträglich noch reversibel zu machen.“

Man kann nicht alles haben - oder doch?

In einer Welt, die sich laufend im Umbruch befindet, strebt die Generation Z also nach Sicherheit, Struktur und Ordnung. Andererseits möchte sie nichts an ihrer Freiheit einbüßen – ein Paradoxon, auch mit Sicht auf existente Finanzprodukte.

Die Lösung? „Am ehesten könnte man dem Anforderungsprofil der Generation Z vielleicht noch mit einem ETF-Sparplan gerecht werden“, sagt Schnetzer. Wobei die Junganleger auch hier ihr Kapital langfristig binden müssten, um über die Jahre vom Schneeballeffekt zu profitieren. Voraussetzung: Man glaubt an eine positive Wirtschaftsentwicklung – und der aktuelle Zukunftsoptimismus unter den 14- bis 24-Jährigen ist laut Studie des Bundesverbands deutscher Banken sogar niedriger als im Nach-Krisenjahr 2009.

Sieht so aus als müsse das optimale Finanzprodukt für „ Z-ler“ erst geschaffen werden – und Schnetzer hat da auch schon eine Idee: „Wie wäre es mit einem Sparbuch mit Lotto-Effekt?“. Jeder, der bei der Bank ein Konto hat, nimmt hier automatisch regelmäßig an Lottoziehungen teil. In leicht abgewandelter Form bieten regionale Sparkassen das Los-Sparen – ehemals PS-Sparen – bereits seit einigen Jahren an. Das Risiko geht gegen Null - entweder man gewinnt oder eben nicht. „So hat man die Chance auf hohe Gewinne, ohne dabei aktiv was tun zu müssen“, sagt der Jugendforscher. Der Vorteil: Auch entscheiden muss man sich nicht. Das übernimmt der Zufall.

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